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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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hoch steckte.
    »Lieber riskiert er, dass er es nicht schafft«, murmelte Tarran, als hätte sie ihre Gedanken laut ausgesprochen, »als dass Ihr ihn schlagt. Doch hat er nicht die Absicht zu versagen. Er will Euch gewinnen.«
    »Ich weiß.«
    »Und was werdet Ihr tun, wenn er gewinnt?«
    Sie schauderte und sagte nichts. Lord de la Rochelle konnte nicht gewinnen, wenn alles nach ihrem Plan ging. Wenn er es aber schaffte … Nein, das konnte sie nicht zulassen.
    Der Lord leerte noch einen Humpen Ale. Unter den aufmunternden Zurufen seiner Männer rannte er los und sprang. Sein Fuß stieß gegen die Stange, er landete mit lautem Aufprall auf den Knien, doch ließen Cors und sein Sohn die Stange nicht fallen.
    Man half dem Lord auf die Beine und reichte ihm den nächsten Humpen. Er kam hinkend auf sie zu und verbeugte sich. »Die Reihe ist an Euch.«
    »Ja, das ist sie.« Sie bedeutete den anderen, Platz zu machen. Dann ging sie zu der Stange, die fast auf Höhe ihrer Taille lag. Sie tat, als prüfe sie das Hindernis, und schenkte Cors und seinem Sohn ein ermutigendes Lächeln. Sie hätte ihnen raten sollen, den Stab loszulassen, falls der Fürst ihn berührte, doch konnte der Verlust eines Gönners wie Lord de la Rochelle ihren Hungertod bedeuten.
    Mit dem Ausruf »Los!« raffte sie ihren Rock so hoch, dass sie laufen konnte. Sie schnappte nach Luft, als sie am Arm gepackt wurde. In dem Versuch, sich zu befreien, verdrehte sie ihren Arm. Der Griff wurde nur noch fester, als Tarran vor sie trat.
    »Mylord«, sagte er zu dem Fürsten. »Ich habe noch einen Rat für sie, ehe sie springt.«
    »Genug der Worte.« Lord de la Rochelle stampfte wie ein Kind mit dem Fuß auf. »Soll sie am eigenen Leib spüren, wie töricht ihre Wette ist.«
    »Ihr werdet doch der Lady nicht eine faire Chance verweigern, der von ihr geäußerten Herausforderung nachzukommen, oder?«
    »Nein … Sagt ihr, was Ihr müsst«, gab Lord de la Rochelle nach kurzem Zögern von sich. Er ging zu seinen Leuten, die eifrig tranken.
    »Loslassen«, forderte sie, kaum dass der Lord ihnen den Rücken zukehrte.
    »Warum? Damit Ihr hinkt wie de la Rochelle?« Tarran zog sie näher zu sich heran. »Wenn Ihr das glaubt, Elspeth, dann denkt noch einmal nach. Er wird Euch keine Chance geben, Euch alles zu überlegen. Diesmal tat er es nur, weil ein echter Krieger seinem Gegner jede Chance einräumen muss, sich mit ihm gebührend zu messen.«
    »Lasst mich los«, flüsterte sie. »Ich weiß, was ich tue, und unser Gastgeber wird schon ungeduldig.«
    »Kann ich mir denken, weil er es kaum erwarten kann, Euch in sein Bett zu bekommen.«
    Sie reckte ihr Kinn. »Was Euch nichts angeht.«
    »Leider doch.«
    »Ach?« Ihr Herz pochte heftig in ihrer Brust. Hatte der Kuss auf dem Hof auch in ihm etwas entfacht?
    »Ich weiß, dass Ihr glaubt, Ihr könntet alles allein durchstehen, und das mag zuweilen auch der Fall sein, aber nicht heute Abend.«
    Ihr Herz sank mit einem traurigen Schlag. »Hört endlich auf, so zu tun, als wäret Ihr mein vom Himmel gesandter Schutzengel, nur weil Ihr mich aufgefangen habt, nachdem Ihr mich von der Mauer gerissen habt.«
    Er fasste mit der anderen Hand unter ihr Kinn. »Elspeth, ich übernahm in dem Moment die Verantwortung für Euch, als es sich zeigte, dass Ihr jemanden mit gesundem Menschenverstand braucht, der über Euch wacht.«
    »Ich besitze selbst gesunden Menschenverstand!« Sie wehrte sich dagegen, sich an ihn zu schmiegen, während seine Finger ihr Kinn umschlossen. So leicht konnte sie Lord de la Rochelle, die absurde Herausforderung und sogar den gesunden Menschenverstand selbst vergessen, während sie in sein Haar fasste und seinen Mund zu sich zog.
    »Bewiesen habt Ihr es nicht.«
    Zorn wallte von neuem in ihr auf. Nicht seiner kühlen Worte wegen, sondern weil er für das Verlangen, das in ihr wie ein heftiger Sturm tobte, nicht empfänglich schien.
    Sie packte seinen Arm und schob seine Hand weg, als sie ihr Kinn seinem Zugriff entzog. »Mein Plan sieht vor, dass ich mich unter dem Stab hindurchwinde.«
    »Darunter?«
    »Ich sagte, dass ich die Höhe, die er überspringt, überwinden würde. Ich sagte nicht, dass ich über den Stab springe. Ich werde unten durchkriechen.«
    Er äußerte etwas auf Walisisch, was sich für sie wie ein Fluch anhörte. »Und wie wird er Eurer Meinung nach reagieren, wenn Ihr ihm zeigt, was für ein Narr er ist?«
    »Er hat versucht, mich zur Närrin zu stempeln, indem er mich ständig

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