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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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und dabei die Knie beugt.«
    Sie nahm den Fuß vom Stein und ging zu ihm. Ohne ihren Stock zu bewegen, blieb sie vor ihm stehen. »Es gibt so viele Möglichkeiten sich auf einen Stockkampf vorzubereiten, Tarran.«
    »Das verstehe ich nicht …«
    Er schrie auf, als sie ihren Stock von der Schulter gegen seinen Schenkel schwang. Sie traf ihn nicht zu fest und lachte. Er versuchte nun, seinen Stock zwischen sich und ihr zu heben, sie aber blockte die Bewegung ab. Das war einfach, da er nicht genügend Raum hatte, um mit der langen Stange richtig hantieren zu können.
    Während sie zurücktrat, sagte sie: »Unterschätze deinen Gegner niemals.«
    »Dich würde ich nie unterschätzen.« Er holte aus.
    Sie blockte den Schwung ab, nicht überrascht, wie viel Kraft er in die Bewegung legte. Er wusste, dass sie ihm standhalten konnte. Nach einer Seite ausweichend stieß sie ihren Stock gegen ihn.
    »Und ich dich auch nicht«, sagte sie, als er brummte, weil sie ihn leicht in die Brust getroffen hatte. »Deinen verletzten Arm solltest du nicht zu sehr beanspruchen.«
    »Ich kenne meine Grenzen.« Er führte wieder einen Schlag gegen sie. Als sie ihren Stock hob, um ihn abzuwehren, fragte er: »Und du?«
    Sie versetzte ihren Stock in eine drehende Bewegung und schlug ihm seinen aus der Hand. Dieser flog in die Luft, und er trat zurück, um nicht am Kopf getroffen zu werden. Sie lief hin und fing ihn auf, ehe er auf dem Boden auftraf. Er starrte sie ungläubig an.
    Sie stützte beide Stöcke aufs Gras. »Ich kenne meine Grenzen«, sagte sie, »und ich prüfe sie ständig. So wie du bereit bist, deine zu prüfen, wenn du nach Lundy Island segelst.«
    Er ging zu ihr. »Woher weißt du, dass dies unser Ziel ist?«
    »Während du Heliwr auf dem Hügel mit den alten Steinen jagen ließest, hörte ich deine Männer darüber reden, wie rau eine Überfahrt in den Süden sein würde, wenn die Stürme weiterhin für hohen Seegang sorgen.«
    »Meine Leute reden zu viel.«
    »Das mag sein, doch ändert das nichts. Willst du wirklich nach Lundy Island?«
    »Es sei denn, ich entdecke, dass mein Feind sich anderswo aufhält. Um es herauszufinden, werde ich vielleicht zu wenig Zeit haben.«
    »Zu wenig Zeit? Was heißt das? Du weißt, wo Bradwr ap Glew steckt?«
    »Ich weiß, wo er sein könnte.« Er blickte zum Fluss, der sich in zahlreichen Windungen ins westliche Meer ergoss.
    »In Irland?«
    »Noch weiter.«
    »Sprichst du von dem walisischen Fürsten, der neues Land jenseits des Westmeeres fand?«
    »Ja.« Er setzte sich auf einen Stein. »Wie viele andere glaube auch ich, dass Fürst Madoc weit im Westen Land entdeckte.«
    »Lord de la Rochelle ist anderer Meinung.«
    »Ein Lord der Grenzmark will die Waliser kleinmütig und feige sehen. Die Vorstellung, dass ein walisischer Fürst ein fernes Land entdeckt, behagt ihm nicht.« Er nahm ihre Hand und zog sie ins weiche Gras neben dem Stein. »De la Rochelle berichtete dir nur einen Teil der Geschichte. Von mir sollst du alles erfahren. Vor drei Jahren starb König Owain von Gwynedd im Norden Cymrus. Er hinterließ zahlreiche Söhne, eheliche wie außereheliche. Bis auf Madoc und einen seiner Brüder kämpften alle um den Thron. Die beiden aber beschlossen, ein Land zu suchen, das ihnen gehören würde und in dem sie in Frieden leben konnten. Auf zwei Schiffen stachen sie von Aber-Kerrik-Gwynan aus in See und fuhren über Irland hinaus, bis sie auf ein Land mit einem großen Hafen stießen. Die Bewohner, wenngleich von völlig anderer Art, empfingen sie freundlich. Vor zwei Jahren nun kehrte Madoc zurück und berichtete von reichen Ländern. Er versammelte zehn Schiffe auf Lundy Island in der Severn Sea zwischen Cymru und Cornwall und lud alle ein, die sich ihm anschließen und eine Kolonie auf der anderen Seite des Westmeeres gründen wollten. Die Schiffe liefen aus und sind noch nicht zurückgekehrt, doch rüstet sich bereits die nächste Flotte für die lange Seefahrt.«
    »Auf Lundy Island?«
    Er nickte.
    »Und dein Plan ist es, mitzusegeln, um Bradwr ap Glew zu finden?«
    Wieder nickte er.
    »Warum glaubst du, dass er sich Fürst Madoc anschloss? Der Mann, der dich überfiel, muss auf seinen Befehl hin gehandelt haben.«
    »Diesen Befehl könnte er gegeben haben, ehe er außer Landes ging. Nachdem er Addfwyn getötet hatte, suchte ein Mann, auf den seine Beschreibung passt, eine Passage nach Lundy Island. Er muss dort eingetroffen sein, kurz ehe Fürst Madoc mit seinen zehn Schiffen in

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