Die Lady mit der Lanze
konnte, um sich seiner Hilfe zu versichern. Zu gern hätte sie ihm ihr Herz geschenkt, doch selbst wenn er es annehmen würde, konnte dies just jenes Geschenk sein, das sie trennte. Die Prophezeiung der weisen Rhan zu verwünschen, half nichts.
»Absurd!«, rief Seith aus. »Man kann einen Fluch nicht abwehren, indem man den Stein fortschafft.«
»Der König müsste darauftreten«, wandte sie ein. »Wenn wir den Stein fortschaffen, wird dies verhindert. So einfach ist das, doch müssen wir jemanden finden, der Llech-lafar an eine Stelle schafft, an die der König nicht kommt.«
»Es gibt einen Ort.« Tarran steckte sein Schwert zurück in die Scheide und ließ den Putzlappen auf den Boden fallen.
»Wo?« Sie versuchte ihre wachsende Erregung zu unterdrücken. Wenn Tarran zur Hilfe bereit war, konnte König Henry gerettet werden, und ihre Mission war beendet. Dann würden sie und Tarran … Sie verscheuchte den Gedanken, weil sie fürchtete, sie würde ihn weiterverfolgen. Wieder war sie erstaunt, dass sie fühlte, wie Angst ihr die Luft zum Atmen nahm.
Was war mit ihr los? Sie hätte imstande sein sollen, sich allem zu stellen. Sie war eine der Ladys der Königin von St. Jude’s Abbey, ausgebildet, um die Königin, die Abtei und sich selbst vor allen Gefahren zu schützen. Ehe sie Tarran gekannt hatte, hatte sie sich ein Zaudern gar nicht vorstellen können. Nun aber musste sie jede Entscheidung sorgsam abwägen, da sie sowohl der Königin als auch ihrem eigenen Herzen dienen wollte.
»Bei St. Govan’s Head«, erwiderte Tarran.
»Wo ist das?« Sie zwang sich, sich auf das Problem Llech-lafar zu konzentrieren.
»Im Süden, auf der Landzunge, die weit ins Meer vorragt. Der heilige Govan fand vor vielen hundert Jahren auf einer Klippe an dieser Bucht Zuflucht. Es existieren noch Überreste der Kapelle, die er errichtete.«
»… oder die von Sir Gawain zu Ehren des Heiligen erbaut wurde, wie unsere Barden singen«, warf Vala ein.
Elspeth wollte nichts mehr von den Legenden um König Arthur und seine Ritter und seinen Zauberer hören. Sie würde ihr Einverständnis zu Tarrans Plan geben. Sie würden nicht nur in dieselbe Richtung reisen, die Tarran einschlagen würde, um seinen Feind aufzuspüren, sie würden auch mehr Zeit gemeinsam verbringen.
Ein Einwand drängte sich ihr auf die Lippen: »Die Kapelle wird von Pilgern aufgesucht. Es könnte sein, dass der König zum Dank für seine Siege in Irland den Pilgerweg wählt.«
Tarran stand auf und trat an den Tisch. Er setzte sich neben sie und streckte seinen Arm hinter ihr aus, ohne die unbehaglichen Blicke, die seine Männer wechselten, zu beachten. Er sah ihr so tief in die Augen, dass sie sich mit aller Kraft auf jedes einzelne Wort konzentrieren musste. »Anders als bei einer Wallfahrt zur St. David’s Cathedral geht es bei einem Besuch der St. Govan’s Chapel nicht um Seelenläuterung. Dorthin zieht es Gläubige, die Heilung suchen, und ich habe nicht gehört, dass der König in Irland verwundet wurde.«
Kei stand auf. »Ich bezweifle, ob viele Menschen nach St. Govan’s Head pilgern. Es liegt weitab von jeder Siedlung, und der Pilgerweg nach St. David führt dort nicht vorbei.«
Sie starrte ihn an, erstaunt, dass er sich an dem Gespräch beteiligte. Vielleicht wollte er Tarrans Gunst zurückgewinnen.
»Aber einen Fels in die Kapelle zu schaffen …«, setzte sie an.
»Hör zu, Elspeth.« Tarran ergriff ihre Hände und faltete sie zwischen seinen, die sich vom Polieren des Schwertes körnig anfühlten.
Sie kostete die Beschaffenheit seiner starken Hände aus. Ehe sie ihm begegnet war, war ihr nie aufgefallen, wie stark Hände sie faszinierten. Sie hatte die weichen, ungeübten Hände ihrer Schülerinnen trainiert. Sie hatte die Hände ihres Vaters beim Jonglieren beobachtet. Tarrans Hände waren geschickt, sei es, dass er ein Schwert hielt oder ihr Gesicht umfasste. Hart und rau, konnten sie dennoch so sanft wie ein Frühlingslüftchen sein. Er benutzte sie, um seine Worte zu unterstreichen, auch wenn er seine stärksten Gefühle beherrschte. Ließ er aber jenen Leidenschaften freien Lauf wie des Nachts, weckten jene Hände bei ihr ungeahnte Gefühle. Seine Hände waren ein fesselndes Spiegelbild seiner Seele, das sie die ganze Zeit über beobachtet hatte, ohne es zu wissen.
»Ich höre«, flüsterte sie und hoffte, niemand würde wahrnehmen, dass ihre Stimme erbebte, weil ihre Gedanken seinen an ihr entlanggleitenden Händen galten.
»Du
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