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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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den Feuerstellen ausgestreckt, um bis zum Sonnenaufgang zu schlafen.
    Sie hätte Fürst Tarran nicht berühren sollen. Hatte sie denn nicht gewusst, wie beunruhigend es war, ihn zu berühren? Er war kein Freund. Er war ein mächtiger Mann, der niemals lächelte. Dennoch bewirkte die Berührung seiner Finger - und umgekehrt -, dass ihr Puls jagte.
    Es wäre vielleicht leichter gewesen, mit ihrer Reaktion auf seine Finger fertigzuwerden, wenn sie nicht gleichzeitig versucht hätte, Lord de la Rochelles Finger abzuwehren. Der Fürst hatte alles darangesetzt, sie immer wieder anzufassen. Und immer wieder war sie seinem Blick ausgewichen, weil dieser ihr andeutete, dass ihm ein viel vertraulicheres Gespräch vorschwebte. Behandelte er jede Frau so, die Kastell Glyn Niwl betrat?
    Bei allen Heiligen! Wäre Fürst Tarran ihr nicht in die Quere gekommen, hätte sie in die Burg hinein- und wieder herausgelangen können, ohne dem lüsternen de la Rochelle zu begegnen. Und warum hatte er nicht gesagt, dass er Fürst war? Schämte er sich, ein unehelicher Sohn und damit ein Bastard zu sein? Das war unsinnig, schließlich wurde er von seinen Landsleuten als Fürst anerkannt.
    Elspeth, die gehofft hatte, ihre Fassung wiedererlangt zu haben, wurde eines Besseren belehrt, als sie sich neben Vala setzte und die alte Frau sagte: »Kind, du zitterst ja. Stimmt etwas nicht?«
    »Nein, mir geht es gut.« Sie war froh, der Hochtafel den Rücken zuwenden zu können. Zusehen zu müssen, wie ihre Mutter die lüsternen Hände eines Lords hatte ertragen müssen, war schon grässlich genug gewesen. Nun aber erleben zu müssen, wie der Fürst sie ebenso gierig betastete, war noch ekelhafter. Wie hatte ihre Mutter es nur ertragen können?
    Vala schüttelte den Kopf. »Du bist aschfahl. Als du an der Mauer in Fürst Tarrans Armen lagst, hattest du mehr Farbe.«
    »Da war ich wütend!«
    »Das bist du jetzt auch. Du zitterst wie in dem Moment, als du auf eigenen Füßen Fürst Tarran gegenüberstandest.«
    Elspeth lächelte betrübt. »Danke für Eure Besorgnis, Vala, doch es geht mir gut. Oder, um ehrlich zu sein, mir wird es gut gehen, wenn ich Kastell Glyn Niwl hinter mir lasse.«
    »Ein reizendes Mädchen wie du wird überall Aufmerksamkeit auf sich ziehen.«
    Nicht, wenn ich zur St. Jude’s Abbey zurückkehre , wollte sie erwidern. Sie hatte ihr Leben dort immer geliebt, doch wie viel Freiheit sie innerhalb der Mauern genoss, hatte sie erst ermessen können, nachdem sie diese verlassen hatte.
    Als Elspeth keine Antwort gab, schob Vala ihr ein Tranchierbrett mit Brotstücken und Fragmenten von zerkochtem Fisch zu. »Vor vielen Jahren schon lernte ich, dass alle Probleme weniger unüberwindlich scheinen, wenn man etwas im Magen hat«, sagte die alte Frau mit sanftem Lächeln.
    Elspeth griff nach einem Stück Brot. Sie brach etwas davon ab und knabberte daran. Das Brot war frisch und köstlich. Sie musste sich zurückhalten, um es nicht hinunterzuschlingen. Die Wegzehrung, die sie von Cardigan mitgenommen hatte, war seit dem Vortag aufgebraucht.
    »Darf ich dir eine Warnung mit auf den Weg geben, Kind?«, fragte Vala.
    Sie nickte, den Mund voller schwerem Brot.
    »Iau ap Mil ist wie sein Bruder Seith ein ausgeglichener Mensch, doch trifft dies weder auf Kei ap Pebin noch auf seinen Vetter Gryn ap Dwnn zu. Wie du ihren Gefährten zugerichtet hast, missfällt ihnen gründlich.«
    »Ich weiß.« Sie griff nach einem Bierkrug und spülte das Brot mit Ale hinunter. »Das sagte Fürst Tarran bereits.«
    Offenkundig befriedigt lächelte Vala.
    »Habt Ihr mir das gesagt, um herauszufinden, was er äußerte?«, fragte Elspeth erstaunt.
    »Ich wusste, dass er es sagen würde, doch tut es gut, es bestätigt zu hören.« Nach einer kleinen Pause fragte sie: »Was sagte er dazu, dass du zwei seiner besten Männer gegen diese Bank krachen ließest?«
    Elspeth riss noch ein Stück Brot ab. »Nichts.«
    »Nichts?«
    »Er kam nicht darauf zu sprechen.« Sie ließ das Brot los, als sie sah, wie sie es zwischen den Fingern der geballten Faust zerdrückte. Als Fürst Tarran sie unter vier Augen hatte sprechen wollen, war sie sicher, dass er dahinterkommen wollte, wie sie es geschafft hatte, sich so behände von seinen zwei Männern zu befreien. Offensichtlich hatte er während seines Gesprächs mit Lord de la Rochelle nicht bemerkt, dass sie die Tricks benutzte, die Nariko ihr beigebracht hatte. Mit einem schnellen Griff nach der Hand und einer raschen Drehung hatte

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