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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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Hierseins. Er will Cymru von Henry und seinen Gefolgsleuten befreien.«
    »Wenn er entdeckt, was wir vorhaben, wird er uns daran zu hindern suchen. Wir müssen einen anderen Stein finden, den wir statt Llech - lafar an jene Stelle tun, damit niemand argwöhnt, dass der Zauberstein entfernt wurde.« Sie stand auf und griff nach ihrem Mantel. »Wer kommt mit mir?«
    Tarrans Leute standen wie ein Mann auf und umschlossen seine ausgestreckte Rechte. Elspeth reckte sich und folgte ihrem Beispiel. Es bedurfte keiner Worte. Der Schwur, den König zu retten, galt nun für die Männer ebenso wie für sie.
     
    Der Regen machte das Ausgraben eines an Größe und Form ähnlichen Steins leichter, als Elspeth zu hoffen gewagt hatte. Eine halbe Meile vom Llech-lafar entfernt war das Ufer weich und schlammig, und als sie den Felsbrocken ausgruben, schwemmte das Wasser alle Spuren weg.
    Seith bewies, dass sein Umfang eher seinen Muskeln als Fett zu verdanken war, als er den Stein aus dem Wasser hievte und auf die Planke schob, die die anderen hielten. Das Brett war verkohlt, aber nur an den Rändern, so dass es stark genug war, um den Stein zu tragen, als alle fünf sich abmühten, ihn auf den Karren zu heben. Nachdem Elspeth das aufgewühlte Erdreich ins Wasser geschoben hatte, waren alle Hinweise auf die Stelle, wo sich der Fels befunden hatte, getilgt.
    Die Ochsen legen sich ins Zeug, der Karren ächzte, als sie den Stein am Fluss entlang nach Tyddewi brachten. Tarran schickte seine Männer voraus, um sicher zu sein, dass niemand in der Nähe war und man die Steine unbemerkt auswechseln konnte. Wieder zeigte es sich, dass der kalte Regen ihr Verbündeter war, da er die Dorfbewohner an ihre heimischen Herde fesselte.
    Weitere Planken wurde auf den Boden gelegt, damit die Karrenräder sich nicht ins weiche Erdreich gruben. Mit kleinen Steinen und Schotter wurden die Hufabdrücke der Rinder verdeckt. Nichts durfte verraten, dass sie am Fluss gearbeitet hatten.
    Llech-lafar auszugraben war schwieriger, weil auch hier das Flussufer unberührt aussehen sollte. Elspeth zog mit ihrem Stock eine Linie um den Rand des Steins, und Gryn und Tarran entfernten Gras und Erde. Indem sie ihren Stock als Hebel einsetzte, lockerte sie den Stein. Sobald das Gras um den namenlosen Stein festgetreten war, hoben sie Llech-lafar auf den Karren und bedeckten ihn mit alten Decken, die Valas Enkelin ihnen überlassen hatte.
    Elspeth sah zu, wie Kei den Karren zum Dorf begleitete. Er sollte hinter Modlens Haus stehen, wo er seit ihrer Ankunft in Tyddewi seinen Platz gefunden hatte. Mit etwas Glück würde niemandem etwas auffallen.
    Das Glück war ihr gewogen, seit sie nach Wales gekommen war. Sie hoffte, es würde ihr noch eine Weile treu bleiben.
     
    Der Regen hatte fast aufgehört, als Tarran durch das feuchte Gras am Grund des offenen Tales schritt, in dem die Ruine der Kathedrale stand. Er hatte gehört, dass sie ein großartiger Bau gewesen war, St. Davids Namen würdig, und dass der Bau, der die Ruine ersetzen sollte, noch größer werden sollte. Es würde Jahre dauern, die Kathedrale neu aufzubauen, doch konnte sie fertig sein, wenn er, falls er Bradwr ap Glew übers Meer folgen musste, aus Fürst Madocs sagenhaftem Land zurückkehrte.
    Er zog den Dolch, den er neben seinem eigenen trug. Addfwyns Klinge hätte Elspeths Blut vergießen können. Wie nie zuvor stellte er seinen Schwur, Bradwr ap Glew zu töten, in Frage. Es war einfach, für die Vergeltung alles zu riskieren, ehe Elspeth in sein Leben getreten und in seinen Armen gelandet war. Doch hatte er Addfwyn einen Eid geschworen, und diesen galt es zu erfüllen, auch wenn es den eigenen Tod bedeutete.
    Nahe der Kathedrale hielt etwas seinen Blick fest. Elspeth! Er erkannte ihre Silhouette, die seinen Händen allzu vertraut war. Er stapfte durch das kniehohe Gras des vergangenen Jahres, das mit viel kürzeren, frischen grünen Halmen durchsetzt war, und sagte, als er nahe genug war und sie ihn hören konnte: »Du hättest nicht allein hierherkommen sollen.«
    »Ich weiß.« Sie blickte zum Fluss.
    Er legte die Hand auf ihre Schulter, und sie lehnte sich an ihn. Die Bewegung war vertrauensvoll und unschuldig. Es gab noch immer viel, was sie von ihm nicht wusste. Er hatte ihr nichts von den dunklen Albträumen verraten, die ihn heimgesucht hatten, ehe sie neben ihm schlief. Die bösen Träume waren vergangen, doch tagsüber verfolgte ihn die Vorstellung, auf immer von ihr getrennt zu werden.

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