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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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wurde, hieb er mit seinem Schwert auf das Verbindungsscharnier ein und trennte es ab. Das Brett zersplitterte unter den Eisenspitzen.
    Nun waren sie wieder in der Sonne und rasten im gestreckten Galopp die Straße nach Süden entlang. Vor ihnen sprengte sein Pferd dahin. Sie überholten es.
    Tarran setzte sich auf. Er hob den linken Arm und stieß einen Pfiff aus. Heliwr flog in weiten Bogen herunter, setzte sich auf seinen Arm und schalt ihn krächzend, weil er ihn ausgeschickt hatte, ohne dass Beute in Sicht war. Er pfiff nun eine andere Tonfolge, und sein Pferd spitzte die Ohren, ehe es ihnen folgte.
    »Werden wir verfolgt?«, fragte Elspeth.
    Er warf einen Blick hinter sich. »Nein. Bis das Fallgatter so weit angehoben wird, dass jemand passieren kann, dauert es eine Weile. De la Rochelle weiß, dass unser Vorsprung zu groß ist.« Er lehnte sich mit dem Ellbogen an die Seitenwand des Karrens, als sie auf ihren Fersen kauernd das Pferd ein wenig zügelte.
    »Alles in Ordnung?«
    »Bis auf ein paar blaue Flecken …« Er schlang die Zügel um einen Ring an der Seitenbordwand. »Ich habe weitaus weniger Blessuren, als de la Rochelle mir gern beigebracht hätte.«
    Elspeth riss den Blick von der schmalen Straße los, die die Landzunge in der Richtung zur See durchzog. »Ihr hättet nicht bleiben sollen.«
    »Ich rechnete nicht damit, dass de la Rochelles Ungeduld ihn daran hindern würde, den Sonnenhöchststand zu erwarten. Und Ihr hattet gebeten, ich solle bleiben, bis Ihr mir Eure Entscheidung mitgeteilt hättet.«
    »Das war vorher.«
    »Vor … was?«
    »Bevor ich entdeckte, dass Ihr dumm genug sein würdet, bis kurz vor dem Höchststand der Sonne zu bleiben.«
    »Ich konnte nicht fort. Ich trage für Euch Verantwortung.«
    Sie umfasste die Zügel fester. »Wie oft muss ich Euch sagen, dass ich Euren Schutz nicht brauche?«
    »Wenn es wahr wäre, würde ich es glauben.«
    »Ich rettete Euch .«
    »Allerdings, und dafür bin ich dankbar.« Er klopfte auf die Seitenwand. »Was brachte Euch auf die Idee, mit einem Gefährt aus de la Rochelles Beständen diese wilde Fahrt zu wagen?«
    »Es war nicht Teil eines Planes, um Euch zu retten, da ich dachte, Ihr wäret so vernünftig, vor Mittag zu verschwinden.« Sie machte ein besorgtes Gesicht. »Den Karren wollte ich für Vala. Für eine Frau ihres Alters ist ein langer Ritt zu mühsam.«
    »Tyddewi ist nicht mehr weit.«
    »Der Karren wird Eure Reise daher nicht nennenswert behindern. Ihr wolltet, dass ich mich um sie kümmere. Sie ist erschöpft, und sie ist traurig, weil sie Euch nicht mehr wie einst ein Lächeln entlocken kann. Sie …«
    Er hob die Hand. »Ihr habt Euren Standpunkt klargemacht. Ist der Karren an Eurer Verspätung schuld?«
    Elspeth war versucht, Ja zu sagen, um weiteren Fragen zu entgehen, doch wollte sie nicht lügen, wenn es nicht dringend erforderlich war. »Ich musste unbedingt mit jemandem Bestimmten sprechen. Das ist der Grund, weshalb ich zum Kastell Glyn Niwl kam. Heute war es endlich so weit. Es war ein faszinierendes Gespräch, und die Zeit verflog leider. Ich merkte, dass es fast Mittag war …«
    »Beantwortet Ihr jemals eine simple Frage mit einer ebenso simplen Erwiderung?«
    »Ich dachte, ich hätte es getan. Ihr fragtet, wohin ich gegangen wäre, und ich sagte es.«
    »Ihr habt mir viel mehr gesagt, als ich wissen wollte.«
    »Wenn Ihr es nicht wissen wollt, hättet Ihr die Frage anders stellen sollen.«
    Er beugte sich zu ihr, eine Stellung, die die Breite seiner Brust betonte. Sein Gewand wurde zurückgezogen und an die deutlich hervortretenden Muskeln gepresst, die sie entdeckt hatte, als er sie an sich zog. Ihr Herz pochte wie wild, und das erschreckte sie, weil er sie gar nicht berührt hatte. Mit jedem Atemzug fiel es ihr schwerer, Luft zu holen. Um sie herum schien die Luft zu verschwinden.
    »Also gut«, sagte er mit einer Geduld, die sie ihm nicht zugetraut hätte. »Ich werde meine Frage anders formulieren. Ich werde sie als Feststellung äußern. Macht Euch nicht davon, wenn es Zeit zum Aufbruch ist.«
    »Das ist keine Feststellung. Das, Fürst Tarran, ist ein Befehl.«
    »Das ist es.« Er runzelte heftig die Stirn. »Werdet Ihr ihn befolgen?«
    »Vernünftige Befehle befolge ich immer. Aber ich muss Euch bitten, diese Befehle klar zu äußern, da ich Eure Pläne nicht erraten kann. Wenn Ihr …«
    »Wenn Ihr still sein würdet, könnte ich Euch sagen, was ich plante.«
    »Und was plant Ihr?«
    Er setzte Heliwr auf eine

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