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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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alles, was wir wissen. Sie sagte, sie würde dir ihre Entscheidung mitteilen.« Wie immer versuchte Vala, die Wogen zu glätten.
    Meist schätzte er ihre ruhige Art so sehr wie die hitzigen Meinungsäußerungen seiner Männer. Nie hätte er sich mit Menschen umgeben, die ihm nach dem Mund redeten, da sie für ihn keine Herausforderung darstellten.
    Herausforderung!
    Dass man sie von Kastell Glyn Niwl verbannte, war Elspeth zuzuschreiben. Dennoch hätte er es ihr nie verübelt, weil sie versucht hatte, sich zu schützen. So wie er es Addfwyn nicht verübelte, dass sie in seinem Traum gesagt hatte, seine Zeit, zu ihr nach Annwfn zu kommen, wäre noch nicht gekommen. Noch immer schmerzte ihn die Leere, die im Gefolge des bösen Traumes zurückgeblieben war.
    »Die Sonne hat ihren Zenith fast erreicht«, sagte Seith. »Wenn wir bleiben …«
    Er nickte. Er konnte nicht riskieren, Vala dem Zorn de la Rochelles auszusetzen. Auch konnte er seinen Männern nicht zumuten, sich einem zahlenmäßig weit überlegenen Feind zu stellen, nur weil er sich verspätet hatte.
    »Los«, befahl er.
    »Ohne dich?« Seith schüttelte den Kopf. »Wir verlassen dich nicht.«
    »Geht nur. Ich komme bald nach.« Er blickte zum Himmel. »Mir bleibt noch etwas Zeit, ehe die Sonne den Scheitelpunkt erreicht. Ich verspreche, dass ich das Torhaus hinter mir haben werde, bevor de la Rochelle mich der Säumigkeit bezichtigen kann.«
    Vala legte ihm die Hand auf den Arm. »Sei auf der Hut!«
    »Das werde ich sein.«
    »Für dich und für die Lady.«
    Er nickte und tätschelte ihre Hand. »Gewiss.«
    Er ging zu seinem Pferd, als die anderen aufsaßen. Er sah ihnen nach, als sie unter dem Bogen des Torhauses durchritten, hinaus auf die Straße, so schnell Iau mithalten konnte. Er wunderte sich nicht, dass dieser trotz seines Geplänkels mit de la Rochelles Magd nicht hatte zurückbleiben wollen. Keiner der Männer hätte sich von ihrem Ziel abbringen lassen. Tarran wollte Iau nicht um diese Chance bringen, auch wenn sie mit ihm langsamer vorankamen.
    Die Sonne stieg zu rasch höher. Tarran ergriff die Zügel seines Pferdes und ging zum Tor zum inneren Hof. Auf den vier Geschossen des Hauptturmes gab es etliche Räume, und Elspeth konnte sich in jedem von ihnen befinden. Er kniff die Lippen zusammen. In de la Rochelles Gemach würde sie nicht sein. Wenn er aber ohne sie losritt … nein, sie unter dem Dach des Barons zurückzulassen, war unvorstellbar.
    Zögerte er aber zu lange, bot er de la Rochelle Anlass zu boshaftem Ergötzen, wenn man ihn in ein Verlies unter der großen Halle warf. Das würde bedeuten, dass Addfwyns Tod ungerächt blieb.
    Er sollte gehen.
    Er musste bleiben.
    Als er den leeren Hof überquerte, sah er zu seiner Linken Bewegung. Eine Magd, die aus dem Vorratsspeicher trat. Nein, keine Magd, wurde ihm klar, als die Sonne von einer scharfen Klinge reflektiert wurde, sondern ein Krieger. Er sah die Umrisse anderer Krieger auf der oberen Mauer. Ein zweiter Mann kam aus dem Innenhof, ein Schwert wurde klirrend aus der Scheide gezogen. Hinter ihm ertönte wie zur Antwort ein Echo.
    Er war umzingelt. De la Rochelle wollte es ihn schwer büßen lassen, weil er dem Befehl, die Burg zu verlassen, nicht nachgekommen war. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Tarran sein Leben aufs Spiel gesetzt, um dem Burgherrn zu zeigen, dass er vor einem Lord der Marken sein Knie nicht kampflos beugte, doch durfte er sein Leben jetzt nicht riskieren, da es galt, geleistete Gelübde zu erfüllen.
    Er ließ die Zügel los und zog sein Schwert. Sein Pferd wich leise wiehernd ein paar Schritte zurück. Es wusste, dass vor einem blanken Schwert Vorsicht geboten war.
    »Flieg!«, befahl er Heliwr leise und entließ den Falken in die Luft. Lieber lief er Gefahr, den Vogel zu verlieren, als ihn gefangen und dem Willen des Lords ausgeliefert zu sehen.
    Der Vogel flog auf und landete oben auf einem Turm, sichtlich unsicher, welche Beute er jagen sollte.
    De la Rochelle trat auf die Stufen, die zur Mauer führten. Für den Kampf gerüstet trug er ein Kettenhemd über seinem Gewand. Sein Schwertgürtel, der sich um seinen Bauch spannte, schnürte ihn so fest ein, dass es ein Wunder war, dass er atmen konnte. Wie lange war es her, dass der Lord sich für einen Kampf gegürtet hatte?
    Doch war es nicht de la Rochelle, mit dem er es aufnehmen musste.
    Die Mannen des Lords lechzten nach der Ehre, ihn gefangen zu nehmen. Mit dem Daumen über den Schwertgriff streichend, wartete

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