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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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formulieren.« Sie wandte sich an Cors und seinen Sohn. »Fasst beide den Stock an einem Ende und haltet ihn zwischen euch.« Mit einem Blick zur Hochtafel sagte sie: »Mylord, seht Euch dieses Hindernis zwischen den zwei Männern an. Ich behaupte, dass ich jede Höhe übertreffe, die Ihr über diesen Stock springt.«
    Er legte die Hände auf den Bauch und prustete los. »Ich bin über eineinhalb Kopf größer als Ihr. Es ist anzunehmen, dass Eure Beine nicht einmal so lang sind wie mein Unterarm.«
    »Das ist etwas, das Ihr nur annehmen könnt … im Moment.« Einen Ellbogen auf den Tisch stützend lächelte sie ihm zu. »Und wenn Ihr meine Herausforderung nicht annehmt, nehme ich an, dass Ihr heute Abend kein Interesse an anderen Vergnügungen habt.«
    Als der Lord mit einem lauten Schrei zu den Stufen stürzte, setzte Fürst Tarran über die Tischplatte hinweg und landete wenige Zentimeter vor ihr.
    Sie wich erschrocken zurück. »Was macht Ihr da? Ihr werdet Euch verletzen.«
    »Mir reicht dieser Unfug.« Fürst Tarrans Blick durchbohrte sie.
    »Dann geht!«
    »Ich soll Euch hier mit ihm zurücklassen?« Er deutete mit dem Daumen auf den Baron, der eben die Stufen heruntertaumelte.
    »Ich werde mit dem Baron schon fertig.«
    »Seid Ihr dessen so sicher, Elspeth?« Er packte sie an den Schultern. »Wenn Ihr Euch verschätzt habt, werdet Ihr meine Hilfe brauchen.«
    Wie auf ein Stichwort hin knurrte Lord de la Rochelle: »Ap Llyr, haltet Euch heraus.«
    »Ich wollte der Lady nur einen Rat erteilen. Ihr wollt doch nicht, dass sie sich heute Abend noch das Genick bricht, oder?« Er bedachte den Lord mit eisigem Lächeln.
    Elspeth zuckte zusammen. Sie war neugierig auf Fürst Tarrans Lächeln gewesen, doch wenn er ein so kaltes zur Schau trug, wäre es ihr lieber gewesen, es nie gesehen zu haben.
    Der Lord murmelte etwas vor sich hin, räusperte sich und wies Cors und dessen Sohn an, die Stange in einer Höhe zu halten, die ihm zusagte. Einige der Männer des Barons scharten sich um ihn, debattierten angeregt die Höhe und schmeichelten ihm, wie leicht er seinen Sieg erringen würde.
    »Elspeth, Ihr spielt mit dem Feuer«, sagte Fürst Tarran leise, »und Ihr könntet in eine Situation geraten, aus der Ihr Euch nicht herausreden könnt. De la Rochelle wird es nicht schätzen, wenn man ihn als Narren dastehen lässt.«
    »Ich weiß, was ich tue.«
    »Das sagtet Ihr heute Morgen auf dem Hof.«
    Hastig blickte sie weg. »Aber jetzt weiß ich wirklich, was ich tue.«
    Er legte ihr die Hand auf den Arm und blickte zu den Männern des Barons, die ihm Ale nachschenkten und schon mit der Siegesfeier beginnen wollten. »Er sieht sich bereits als Sieger und Euch als seinen Siegespreis.«
    »Bitte, versteht doch.« Sie sah ihn an. »Wenn ich nicht etwas unternehme, wird er mich heute in sein Bett zwingen.«
    »Nicht während ich …«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich brauche dabei Eure Hilfe nicht.«
    »Aber das tut ein Mann für die Frau, die er unter seinen Schutz gestellt hat.«
    »Schutz?« Ihre Augen wurden groß. »Ich brauche Euren Schutz nicht. Ich kann selbst auf mich achtgeben, Fürst Tarran.« Sie wandte sich ab und beobachtete, wie Lord de la Rochelle die Höhe des Hindernisses abschätzte.
    »Tarran«, hörte sie im Flüsterton hinter sich. Der Name strich an ihrem Haar vorbei und über ihre Haut, verlockend und mysteriös und mit einer Aura von Gefahr behaftet, die jede vom Lord erdachte in den Schatten stellte. »Ihr müsst mich nicht ›Fürst‹ nennen.«
    »Ihr seid Fürst.« Sie rührte sich nicht, während sie diese hauchfeine Liebkosung auskostete. »Es ziemt sich, dass ich Euch so anrede, wie es die anderen auch tun.«
    Seine Finger auf ihren Schultern brachten sie dazu, dass sie sich ihm wieder zuwandte. In seinen Augen loderten die Flammen mächtiger Gefühle, die er diesmal nicht zu verbergen suchte. »Die anderen sind hier zu Hause. Ihr nicht. Ihr seid eine Sais.« Nach einer Pause fuhr er fort: »Das bedeutet Fremde.«
    »Ich weiß. Ihr seid nicht der Erste, der das Wort gebraucht.«
    »Wir sind so weit!«, kündigte der Lord an.
    »Elspeth …«
    »Sagt nichts, Tarran«, befahl sie. »Es ist zu spät zur Umkehr.«
    Tarrans Hand blieb auf ihrer Schulter, während sie zu de la Rochelle gingen, der sich für den Sprung bereit machte. Sie verbarg ihr Erschrecken, dass die Stange fast auf gleicher Höhe mit den Tischflächen lag. Der Lord war groß, doch hatte sie nicht erwartet, dass er sich sein Ziel so

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