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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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dahinter, in dem die Frauen schlafen sollten, ebenso gedrängt voll sein würde. Als Vala und Modlen sich schließlich zu einem vertraulichen Gespräch in die Kammer zurückzogen, konnte Elspeth das Schweigen nicht mehr ertragen. Sie stellte ihre leere Schüssel auf den Tisch, ehe sie sich Tarran zuwandte. Welches starke Gefühl mochte sich hinter seiner ausdruckslosen Miene verbergen?
    »Modlen fragte nicht, wie lange wir bleiben werden«, sagte sie.
    »Das ist nicht die Art walisischer Gastgeber.« Tarrans Ton war so gleichmütig wie sein Gesicht.
    »Aber …«
    »Es ist ganz einfach. Betritt man ein walisisches Haus, sei es eine Hütte oder ein Herrensitz, ist man willkommen, so lange man bleiben will. Man schuldet dem Hausherrn keine Erklärung über Woher und Wohin. Tatsächlich braucht man gar nichts zu sagen. Man wird freundlich aufgenommen und ist für die Dauer des Aufenthalts aller Sorgen um das leibliche Wohl enthoben.«
    »Lord de la Rochelle stellte dir viele Fragen.«
    »Er ist ein Mann der Grenzmarken.«
    »Das klingt wie eine Beleidigung.«
    »Ach?« Er stellte seine Schüssel neben ihre auf den Tisch. »Das bildest du dir ein.«
    »In den letzten zwei Tagen hast du so wenig gesprochen, dass ich vergaß, wie deine Worte zu deuten sind.«
    »Da gibt es nichts zu deuten. Ich sage immer die Wahrheit.«
    »Ich weiß.«
    »Es ist die Wahrheit, dass du deinen Stock vortrefflich handhabst.«
    Dieser jähe Themenwechsel verschlug Elspeth buchstäblich die Sprache. »Danke«, brachte sie heraus.
    »Ich möchte, dass du mich unterrichtest. Ich habe gesehen, wie wertvoll es sein kann, wenn man den Umgang mit dem Kampfstock beherrscht.«
    »Ein Stock ist keine fürstliche Waffe.«
    »Und es gibt viele Fragen, auf die ich Antwort möchte.«
    »Den Kampfstock betreffend?«
    Entweder hörte er ihre leise Frage nicht oder er ignorierte sie. »Warum gibst du mir nicht Unterricht?« Er deutete zur Tür.
    »Jetzt?«
    »Warum nicht?«
    »Weil …« Sie verspürte einen stechenden Schmerz, als ihr aufging, dass er diesen Nachmittag vielleicht als seine letzte Chance sah, von ihr zu lernen. Er hatte Vala nach Tyddewi gebracht und konnte nun seinen Rachefeldzug ohne Elspeth Braybrooke fortsetzen.
    »Ich unterweise dich sehr gern«, sagte sie, »aber nur, wenn auch du mir etwas beibringst.« Sie blickte zu der Stange, auf der Heliwr hockte, stumm und dank seiner Kappe der Sicht beraubt. »Ich würde so gern lernen, deinen Falken fliegen zu lassen.«
    »Er würde sich nur ganz langsam daran gewöhnen, für dich zu fliegen. Heliwr ist sehr eigenwillig. Du musst dir etwas anderes aussuchen.«
    Sie verbarg ihre Enttäuschung. Sie hatte beobachtet, wie er den Vogel in den Wind warf, und hatte sich gefragt, wie es sein mochte, einen Falken zum Gefährten zu haben. Sie bedeutete ihm, ihr zu folgen, und ging aus dem Haus.
    Tarran half ihr bei der Suche nach einem Ast, den man als Stock verwenden konnte. In der Nähe des Hauses gab es keine Bäume, deshalb gingen sie den Hang hinunter zu der abgebrannten Kathedrale. Wie Elspeth gehofft hatte, lagen dort etliche lange Stangen, die einst Teile des Bauwerkes getragen hatten. Sie sammelte einige ein und legte sie beiseite. Schnitt man sie auf die richtige Länge zurecht, waren sie vielleicht besser als ihre eigenen.
    Sie nahm einen und warf ihn Tarran zu. Während sie ihren eigenen Stock hob, erklärte sie ihm kurz, wie man die Waffe richtig hielt. Er stellte Fragen, und sie beantwortete jede mit einer Demonstration wie bei ihren Schülerinnen. Sie war erstaunt, wie sehr ihr das Unterrichten gefehlt hatte.
    »Beim Stockkampf geht es um mehr als um Stoßen und Schlagen«, sagte sie. »Seinen Gegner einzuschätzen ist vielleicht das Wichtigste.«
    »Das ist einfach. Du bist kleiner als ich.«
    »Aber ist das ein Vorteil oder Nachteil? Ein Stock ist nicht dasselbe wie ein Schwert. Während man mit dem Schwert quer gegen den Körper ausholt, muss man bei einem Stock bereit sein, sowohl hoch als auch tief sowie nach links und rechts zu schlagen.« Sie lächelte kühl. »Los. Greif an.«
    »Einfach so?«
    »Ja.« Sie legte sich den Stock quer über die Schulter, als trüge sie an jedem Ende einen Eimer, und schlang die Hände darüber. Einen Fuß auf einen Stein gestützt, lächelte sie. »Worauf wartest du?«
    »Du bist nicht bereit.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich sehe, wie du deinen Stock hältst. Du sagtest, dass man ihn mit einer Hand von oben und mit der anderen von unten hält

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