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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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sicher, dass Ihr in Gesellschaft einer Frau gewohnt seid, auf einen viel längeren Stock zurückzugreifen.«
    Der Lord lachte schallend. »Seht Euch vor, ap Llyr. Sie nimmt genau Maß an einem Mann.« Er neigte den Kopf und sagte: »Wenn Ihr hier fertig seid, würde ich gern das Frühstück mit Euch einnehmen. Kommt in die große Halle. Jemand wird Euch zu mir führen.«
    Elspeth nickte, obwohl sie nicht beabsichtigte, das Frühstück oder etwas anderes mit ihm zu teilen. Sobald die Männer gegangen waren, konnte sie in ihrem Training fortfahren, bis alle bei Tisch saßen. Dann würde sie sich in Rhans Kammer schleichen.
    Fürst Tarran folgte ihm nicht, als der Lord fortging. Schweigend stand er da, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Fast hätte man glauben können, in ihm sei nicht mehr Leben als in dem ausgestopften Sack auf der Stange. Wenn er nichts sagte, würde sie sprechen. »Warum habt Ihr Lord de la Rochelle angelogen?«
    Er tippte auf ihren Stock. »Närrin! Ihr habt wirklich keine Ahnung?«
    »Wenn Euch und Eure Männer der Glaube tröstet, dass es nicht meine Geschicklichkeit war, die Iau ap Mil bezwang, dann glaubt meinetwegen die Geschichten, die Ihr erfindet. Ich weiß, dass Waliser gern fabulieren, doch hätte ich nicht gedacht, dass dies Lügen mit einschließt, Lügen über eine Wahrheit, die wir beide kennen. Ich …«
    Er packte den Stock zu beiden Seiten ihrer Hände. Mit einer einzigen raschen Bewegung hob er ihn bis unter ihr Kinn. »Still jetzt, Weib!«, knurrte er, sein Gesicht dicht vor ihrem.
    Sie versuchte, den Stock hinunterzudrücken, doch er war zu stark. Sie trat einen Schritt zurück. Er desgleichen. Wieder wich sie zurück. Er hielt den Abstand. Sie japste, als sie gegen die Stange stieß. Es gab kein Ausweichen, weder nach rechts noch nach links.
    Sie hob ihr Kinn und begegnete seinem Blick, der nicht mehr kühl war, sondern vor Zorn loderte.
    »Ihr habt mir eine Frage gestellt«, sagte sie zähneknirschend.
    »Eine Frage, die nur ein Ja oder Nein erfordert hätte.«
    »Ich gab Euch die Antwort, die ich für angemessen hielt. Wenn es Euch nicht passt, könnt Ihr …« Sie würgte, als er den Stock als stille Warnung gegen ihre Kehle drückte.
    Ihre Nasen stießen fast aneinander. Außer seinem eindringlichen Blick konnte sie nichts sehen. »Denkt an meine Worte und hütet Euch vor unserem Gastgeber. Er hat Fragen gestellt.«
    »Worüber?
    »Über Euch.«
    »Das dachte ich mir.« Vermutlich glühten ihre eigenen Augen nun vor Zorn. Vielleicht plapperte sie zu viel, doch waren Fürst Tarrans Antworten zu knapp und reizten sie zu immer weiteren Fragen. »Was wollte er wissen?«
    Er senkte den Stock eine Handbreit unter ihre verletzliche Kehle. »Er wollte wissen, ob wir ein Liebespaar sind.«
    Sie lachte und wusste sofort, dass sie es bereuen würde, als sie seine finstere Miene sah, doch konnte sie nicht anders. Wenn ein anderer angedeutet hätte, Elspeth Braybrooke, Tochter fahrender Gaukler und nunmehrige Lady von St. Jude’s Abbey, könnte das Bett eines walisischen Fürsten teilen, hätte sie ihn für verrückt erklärt.
    »Verzeiht. Ich hätte nicht lachen sollen, aber allein der Gedanke, dass …«
    Seine Stirn furchte sich noch stärker.
    Sie musste es anders versuchen. »Ihr müsst zugeben, dass es eine lächerliche Vorstellung ist.«
    Wieder neigte er sich ihr zu. »Ist es das?«
    »Ja! Wir kennen uns erst seit gestern, und Ihr habt aus Eurer Verachtung für alles, was ich tue und sage, kein Hehl gemacht. Bei jeder Gelegenheit zeigt Ihr mir den Rücken und tut mich ab wie ein lästiges Insekt. Ihr habt mich zwar gefragt, ob ich mit Euch weiterreisen möchte, aber nur aus Sorge um Vala, und nicht, weil Ihr …«
    »Still!« Er trat näher. Sie drückte sich wieder gegen die Stange.
    Sie wagte kaum zu atmen. Jede Bewegung würde dazu führen, dass sie seine harte Brust berührte. Seine starken Beine waren an ihrem Rock, und plötzlich wurde ihr jeder männliche Aspekt an ihm bewusst. »Aber Ihr habt mich gefragt …«
    Sein Mund drückte sich auf ihren und drängte ihren Kopf zurück an die Stange. An seinem Kuss war nichts Sanftes. Sie wollte ihren Kopf abwenden, nicht gewillt, sich von seinem Zorn überwältigen zu lassen. Er entriss ihr den Stock und warf ihn beiseite.
    Mit ihren nun freien Händen stemmte sie sich gegen seine Brust und trat ihn zugleich ans Schienbein. Als er einen Fluch herausbrüllte und sein Griff kurz nachließ, schlüpfte sie zwischen ihm und

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