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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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die Glut aus.
    »Nun … kannst du es?«, raunte er.
    »Ja.« Ihre Stimme war leise wie seine. »Ja, ich kann es.«
    »Bist du sicher?«
    »Ich denke schon.«
    »Zweifel?« Sein Ton verriet eine Andeutung von Belustigung, die sie von ihm noch nie gehört hatte. »Dann sag mir, ob du es auch noch kannst, wenn er das macht?«
    Er nahm ihre Lippen in Besitz, sanft diesmal. Es überwältigte sie und brachte ihre Sinne ins Taumeln, als hätte man sie umgeworfen. Seine Finger strichen über ihre Wangen, durch ihr Haar. Er neigte ihren Kopf zurück, als er den Kuss vertiefte, bis sie an seinem Mund keuchte. Als seine Zunge über ihre Lippen strich, konnte sie sich nicht vorstellen, ihm die innersten Geheimnisse ihres Mundes oder was immer er forderte vorzuenthalten. Seine Zunge glitt in ihren Mund, und sie legte die Arme um seinen Nacken.
    Er zog sich zurück, sie aber nicht. Bewegte sie sich nur einen Wimpernschlag, würde das herrliche Gefühl schwinden. Unter ihren Fingerspitzen lockte feines Haar zur weiteren Erkundung. Sein Atem war langsam und tief, während seine Brust sie streifte, ihrer aber schnell, als hätte sie Llech-lafar durch ganz Wales geschleppt.
    Llech-lafar ! Elspeth ließ die Arme sinken und trat zurück. Sie drehte sich nach der Stange um, an der zerfetzter Stoff flatterte. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie er die Hand nach ihr ausstreckte und wieder zurückzog.
    »Habt Dank für Eure Besorgnis, Fürst Tarran.« Fast wäre sie an seinem Titel erstickt. Er war ein Fürst. Sie hätte einen Fürsten nicht küssen sollen … es sprachen unzählige Gründe dagegen. Der wichtigste war, dass ihr einziger Anspruch auf den Titel Lady von ihrer Zugehörigkeit zur Abtei herrührte. »Seid versichert, dass ich sehr gut imstande bin, mich vor Lord de la Rochelle zu schützen.« Du bist es, vor dem ich mich nicht schützen kann.
    »Wenn Ihr sicher seid …«
    »Das bin ich.«
    »Nun, dann habe ich Euch lange genug vom Training abgehalten.« Er neigte den Kopf und schritt durch den Torbogen.
    Sie griff nach ihrer Waffe und erschrak, als sie sah, wie ihre Finger zitterten. Dann hob sie die Stelzen auf und hielt die drei Stöcke an die Brust gedrückt, doch auch jahrelange Übung vermochte ihr heftiges Herzklopfen nicht zu beruhigen, als sie sich mit aller Kraft zurückhalten musste, Fürst Tarran nicht zurückzurufen.

6
    Tarran zog eben seinen linken Stiefel an, als Seith ap Mil in den Raum polterte, in dem sie die vorige Nacht verbracht hatten. De la Rochelle hatte sich als großzügiger Gastgeber gezeigt und ihnen ein eigenes Gemach zugewiesen, anstatt sie in der großen Halle schlafen zu lassen. Der Raum war der beste, den sie seit dem Verlassen von Kastell Gwalch Glas bewohnt hatten. Neben einem Bett mit Baldachin zum Schutz gegen eventuell von der Decke fallende Mäuse und anderes Ungeziefer gab es für seine Männer frisch gefüllte Strohsäcke. Der Duft nach Heu und Kräutern, der in der Luft lag, wurde von der Brise, die mit dem Regen durch das einzige Fenster hereinwehte, im Raum verteilt. Das Fensterbrett war so tief, dass das Wasser sich darauf sammelte, anstatt auf den Boden zu fallen.
    Wäre er mit Heliwr allein unterwegs gewesen, hätte er einen Weg gefunden, den Falken vor dem Unwetter zu schützen, und wäre bei Tagesanbruch nach Süden geritten. Verzögerungen waren nicht nach seinem Geschmack, doch war es bis nach Tyddewi nicht mehr weit. Und von der Stadt mit der Kathedrale war es nicht weit an die Südküste, wo man ein Boot nach Lundy Island nehmen würde. Dort lag die neue Flotte, die sich rüstete, westwärts zu segeln, und dort würde es ihm vielleicht glücken, den genauen Aufenthalt von Bradwr ap Glew in Erfahrung zu bringen.
    Sein Freund Seith ging auf ihn zu, wobei seine Stiefel weitere Düfte aus den Binsen auf dem Boden aufsteigen ließen. Tarran betrachtete ihn aufmerksam. Seiths Doppelkinn wabbelte vor Empörung bei jedem Schritt.
    Auf einen Wutausbruch gefasst, da Seith seine Gefühle niemals zügelte, stellte Tarran den Fuß auf den Boden und bemühte sich, seine Zehen an der verrosteten und hinderlichen Schnalle vorbeizuzwängen.
    »Hast du den letzten Rest Verstand verloren?«, fuhr Seith ihn an.
    »Ich wusste gar nicht, dass mir auch nur ein Funken abhanden kam.« Er stand auf und versuchte, seine Zehen ein Stückchen nach vorne zu schieben.
    »Beim Vorderzahn des heiligen David, Tarran! Seit Addfwyns Tod bist du nicht du selbst. Wir trugen deine Trauer mit. Wir gelobten, dir zu

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