Die Lady mit der Lanze
Schulter legte und sich ihm zuneigte. Ihr Haar liebkoste seine Arme und die nackte Brust.
»Woher weißt du …?«
»Ich weiß es nicht. Ich erwachte einfach und glaubte, du hättest meinen Namen gerufen.« Sie zeichnete ein willkürliches Muster auf seine Brust, und er war nahe daran, seinen jüngsten Albtraum zu vergessen. Was kümmerte ihn dieser, wenn sie bei ihm war?
»Ich kann mich nicht erinnern, aber …«
Sie drückte ihre Wange an sein Herz. »Lass die Albträume los, Tarran.«
»Ich wünschte, ich könnte es, doch fürchte ich, dass sie mich verfolgen, bis ich meinen Racheschwur einlöse. Wie ist es dir gelungen, an mir vorbeizuschlüpfen?«
Ihr leises Lachen strich über seine Haut. »Ich kam bereits vor ein paar Minuten heraus. Ich wollte niemanden stören, deswegen setzte ich mich an den Tisch, bis ich dich aufstehen und kommen sah.«
»Du störst mich.« Er ließ seine Hand um ihre Taille gleiten. »Du ärgerst mich. Du reizt mich. Du plagst mich.«
»Werben die Waliser mit Beleidigungen um ihre Frauen?«
»Es ist die Wahrheit, so wie es wahr ist, dass ich dich begehre.«
Sie trat zurück und streckte die Hand aus. Er nahm sie und sie gingen hinaus, um einen Ort zu finden, wo sie sich für den Rest der Nacht ihrer Leidenschaft hingeben konnten. Wenn es tagte, würden ihre jeweiligen Aufgaben sie wieder in Anspruch nehmen, die Nacht aber gehörte ihnen.
18
»Wir müssen Llech-lafar fortschaffen.« Elspeth löffelte Kräuter in die Suppe, die auf der Feuerstelle des Hauses kochte. Düfte stiegen auf, aromatisch und verlockend. Eine herzhafte Suppe war an einem kalten, verregneten Tag wie diesem höchst willkommen. Weitere Unwetter, die den König in Irland festhielten, zogen vor der Küste auf.
Das erstaunte Gemurmel von Tarrans Männern war im ganzen Raum zu hören. Valas Enkelin, die für die Suppe Streifen von getrocknetem Fisch abschnitt, blieb fast die Luft weg. Sie starrte an Elspeth vorbei ihre Großmutter an.
»Einen Felsblock dieser Größe?«, fragte Vala. »Jedes Pferd würde darunter zusammenbrechen.«
»Die Ochsen könnten ihn im Karren ziehen.«
Tarran saß an der Tür und polierte sein Schwert. »Wohin möchtest du ihn bringen?«
Sie hätte ihn nun am liebsten umarmt, weil er ihren Vorschlag nicht von vorneherein in Frage stellte, war aber unsicher, wie er auf diese Kühnheit in Gegenwart der anderen reagieren würde. Da sich das Benehmen seiner Männer ihr gegenüber nicht geändert hatte, vermutete sie, dass sie nichts von ihrer Liebesbeziehung ahnten.
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Die vergangenen zwei Nächte hatten sie sich aus dem Haus geschlichen, und sie hatte in seinen Armen geschlummert, bis er sie mit einem drängenden Kuss weckte. Er hatte Zuflucht in ihr gesucht, und sie hatte ihn aufgenommen, bereit ihm zu geben, was sie konnte, um den Schmerz zu lindern, der ihn peinigte.
Ahnte er, dass sie immer, wenn er sie berührte, Rhans Prophezeiung im Ohr hatte? Wenn sie ihre Liebe zügelte, würde sie ihn vielleicht nicht verlieren. Das hörte sich einfach an, wie aber sollte sie sich zurückhalten, ihn zu lieben?
»Elspeth?«, fragte Tarran.
Sie drehte sich um und sah, dass alle sie anschauten. Sie musste antworten, ehe sie glaubten, sie hätte nun völlig ihren Verstand verloren.
» Llech-lafar stellt an seinem gegenwärtigen Platz eine Gefahr dar. Wir müssen den Stein an einen Ort schaffen, wo der König nicht auf ihn treten kann.« Sie legte den Rest der Kräuter auf den Tisch und setzte sich Vala gegenüber, so dass sie freien Blick auf den Dorfanger hatte.
Zum ersten Mal seit seiner Ankunft in Tyddewi saß Druce nicht am Brunnen, um all denen Geschichten zu erzählen, die innehielten, um zuzuhören. Er musste in einem anderen Haus Unterkunft gefunden haben, vermutlich in jenem der jungen Witwe, die immer einen Vorwand fand, um an seinem Platz vorüberzugehen.
»Wir müssen ihn fortschaffen«, wiederholte sie und sah die anderen im Raum an. »Am sichersten wäre er inmitten anderer Felsbrocken aufgehoben, wo niemand auf ihn treten kann.«
»Eine ausgezeichnete Idee«, sagte die alte Frau.
Elspeth lächelte. Dann fiel ihr ein, dass es nicht Vala war, die sie überreden musste. Tarran musste einverstanden sein und ihr helfen. Er hatte sie in seinen Armen willkommen geheißen, doch hatte er nie gesagt, dass er sein eigenes Vorhaben aufgeben würde, um einen König zu retten, den er als Eroberer ansah. Sie war ratlos, was sie ihm sonst noch bieten
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