Die Lady mit der Feder - Roman
Frau, die ich jemals sah.« Er zwinkerte. »Bis ich Euch begegnete.«
»Jordan, spart Euch die Komplimente für Lady Odette. Keine Frau auf der Welt könnte sich mit der Königin messen.« Sie legte ihre Hand auf den Magen, als dieser knurrte. »Es ist längst Zeit fürs Abendessen.« Sie stand auf und reichte ihm die Hand. Als er sie ergriff, zuckte er zusammen. »Schmerzen?«
»Ihr habt mich wohl einmal zu viel zu Boden geschickt.«
»Glaubt Ihr, dass Ihr um den Schlaf kommen werdet?«
Er streckte den Arm und verzog das Gesicht, als er aufstand. »Es fühlt sich an, als sei jeder einzelne Stich gerissen.«
»Lasst mich nachsehen.«
Er hinderte sie daran, nach seiner Tunika zu greifen. »Nein, Isabella, das wäre nicht klug.«
Sie wollte schon sagen, dass sie wüsste, wie man Wunden untersucht, ohne jemandem Schmerzen zuzufügen, hielt aber den Mund. Er warnte sie vor der Gefahr, ihn zu berühren. Auch eine züchtige, gut gemeinte Berührung mit den Fingerspitzen,
die auf seine Haut auftrafen, konnte ein Inferno entfesseln.
Sie griff in ihren Sack und zog ein Päckchen mit einem aufgestickten blauen Kreuz heraus. »Nehmt nur ganz wenig von dem Pulver in ein Glas Wein.« Sie drückte ihm das Päckchen in die Hand. »Nur eine Prise zwischen zwei Fingern, da es sonderbare Phantasien hervorrufen kann. Es lindert Schmerzen und lässt einen schlafen.«
»Es gibt eine andere Möglichkeit, meine Schmerzen zu lindern.« Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und zog es an sich. »Mir wäre lieber, du würdest mir ein Stück von dir verschreiben.«
»Du weißt, dass es unmöglich ist«, flüsterte sie, auch als ihr Körper sie drängte, dem Taumel nachzugeben, den seine Augen verhießen.
»Nicht ganz unmöglich. Du brauchst nur ja zu sagen.«
»Und was dann?«
Er glitt mit seinem Mund über ihre Lippen. »Du kennst die Antwort darauf, Isabella.«
Allerdings. Sie entzog sich seinen Armen, schob die Träger ihres Sackes über ihre Schulter und durchschritt das Tor.
Ihr ganzer Körper, wenn auch nicht ihr Verstand, sehnte sich danach, zu ihm zu gehen. Als sie die Tür der Schänke erreichte, lief sie bereits. Sie lief die Treppe hinauf, betrat das Zimmer, das sie mit Lady Odette teilte, und schloss die Tür.
An die Tür gelehnt, sank sie zu Boden. Wie lange konnte sie seinen leidenschaftlichen Küssen noch widerstehen? Sie kannte die Antwort. Solange sie musste.
Schlafen war unmöglich. Isabella hatte Hunger, da sie nicht zum Abendessen erschienen war, doch war es nicht ihr knurrender Magen, der sie wach hielt. Ihre Gedanken schweiften immer wieder ab, und sie sah Jordans vor Leidenschaft lodernde Augen vor sich. Als er sie vor dem Hauptturm von La Tour in den Armen gehalten hatte, hatte es keinen Gedanken an Gut oder Schlecht gegeben. Es hatte nur das Verlangen gegeben. Das Verlangen nach seinen Küssen, nach seiner Berührung, nach allem, was sie teilen konnten, ein Verlangen, genährt von dem Wissen, dass die kühnsten Phantasien vom Aufruhr ihrer Gefühle in seiner Umarmung übertroffen würden.
»Schluss damit«, befahl sie leise.
Sie stopfte das dünne Kissen unter ihren Kopf und versuchte, es sich auf dem Boden bequem zu machen. Lady Odette hatte das Bett beansprucht, den Eichhörnchenkäfig auf eine Seite gestellt und sich selbst auf die andere Seite gelegt. Anstatt zu streiten, hatte Isabella sich glücklich geschätzt, eine Decke ergattern und diese auf den Boden breiten zu können.
Aber der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Wenn sie in der Abtei schlaflos dagelegen hatte, war sie in die Scheune gegangen und hatte an Experimenten gearbeitet, da sie wusste, dass sie ungestört bleiben würde.
Sie stand auf und sah zu dem Bett hin, in dem Lady Odette leise schnarchte. Rasch zog sie sich an und unterdrückte ein Stöhnen, als sie ihren verletzten Fuß in den zerrissenen Stiefel zwängte. Sie tastete im schwachen Mondlicht nach dem Sack und schlich hinaus.
Isabella warf einen Blick auf die Tür gegenüber und lief die
Treppe hinunter und aus dem Haus. Verweilte sie länger, würde Jordan womöglich öffnen. Konnte sie wieder nein sagen?
Die Nacht war kühl und feucht, als sie eine der Laternen neben der Tür herunterhob. Sie hatte keine Ahnung, wie die Substanzen unter diesen Bedingungen reagieren würden, da sie immer bemüht gewesen war, ihre Scheune sauber und trocken zu halten. Einige Grundstoffe eruptierten geradezu, wenn man Wasser hinzufügte, und sosehr sie sich abmühte, hatte sie
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