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Die Lady mit der Feder - Roman

Die Lady mit der Feder - Roman

Titel: Die Lady mit der Feder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley Anke Koerten
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sagte er: »Ich hätte wissen müssen, dass es nicht wirklich sein kann, da du doch so offen in deiner Leidenschaft warst und dich nicht hinter Pflichten und Verpflichtung verstecktest. Du warst beflissen und kühn und berührtest mich, wie ein Mann berührt werden möchte. Als du dich über mich beugtest und deine nackten Brüste sich an mich pressten und mich anflehten, dich zu lieben, hätte ich wissen müssen, dass es nur Täuschung war.«
    Er ging ein Stück weiter, auf das umzäunte Gelände zu, wo sie ihm ein paar der von Nariko erlernten Tricks beigebracht hatte, und schlug mit geballten Fäusten auf das Tor. Anspannung sprach aus jedem Zoll seines Körpers. Nicht nur Anspannung, sondern auch Kummer. Isabella war verwundert, dass ihr Tränen in die Augen stiegen, als sie wegblickte. Sie war von seinen Worten schockiert … und von ihrer Reaktion darauf. Ihre Finger hatten geprickelt, als er davon gesprochen hatte, wie sie ihn berührte. Als er schilderte, wie ihre nackte Haut an seiner lag, hatte es ihr den Atem geraubt.
    Nun stand er da, die Schultern so tief gebeugt, als lasteten die Mauern von La Tour auf ihnen. Sie kannte Jordan erst seit ein paar Tagen, in dieser Zeit aber hatte sie ihn zu oft unglücklich gesehen. Sein freudiges Lächeln war so schön gewesen, und jetzt war es verschwunden. Wie sehnte sie sich danach, ihm die Freude zu bringen, die sie erlebt hatte, als ihr Experiment endlich glückte! Als sie ihn fluchen hörte, wusste sie,
dass es nur einen Weg gab, ihn von seinem Kummer abzulenken. Sie konnte seine Phantasie wahr werden lassen.
    Er sah sie an und sagte: »Es war wundervoll, dich so zu halten, Isabella, auch wenn es nur die Heilkräuter waren, die die Bilder in meinem Kopf entstehen ließen.«
    »Wir sollten darüber nicht mehr sprechen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es nicht wirklich war.«
    »Was ist schon wirklich? Das Leugnen dessen, was wir wirklich empfinden?«
    »Das müssen wir.«
    »Ich bin kein Mönch, der gelobte, Freuden in jeglicher Form zu entsagen.«
    Verletzt von seinem brutalen Ton, schlug sie zurück. »Nein, du bist ein Mann, der Angst hat, etwas anderes als Lust und Trauer und Schuld zu empfinden. Wenn das alles ist, was du fühlen kannst, Jordan, dann tust du recht, es zu leugnen. Ich fühle Freude und Hoffnung und Erregung und Liebe, und ich werde alles dies so voll und ausgiebig empfinden, wie ich will.«
    Sie ließ ihm nicht die Chance einer Antwort. Nichts, was er sagte, konnte den Abgrund überbrücken, der sich zwischen ihnen aufgetan und ihr Glück verschlungen hatte.

16
    D ie Stadt Lincoln erschien Isabella auf den ersten Blick geradezu verwirrend, so dass sie erst gar nicht wusste, in welche Richtung sie zuerst schauen sollte. Läden verschiedenster Art drängten sich dicht an dicht mit den Reetdächern der Fachwerkhäuser an der Hauptstraße, während jener Stadtteil, in dem die Schlachter ihre Läden hatten, etwas versteckt und abseits lag. Kirchen, deren eckige Türme über ihren Dächern aufragten, waren Wahrzeichen eines jeden Viertels.
    Isabellas Blick galt vor allem den Doppeltürmen an der Westfront der imposanten Kathedrale. Erhöht gelegen, thronten Kathedrale und Lincoln Castle eindrucksvoll über der Stadt. Der große Turm der Burg, der die Wolken zu streifen schien, krönte den imposanten Anblick.
    Sie hätte ihn gern noch länger bewundert, musste aber ihre Aufmerksamkeit darauf verwenden, ihr Pferd durch die belebten Straßen zu lenken. Der Markt lag am Fuß des Hügels direkt an der Stadtmauer. Gerüche der Fisch- und Geflügelstände stiegen ihr in die Nase, als Lord Weirton ihnen bedeutete, sie sollten ihm eine steil bergauf führende Straße in Richtung Burg und Kathedrale folgen.
    Isabellas Herz schlug so erregt, dass sie schon fürchtete, man würde es ihr ansehen. »Wir sind da«, hauchte sie. »Endlich sind wir da.«
    »Habt Ihr geglaubt, ich würde mein Versprechen nicht halten?«, fragte Jordan neben ihr.
    »Nein«, erwiderte sie hastig und versuchte ihr Erstaunen
zu verbergen, weil er mit ihr redete. In den vergangenen vier Tagen hatte er nicht einmal ein halbes Dutzend Worte an sie gerichtet. Auch als sie am Tag zuvor die Fäden seiner Stiche gezogen hatte, hatte seine einzige Äußerung sich auf ein knappes »Danke« beschränkt. Sie hatte getan, als würde es ihr nichts ausmachen, doch wurmte seine Kühle sie ebenso wie ihr Unvermögen, die kontrollierte Explosion erneut durchzuführen. Schließlich hatte sie nichts verbrochen,

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