Die Lady mit der Lanze
würde.«
»Ich verstehe.« Er streckte sich auf dem Boden aus. »Danke für deine Aufrichtigkeit, Elspeth. Vorausgesetzt, du warst ehrlich.« Ohne ein weiteres Wort kehrte er ihr den Rücken zu, und zog seinen Mantel über sich.
Sie starrte ihn erschrocken an. Alle Instinkte drängten sie, ihm die Wahrheit zu sagen. Sie wollte ihm zeigen, dass sie in Wahrheit nicht allein sein wollte. Sie streckte eine Hand aus. Als spüre er ihre Nähe, zog er die Schultern ein.
Vielleicht hast du Recht. Du brauchst niemanden. Du bist Elspeth Braybrooke, stolze Kriegerin . Seine Worte dröhnten in ihrem Kopf, und jedes einzelne stellte eine schmerzliche Anklage dar.
Sie legte sich hin und blickte hinaus ins Unwetter. Wasser ergoss sich von den Steinen über ihr, als neue Tränen ihre Augen füllten. Sie hatte das Glück gekostet, das sie mit Tarran teilen konnte, und sie hatte mehr gewollt.
Ich weiß, dass du dich für eine große Kämpferin hältst, die allein bestehen kann.
Vielleicht stimmt es, denn sie hatte sich nie so allein gefühlt.
15
Nicht zu wissen, was sie sagen sollte, war für Elspeth ein sonderbares Gefühl. Immer hatte sie Worte gefunden, um auch die peinlichste Situation zu überbrücken. Eine von ihrem Vater geerbte Gabe, hatte ihre Mutter sie geneckt. Dieser hatte auch im ödesten Städtchen die Menschen in ihre Vorstellungen zu locken verstanden.
Aber was hätte sie sagen sollen, als sie neben Tarran bergab ging? Er hatte ihr nicht einmal guten Morgen gewünscht, als sie sich aufmachten, sobald die Sonne über den Hügeln aufging und ihren Weg beschien. Die ganze Nacht, während sie seinen Atemzügen lauschte und wusste, dass auch er keinen Schlaf fand, hatte sie versucht, sich etwas auszudenken - irgendetwas -, das sie zu ihm sagen konnte. Was konnte sie sagen, dass er glauben würde? Sie hatte die Chance gehabt, ehrlich zu sein, und hatte sie vorübergehen lassen.
Alles war durcheinandergeraten. Sie hatte den Fluss Alun gefunden, nicht aber Llech-lafar. Das Gewitter der vergangenen Nacht ließ darauf schließen, dass die Unwetter von der See nun landeinwärts zogen. Das Meer würde ruhig sein, der König konnte Irland verlassen. Und sie hatte den verdammten Stein noch immer nicht gefunden. Nach allem, was sie wusste, konnte sie ebenso gut an ihm vorübergelaufen sein.
Als sie den Ort erreichten, wo die anderen die Nacht über gelagert hatten, empfing Vala sie mit einem erleichterten Stoßgebet. Tarrans Männer stürzten vor, während Druce und sein Begleiter an den Überresten des Feuers blieben, an dem sie tags zuvor ihre Mahlzeit gekocht hatten.
Elspeth knurrte der Magen, so dass sie nicht widerstehen konnte, als Vala sie drängte, zum Frühstück etwas Brot zu essen.
»Mit Honig«, sagte die alte Frau.
»Honig? Woher hast du ihn?«, fragte Elspeth, die froh war, über etwas reden zu können, da sie das Schweigen nicht mehr ertragen konnte.
»Gestern teilte ein Pilger, der die heiligen Stätten unweit Tyddewi aufsuchen will, unser Feuer. Er tauschte den Honig gegen eine Decke ein.«
Elspeth griff nach dem Brot, als sie Kei lachend fragen hörte: »Wo habt Ihr Euch den Schnitt am Arm geholt, Fürst Tarran? Hat sie sich so heftig gewehrt?«
Hitze brannte in ihren Wangen, und sie war sicher, dass sie errötete. Vala wurde weiß vor Wut.
»Sei still«, befahl Tarran, als er seinen Falken neben dem Karren absetzte.
»Hat sie sich endlich ergeben?« Kei wieherte wieder.
Elspeth blieb die Luft weg, als Tarran Kei mit einem einzigen Schlag aufs Kinn umwarf. Sie trat einen Schritt auf die Männer zu, Vala aber erwischte ihren Ärmel und schüttelte den Kopf.
Kei sprang auf und holte gegen Tarran aus. Er verfehlte ihn und versuchte es abermals.
Tarran packte ihn vorne bei seinem Gewand und rief: »Gryn!«
Dieser stürzte vor und riss die Augen auf, als er von seinem Vetter zu Tarran blickte.
»Kühle seinen Kopf im Fluss, bis er wieder zur Besinnung kommt«, befahl Tarran und schob Kei seinem Vetter zu.
Gryn fing Kei auf und hielt ihn aufrecht. Er schlug die Richtung zum Fluss ein, ging aber nur bis zur Feuerstelle, wo er seinen Vetter auf den Boden sinken ließ und etwas äußerte, das Elspeth nicht verstehen konnte.
Tarrans Augen verschossen Pfeile in ihre Richtung. Dann drehte er sich um und sprach mit Seith. Er beantwortete Seiths Fragen darüber, was auf dem Hügel geschehen war.
»Ihr wurdet angegriffen?«, fragte Druce vom Feuer aus. »Von wem?«
»Ich habe keine Ahnung.« Tarran
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