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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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geschlafen.«
    »Das kann ich verstehen.«
    »Du hast Albträume?« Valas Mitgefühl war so warm wie eine Umarmung. »Es tut mir leid, das zu hören.«
    Ehe Elspeth die falsche Annahme der alten Frau korrigieren konnte, schob ein Mann sich an Seith vorbei. Das Abzeichen an seiner Schulter verriet, dass er Lord de la Rochelles Verwalter war. Er hielt eine Pergamentrolle in der Hand.
    »Tarran ap Llyr?«, fragte er, obwohl jeder, der Augen im Kopf hatte, sehen konnte, dass Tarran nicht am Tisch saß. »Wer spricht in seiner Abwesenheit für ap Llyr?«
    »Ich«, sagte Seith.
    Der Verwalter knallte die Rolle hin und ging wieder.
    »Was ist das?«, fragte Gryn, der nach dem Verwalter an den Tisch getreten sein musste, da Elspeth ihn zuvor nicht bemerkt hatte.
    Seith brach das Wachssiegel und entrollte das Pergament. Er warf einen Blick darauf und sah dann sie an. »Könnt Ihr lesen?«
    »Ja.«
    »Es ist in Normannisch und nicht in Latein geschrieben, daher kann ich es nicht lesen.« Er verkniff die Lippen ob der Beleidigung des Lords und reichte ihr das Pergament. »Würdet Ihr so gut sein?«
    »Ja.« Sie nahm das verknitterte Pergament vorsichtig entgegen und entrollte es auf dem Tisch. Die wenigen Worte darauf hätten nicht so förmlich präsentiert werden müssen, doch stand zu vermuten, dass Lord de la Rochelle nicht die Absicht hatte, in der großen Halle zu erscheinen. Ob er an den Folgen zu reichlichen Ale-Genusses litt, sich in seinen Privatgemächern die Zeit mit der Magd vertrieb oder sich schämte, sich in ihrer, Elspeths, Anwesenheit vor seinen Männern zu zeigen, konnte sie nicht abschätzen.
    »Was steht da?«, fragte Kei.
    Sie ließ die Rolle zuschnappen. »Was zu erwarten war. Bis auf Iau, der bis zur Genesung bleiben kann, sollt Ihr die Burg verlassen, ehe die Sonne im Zenith steht. Bleibt Ihr, werdet Ihr zu einem längeren Aufenthalt verurteilt, allerdings in einer Zelle.« Sie griff nach der Rolle und übergab sie Seith. »Ihr müsst Tarran unverzüglich finden und es ihm sagen.«
    Als sie sich zum Gehen wandte, rief Seith ihr nach: »Kommt Ihr mit uns?«
    Ohne innezuhalten rief sie über die Schulter: »Das lasse ich Euch wissen, ehe die Sonne den Zenith erreicht. Sagt Tarran, er solle nicht aufbrechen, ehe ich ihm Antwort gebe.«
    »Wenn er aber beharrt und …«
    »Lasst ihn nicht gehen, ehe ich ihm Antwort gebe!« Sie lief aus der großen Halle. Sie hatte keine Zeit zu verlieren. Sie musste mit Rhan, der weisen Frau, sprechen. Sie hatte auch keine Zeit, sich den Kopf zu zerbrechen, was geschehen würde, wenn die Worte der Alten sie in eine Richtung schickten, die jener entgegengesetzt war, die Tarran einschlagen wollte … oder wenn sie sie in dieselbe Richtung schickte.
    Elspeth blickte sich auf dem Gang nach beiden Seiten um. Von einem Tonnengewölbe überspannt, war er so schmal, dass sie sich wunderte, wie ein Mann von Seiths Format sich hier durchzwängen konnte. Dergleichen hatte sie noch nie gesehen. Ein brillanter Entwurf, da eventuelle feindliche Eindringlinge gezwungen waren, im Gänsemarsch zu gehen. Sie bemerkte kleine Luken in der Decke. Ähnlich jenen in den Torhäusern unten, konnte man sie öffnen und den Feind mit siedend heißem Sand überschütten. Auf einer Seite waren in regelmäßigen Abständen Türen angebracht, so niedrig, dass man sich beim Eintreten bücken musste. Waren zwei Türen zugleich offen, war der Feind dazwischen gefangen und konnte mit seinem Schwert nicht richtig ausholen.
    Wen fürchtete Lord de la Rochelle so sehr, dass er einen solchen Korridor über seiner großen Halle angelegt hatte? Es mochte ein walisischer oder ein persönlicher Feind sein. So oder so, der Lord war gut vorbereitet.
    Wie auch sie es sein musste.
    Binnen einer Stunde erwartete Tarran - es fiel ihr noch immer schwer, einen Fürsten nur mit dem Namen anzusprechen - von ihr eine Entscheidung, ob sie sich seinen Männern und Vala auf der Reise nach Süden anschließen wollte. Difyr, die brünette Magd, die geholfen hatte, Iau zu verbinden, hatte ihr verraten, wo die alte Rhan untergebracht war. Sie hätte Elspeth alles gesagt, um sie zum Gehen zu bewegen, damit sie den Verletzten wieder für sich allein hatte und ihn mit Aufmerksamkeiten verwöhnen konnte.
    Elspeth zählte die Türen. Die fünfte sollte jene zu dem Raum sein, in dem man Rhan abgesondert hatte. Sie verhielt den Schritt. Wenn sie erkrankte, würde sie Llech-lafar nicht rechtzeitig finden können. Dennoch - dieses Risiko musste

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