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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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Warnung angedeutet hatte?
    Bald würde ihre Aufgabe erfüllt sein, während jene Tarrans erst richtig begann. Er war gewillt gewesen, ihr beizustehen. Sie konnte ihn nicht daran hindern, seine Mission zu vollenden. Ebenso wenig aber konnte sie ihr Herz zügeln, das mit ihm gehen würde, ob er es wollte oder nicht.
    Tarran blieb vor einer schlichten Tür stehen. Er stellte sie hin, hielt sie aber weiterhin fest, während er einen verfärbten Messingklopfer anhob und gegen die Tür fallen ließ. Das dumpfe Geräusch hallte über den Hof. Als hätte sie ein Eigenleben, öffnete sich die schwere Tür.
    Ein Mausgesicht lugte hervor. Umgeben von einer dunkelbraunen Kapuze, wurde das Gesicht des Mannes von einem Backenbart fast verhüllt. Glänzende Augen von der gleichen warmen Farbe sahen sie mit freundlicher Neugierde an. Die Perlen an seinem schmalen Gürtel klimperten an der Kutte, während er zur Begrüßung lächelnd eine Hand ausstreckte.
    »Gesegnet seien alle, die an unsere Tür klopfen. Was ist Euer Begehr?«, fragte er.
    Tarran hielt Elspeths Schultern umfasst, als er antwortete: »Wir suchen Zuflucht vor der kommenden Nacht.«
    »Wie viele seid ihr?«
    »Wir sind fünf und führen zwei Ochsen mit uns. Dazu habe ich einen Falken bei mir. Wenn es hier Stallungen gibt, kann er dort Unterkunft finden.«
    Das Lächeln des Klosterbruders wurde breiter. »Ein Falke? Wir haben einen Taubenschlag. Wenn Ihr ihn dorthin bringt, gäbe es morgen tote Tauben. Keine Angst, wir finden ein Plätzchen für ihn.«
    Er machte die Tür weiter auf. »Tretet ein. Ich werde veranlassen, dass einer meiner Mitbrüder Euren Karren und die Tiere in den Stall bringt. Dort könnt Ihr Euch um Euren Falken kümmern.«
    »Danke.« Tarran versetzte Elspeth einen kleinen Stoß, als der Mönch zur Seite trat.
    Elspeth trat auf einen glatten Steinboden, während Tarran dem Mönch ihre Namen nannte. Der Duft der in Nischen entlang des Korridors brennenden Kerzen erinnerte sie an ihr Kloster. Das gedämpfte Geräusch schlichter Hausschuhe und das Klirren von Perlen empfing sie wie eine Umarmung zum »Willkommen daheim«.
    Tarrans Arm umfing sie fester, als der Mönch ihnen bedeutete, ihm zu folgen. Verwundert registrierte sie, dass Tarrans Miene wieder zu einer ausdruckslosen Maske geworden war. Was konnte ihn hier in der Priorei so erbittern?
    »Wir hätten in der Burg um Unterkunft bitten sollen«, murmelte Seith hinter ihr.
    Kei machte sich nicht die Mühe, seine Stimme zu senken. »Wenn sie hierbleibt, können wir immer noch zur Burg gehen. Du brauchst nicht hierzubleiben, wo …«
    »Still!«, fuhr Tarran ihn an. »Ich sagte schon, dass ich keine Einwände gegen meine Entscheidungen dulde.«
    Seine Männer wechselten wachsame Blicke, gaben aber nach.
    Elspeth staunte. Dass seine Männer ein zweites Mal gegen einen Befehl aufbegehrten - dass sie seinen Befehl schon in Frage gestellt haben mussten, als sie bewusstlos war -, war unvorstellbar.
    Regen prasselte gegen Fenster entlang des Ganges, während sie dem Bruder folgten, dessen dunkle Kutte mit den Schatten verschmolz. Keine bunten Glasfenster milderten die strenge Schönheit des Baues. Wohin sie auch blickte, sah sie blanken Stein. Sogar die Bänke vor den Fenstern waren aus grauem Stein.
    Als er eine Tür öffnete und zurücktrat, sagte der Bruder: »Wenn Ihr hier mit Eurer Lady wartet, Mylord, lasse ich einen Bruder aus dem Vorratsraum rufen.«
    »Danke, Bruder …«
    »Leopold«, antwortete dieser lächelnd. »Wenn Eure Männer mit mir kommen, bringe ich sie dorthin, wo sie bis zum Abendbrot ruhen können.«
    Beim Betreten der Kammer glaubte Elspeth fast, in St. Jude’s Abbey zu sein, so sehr erinnerte sie der karge Raum mit der einfachen Schlafstatt und der Schüssel auf dem Boden an ihre Zelle. Nur der Schrank neben der Tür war hier größer. Wäre ein Ständer für ihren Stock vorhanden gewesen, sie hätte sich in ihr Kloster versetzt gefühlt.
    »Du solltest dich hinsetzen«, sagte Tarran, der sie zum Bett schob.
    Es war zu schmal, um für sie beide Platz zu bieten, bemerkte sie voller Bedauern. Sie setzte sich und versuchte, zu Atem zu kommen. Bis zu diesem Moment war ihr entgangen, dass sie keuchte, als würde sie wieder mit dem Riesen kämpfen.
    »Warum sind deine Leute so verdrießlich?«, fragte sie.
    »Wie würdest du an ihrer Stelle entscheiden, wenn es darum geht, ob du in einer Burg mit willigen Mädchen oder in einer Priorei mit Keuschheitsgebot nächtigen sollst?«
    Sie

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