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Die Lady mit der Feder - Roman

Die Lady mit der Feder - Roman

Titel: Die Lady mit der Feder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley Anke Koerten
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»Und jetzt tiefer, bis Ihr meine Hände berührt.«
    Er tat, wie ihm geheißen.
    »Denkt an dieses Gefühl«, sagte sie zurücktretend. »Und jetzt versucht dies.«
    Sie nahm die Stellung ein, die sie von ihm gefordert hatte. In die Höhe schnellend hob sie das linke Bein und schwang es vorwärts. Die Fußkante traf den Humpen, der scheppernd hinter den Zaun fiel. Sie landete so leichtfüßig wie möglich, doch schoss ein grausamer Schmerz durch ihren linken Fuß. Sie schenkte ihm keine Beachtung. Zur Selbstverteidigung gehörte es, sich von Schmerzen nicht ablenken zu lassen.
    »Das soll ich nachmachen?« Er schüttelte mit bedauerndem Lächeln den Kopf. »Nach tausend Versuchen könnte es vielleicht glücken.«
    »Ich glaube, ich musste es mindestens so oft üben.« Die Hände hinter sich verschränkend sagte sie: »Es ist die Bewegung, mit der ich den Sheriff ins Knie traf. So hoch zielte ich mit meinem Fuß gar nicht.«
    »Kein Wunder, dass Gamell jetzt humpelt.«

    »Diese Taktiken im Verein mit anderen Waffen verschaffen einem gegenüber anderen Kämpfern einen Vorteil.«
    »Auch einer Kämpferin?«
    »Besonders einer Kämpferin.« Sie kostete die Kameradschaft zwischen ihnen aus. Sie wünschte, es würde ihr genügen, doch wollte sie sich nichts vormachen. Sie sehnte sich danach, dass er sie die Wunder lehrte, die Mann und Frau teilten.
    Er blickte auf ihren Fuß hinunter. »Ihr solltet vorsichtig sein.«
    »Das bin ich immer.«
    »Ja, aber jetzt ganz besonders.« Er zog seine Tunika aus und enthüllte, dass er über einem wattierten Wams ein Kettenhemd trug. Er fiel auf ein Knie, um den Panzer über den Kopf zu ziehen, und ließ ihn auf den Boden fallen, dass die Kettenglieder klirrten. Dann richtete er sich auf und zog seine Tunika wieder über das gefütterte Hemd. »Bis nach Lincoln sind es noch einige Tage. Ihr müsst bei der Ankunft gesund sein.«
    »Das werde ich. Meine erste Pflicht - und die Eure ebenso - ist es, König und Königin zu dienen.«
    Er hob das schwere Kettenhemd auf und legte es über den Zaun, der unter dem Gewicht ächzte, das er scheinbar mühelos getragen hatte. »Ihr braucht mir nicht zu sagen, was ich sehr gut weiß. Ich habe meine Pflicht nie vernachlässigt. Wenn mich der König wieder ruft, werde ich nicht zögern, dem Ruf zu folgen.«
    »Sagtet Ihr nicht, dass Ihr hofft, der Aufruf zum Kampf würde nie wieder ergehen?«
    »Hofft Ihr das nicht auch?«

    »Doch.«
    Er bewegte seine Finger und sah Isabella an. »Und jetzt zeigt mir, wie Ihr Weirton zu Fall brachtet, dass er wie ein Käfer zappelnd auf dem Rücken liegen blieb.«
    Isabella ermahnte Jordan, er solle wegen seiner Stiche vorsichtig sein, schonte ihn andererseits aber nicht, als sie ihm die einzelnen Schritte zeigte, die dazu führen sollten, jemanden auf dem Boden landen zu lassen. Er versuchte ihre Bewegungen nachzuahmen und stellte unzählige Fragen. Immer wieder versuchte er, sie zu Fall zu bringen. Und immer wieder hinderte sie ihn daran und ließ ihn auf dem Rücken landen. Er stand wieder auf und zeigte, dass er zu einem neuen Versuch bereit war, bis sie ihn mindestens zum zehnten Mal zu Fall gebracht hatte. Diesmal blieb er liegen.
    Isabella kniete nieder und strich über sein Haar, das von der Anstrengung feucht geworden war. »Für das erste Mal reicht das.«
    »Nicht ein einziges Mal konnte ich Euch umwerfen.« Er drehte sich auf den Rücken. »Ist Euch klar, wie schmählich es für einen kampferprobten Krieger ist, von einer Frau bezwungen zu werden?«
    »So schmählich, wie es für mich wäre, von Euch bezwungen zu werden.«
    Er lachte leise auf. »Das ist nur fair. Jetzt verstehe ich, warum die Wahl für diesen Auftrag auf Euch fiel.«
    Sie blickte zu den ersten Sternen auf, die die Dämmerung durchbrachen. »Es erschien mir so einfach, als mich die Äbtissin bat zu beschaffen, was die Königin suchte.«
    »Meine Tante und nicht die Königin äußerte das Ansinnen?« Er setzte sich auf und sah sie an.

    »Der König lässt die Königin genau beobachten. Sie benutzt Mittelsmänner, um ihre Wünsche kundzutun.«
    »Ihr seid der Königin nie begegnet?«
    »Nein.«
    »Dann steht Euch noch etwas Besonderes bevor, Isabella.«
    »Ihr kennt sie?«
    Er nickte. »Ich war damals ein Kind, aber ich weiß noch genau, wie penibel meine Eltern auf jede Einzelheit bedacht waren, als die Königin eine Nacht auf La Tour verbrachte. Damals konnte ich von weitem einen Blick auf sie werfen. Sie war die bemerkenswerteste

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