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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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er. De la Rochelle war am Zug.
    Der wartete nicht lange. »Ich sagte, Ihr solltet gehen!«, brüllte er. »Jetzt werdet Ihr den Preis dafür zahlen, weil Ihr meinen Befehl missachtet habt.« Er hob die Hand, und vom Torhaus her hörte man ein Rasseln.
    Tarran fluchte. Die Fallgatter wurden herabgelassen. Nun saß er hier wie ein Tier in der Falle. Wenn er sich nicht auf der Stelle umdrehte und losrannte, würde man ihn ins Verlies werfen, und er konnte seine Addfwyn und Elspeth geleisteten Schwüre nicht halten.
    Er knirschte mit den Zähnen. In einem Verlies zu schmachten, damit de la Rochelles Bosheit befriedigt wurde, wollte er nicht. Er schwang sein Schwert und stieß den Kriegsruf seiner Sippe aus.
    Als sein Ruf im Außenhof widerhallte, wurde er von einem anderen übertönt, der von rechts kam. Die Krieger des Lords drehten ihre Köpfe.
    Aus dem Stallhof raste ein Karren heraus. De la Rochelles Mannen sprangen beiseite, um nicht überfahren zu werden. Entsetzen zeichnete sich in den Zügen des Lords ab. Falls es sich nicht um einen Scherz des Burgherrn handelte …
    Der Karren raste auf Tarran zu. Er hob abwehrend sein Schwert, ehe er leuchtend rotes Haar hinter der Fahrerin herwehen sah.
    Elspeth!
    »Springt auf!«, rief sie im Vorüberrasen.
    Er fuhr herum und starrte ihr nach. Wie sollte er bei diesem Tempo das Gefährt einholen? Sie holte mit ihrem Stock aus und schlug auf sein Pferd ein, das davongaloppierte. Der Karren fuhr unverändert schnell, bis das Tier unter dem Torhaus und unter den langsam herabsinkenden Fallgattern hindurchsprengte.
    Sie zog die Zügel an und wendete das Gefährt in einem unglaublich engen Bogen, so dass sich auf einer Seite die Räder vom Boden hoben und der Karren sich neigte. Sie raste weiter, und de la Rochelles Krieger stoben auseinander.
    Mit lautem Krach schlugen die Räder auf dem Boden auf. Wieder hielt der Karren auf Tarran zu, während der Lord Befehle brüllte. Seine Männer stürzten vor, machten aber keine Anstalten, den Karren aufzuhalten. Andere nahmen zwischen dem Wagen und den langsam herabsinkenden Fallgattern Aufstellung.
    Mit einem lauten Ausruf ließ Elspeth die Zügel auf die Pferderücken schnalzen, der Wagen gewann noch mehr Tempo. Erwartete sie, er würde zwischen die Räder springen und an Bord klettern? Nein, denn er sah, dass hinten etwas aufklappte. Sie hatte die hintere Bordwand des Karrens geöffnet und ihm eine Möglichkeit zum Aufsteigen eröffnet. Aber auch so blieb ihm nur eine Chance, und er musste sie genau abwägen. Ein einziger Fehltritt, und die Räder würden ihn zermalmen.
    Sie rief ihm etwas zu, doch konnte er sie neben den Rufen des Lords und seiner Leute nicht verstehen. Er beachtete die Leute nicht, während er sich auf den Wagen konzentrierte.
    Näher.
    Noch etwas näher.
    Noch etwas näher.
    Jetzt!
    Mit einem Hechtsprung landete er auf dem Karren und prallte gegen drei Stäbe, die an einer Bordwand lehnten. Stöhnend und mit einem unterdrückten Fluch versuchte er sich aufzusetzen.
    »Unten bleiben!«, rief sie.
    »Was?«
    »Unten bleiben!« Ohne die Zügel loszulassen, duckte sie sich neben ihm zu Boden.
    »Ihr seht ja nicht, wohin wir fahren!«
    »Das Pferd weiß es, weil es sah, wie das Eurige den einzigen Fluchtweg fand.« Wieder ließ sie die Zügel schnalzen und kauerte auf dem Boden. »Unten bleiben!«
    Er hörte Männer aufschreien, als der Wagen sie wieder auseinanderstieben ließ. Ein Blick nach hinten zeigte ihm, dass sie lachend in die Richtung zeigten, die der Karren nahm. Als ihm der Grund für ihre Belustigung klar wurde, war es wie ein Schlag in die Magengrube.
    »Wenden!«, rief er. »Das Fallgatter sinkt!«
    »Ich weiß.«
    Er packte ihren Arm. »Wendet, ehe wir getroffen und in so viele Stücke gerissen werden wie der Karren.«
    »Loslassen! Ich weiß, was ich tue.«
    Für Widerspruch war keine Zeit. Die Sonne verschwand, sie fuhren nun unter dem Torhaus hindurch. Er ließ sie los, wohl wissend, dass es zu spät zum Wenden war. Er musste ihr die winzige Chance lassen, die sie hatten.
    »Runter!«, rief sie.
    Er drückte sich flach auf den Karrenboden. Die Spitzen befanden sich knapp über ihnen. Eine traf die Seitenwand, der Karren schwankte, doch gelang es ihr, ihn vor dem Umkippen zu bewahren. Mit einem lauten Zuruf feuerte sie das Pferd an. Einer ihrer Stöcke wurde aus dem Wagen geschleudert. Sie blickte sich um und ließ die Zügel schnalzen. Als das herunterhängende Bordbrett vom Fallgatter durchbohrt

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