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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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möchtest.«
    »Es steht mir nicht zu, ihr nachzulaufen.«
    »Und warum nicht?«
    »Ich habe ein Ziel.«
    »Das hat dich zuvor auch nicht daran gehindert. Was hat sich geändert, seit ihr auf dem Hügel wart?«
    »Alles. Sie ist eine Lady, Vala.«
    Ohne von ihrer Näharbeit aufzublicken, zupfte sie heftig an seinem Ärmel. »Das konnte doch jeder sehen, der Augen im Kopf hat. Allein ihre Haltung und ihr großes Herz machen sie zu einer Edeldame, erzogen, sich jener anzunehmen, die im Rang unter ihr stehen und ihrer Hilfe bedürfen.«
    »Das sah ich.«
    »Es war unvermeidlich, da du sie ausgiebig betrachten konntest.« Sie stach mit der Nadel in den Stoff. Mit einem Blick zu Druce, der dastand und gestikulierend eine Geschichte erzählte, setzte sie hinzu: »Es wäre für dich viel einfacher, wenn sie von seiner Art wäre, oder?«
    »Sie ist nicht wie Druce.«
    »Du verteidigst sie mit seltenem Eifer.« Sie kicherte.
    »Da gibt es nichts zu lachen.« Er befingerte seinen Schwertgriff, doch er konnte seinen Unmut nicht mit einer Klinge bekämpfen.
    »Für dich gibt es jetzt überhaupt nichts mehr zu lachen.«
    »Vala, schelte du mich nicht auch noch.« Ein Gähnen kitzelte ihn hinten in der Kehle, aber er unterdrückte es.
    »Also hat Lady Elspeth dich wegen deiner Verdrießlichkeit gescholten?« Sie lächelte. »Ich wusste, dass ich sie zu Recht bewundere. Und du hast Recht. Sie ist nicht wie Druce. Sie ist dir viel ähnlicher.«
    »Mir? Das soll wohl ein Scherz sein.«
    »Nein.« Sie nähte ein paar flinke Stiche. »Sie ist voller Anteilnahme und sorgt sich um andere mehr als um sich. So wie du auch. Außerdem ist sie tapfer und führt ihre Waffen vortrefflich. So wie du auch.«
    »Aber sie ist leichtfertig im Reden und scheint nie zu wissen, wann Schweigen angebracht wäre.«
    »Ich sagte, sie ähnelt dir - aber nicht genau, wenn ich mich auch an vergangene Zeiten erinnere, als du schwatzhaft warst wie ein Eichhörnchen, das die Vögel von seinem Nussvorrat ablenkt.« Sie verknotete den Faden. »Aber du glaubst, dass sie dir etwas vorenthält.«
    »Ja, sie konnte mir nicht in die Augen schauen, als sie von ihrer Vergangenheit sprach.«
    »Vielleicht wollte sie nicht von einem verflossenen Liebsten sprechen - oder von zweien.«
    Er schüttelte den Kopf. Die zögernde Naivität der ersten Küsse hatte darauf schließen lassen, dass sie noch nicht oft geküsst hatte, eine Tatsache, die er bestätigt fand, als sie rasch lernte, jene zu erwidern, die er ihr gab. Er dachte daran, wie kühn sie geworden war, als sie unter den großen Steinen Schutz suchte. Ein Stöhnen würgte in seiner Kehle, als er an ihre heißen Liebkosungen dachte. Wieder reagierte sein Körper auf das unbezähmbare Verlangen.
    Zugleich wollte ihm wieder ein Gähnen entschlüpfen. Er war die ganze Nacht wach geblieben, zu deutlich der Nähe Elspeths gewahr, die keine Armeslänge von ihm entfernt dalag. Hätte er sich zu ihr gerollt und sie in die Arme genommen, hätte sie seine Küsse willkommen geheißen. Sie hatte mit Erstaunen reagiert, als er ihr den Rücken kehrte.
    »Sie weiß, dass man in Cymru aufgeschlossener ist als im normannischen England«, brachte er einigermaßen ruhig heraus.
    »Nur was die Erben betrifft, legitime und illegitime. Über Liebesaffären von jungen Mädchen ihres Standes denkt man bei uns ähnlich wie bei den Normannen. Du bist immerhin der Enkel einer Fürstin. Sie könnte dich als passenden Bewerber betrachten.«
    Passend? Eine richtige Lady wartete, bis Vater oder Brüder ihr einen Freier präsentierten. Sie hätte nicht mit ihm auf dem Boden gelegen und ihn geküsst, während ein Unwetter um sie herum und in ihnen tobte. Addfwyn war eine echte Lady gewesen. Obwohl er sie von Kindesbeinen an kannte, hatte sie darauf bestanden, dass er die Einwilligung ihres Vaters zur Heirat einholte. Wie hatte sie sich über den Titel »Lady« gefreut, und er war glücklich, ihr diesen bieten zu können. Elspeth brauchte seinen Namen und Titel nicht, der im normannischen England nichts galt.
    »Was du da sagst, Vala«, sagte er, »deutet einen Gutteil Berechnung ihrerseits an. Sie gibt sich offen und aufrichtig.«
    »Und doch glaubst du, sie verberge etwas - etwas sehr Wichtiges - vor dir.«
    Er zog die Brauen hoch. »Und dies, Vala, ist der Ursprung meiner Besorgnis.«
    »Das ist ein großes Dilemma.« Sie biss den Faden ab und bückte sich, um Nadel und Faden wieder in den Beutel zu tun, den sie unter ihrem Gewand trug.
    »Eines,

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