Die Lady mit der Lanze
Elspeth hatte nichts davon gesagt, in Cymru zu bleiben, sobald sie ihr Königin Eleanor gegebenes Versprechen eingelöst hatte.
»Wohin starrst du?«, fragte er.
»Zum Fluss. Ich frage mich, ob Druce aufrichtig war oder log, als er uns auf Llech-lafar aufmerksam machte.«
»Du sollst nicht zusätzlich Ärger herbeireden. Davon haben wir schon mehr als genug.« Er stöhnte so übertrieben, dass sie lachte.
»Na schön.« Sie legte den Kopf an seine Schulter. »Ich will davon ausgehen, dass wir den richtigen Stein haben. Und wir werden eine Möglichkeit finden, Druce zu überreden, dass er nicht mit uns weiterzieht. Vielleicht behagt ihm der Anklang, den er im Dorf mit seinen Geschichten findet, so sehr, dass er bleibt.«
Der Wind wehte ihnen Regen ins Gesicht, und sie beugte den Kopf vor, als sie die Kapuze ihres Mantels hochschob. Es war nicht kalt, doch der frische Wind heulte um die Ruinen, als beklage er die Zerstörung der Kathedrale.
»Hier herrscht Leere«, sagte Tarran.
»So wie jene, die du in dir verspürst.«
Er schüttelte den Kopf, ehe ihm einfiel, dass sie es nicht sehen konnte. »Was ich empfinde, ist nicht Leere. Es ist ein Hunger, der nicht gestillt werden kann, solange Bradwr ap Glew am Leben ist.«
»Aber was bleibt übrig, wenn du deinen Feind tot zu deinen Füßen sehen wirst?«
»Triumph.«
Sie drehte sich um. »Triumph vergeht. Und was dann?«
»Ich werde …«
Hinter ihm raschelte es im Gras, und er fuhr herum. Metall blitzte auf, er zog sein Schwert. Zugleich stieß er mit aller Kraft Elspeth fort und hob es an. Der Mann, der das einfache Gewand von Druces Leuten trug, schlug mit seiner Waffe gegen Tarrans Klinge.
Tarran parierte jeden Hieb und wartete auf die Öffnung, die es ihm gestatten würde, seinen Angreifer außer Gefecht zu setzen. Er spürte eher als dass er sah, wie Elspeth sich näherte, einen Stock bereit in ihren Händen.
»Bleib zurück!«, befahl er.
»Ich möchte helfen!«, rief sie.
»Zurück!« War ihr denn nicht klar, dass sie ihren Stock nicht einsetzen konnte, wenn er und sein Angreifer so eng beisammen standen? Eine einzige Fehleinschätzung, und sie hätte Tarran anstatt des anderen treffen können.
Wie staunte er, als der Stock zwischen ihnen niedersauste, keinen traf, aber haargenau auf dem Schwert seines Angreifers landete. Der Mann hob sein Schwert und schlug damit auf ihren Stock ein.
Der im Feuer mürbe gewordene Stock aus der Ruine brach. Wieder schwang der Mann sein Schwert. Sie versuchte auszuweichen, doch die Klinge schnitt ein paar rote Locken ab.
Blind vor Wut, weil der Mann Elspeth angegriffen hatte, stieß Tarran sein Schwert in ihn. Der Mann schrie auf und brach zusammen, eine Hand auf die Wunde gedrückt, aus der Blut floss, über sein Gewand und ins Gras.
Tarran stürzte zu Elspeth. Sie starrte den Mann an, und als Tarran die Hand auf ihren Arm legte, zuckte sie zusammen und wich mit einem Aufschrei zurück.
»Bist du verletzt?«, fragte er.
»Du … du hast ihn getötet …« Sie drehte sich um und taumelte ein paar Schritte weiter, ehe sie auf die Knie fiel und sich heftig übergab.
Er legte eine Hand auf ihr Haar, ratlos, was er sagen sollte. Mit einem Blick auf den Mann am Boden sagte er: »Ich muss ihn befragen, solange es noch möglich ist.«
Sie nickte und schlang ihre Arme um sich.
Er wollte sie nicht allein lassen, während sie würgte, doch war er nicht sicher, wie lange der Mann noch leben würde. Er ging zu dem im roten Gras Liegenden, kniete nieder und fragte: »Wer will meinen Tod?«
»Das wisst Ihr!«, würgte der Mann hervor, dessen Mut sich nicht mit seinem Blut verflüchtigte.
»Wüsste ich es, würde ich nicht fragen.« Wieder hörte er das Gras rascheln. Elspeth kam zögernd näher. Ihr Gesicht war aschgrau wie jenes des Sterbenden, als sie sich neben ihm hinkniete. »Wer möchte meinen Tod?«
»Bradwr ap Glew will, dass Ihr für Addfwyns Tod büßt.«
Tarran zuckte zurück. »Ich - büßen? Er war der Täter.«
»Ihr habt das Verbrechen begangen, Fürst Tarran ap Llyr.«
»Wo ist Bradwr ap Glew? Blieb er in Cymru oder segelte er mit Fürst Madoc?«
»Mein Vetter ist überall.« Der Mann rang um Atem, und Elspeth streckte die Hand nach ihm aus.
Tarran winkte sie fort.
»Aber ich könnte …«, setzte sie an.
»Still, Elspeth!«
Sie kauerte auf ihren Hacken und furchte enttäuscht die Stirn.
Er war versucht, sie zu trösten, doch dazu war keine Zeit. Er beugte sich über den Mann. »Antworte! Wo
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