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Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Titel: Die Lady von Milkweed Manor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Frühstückstisch.
    »Mr Taylor, Sie setzen sich jetzt hin und essen Ihr Porridge!«, befahl sie energisch.
    »Ach, Miss Charlotte«, wandte John Taylor ein, »ich habe heute Morgen einfach keinen Appetit.«
    »Das Frühstück ist eine wichtige Angelegenheit, wie Sie als einer der angesehensten Wundärzte Londons sehr gut wissen …«
    »Das ist lange her.«
    »Und es wird wieder so werden, wenn man Mrs Krebs glauben darf. Nun setzen Sie sich schon hin und essen Sie mit uns. Wir würden uns sehr freuen, nicht, Anne?«
    »Ja, Großvater. Iss! Iss!«
    »Na gut. Zwei so hübsche Mädchen darf ich ja wohl nicht enttäuschen.«
    Die drei hatten gerade angefangen zu essen, als Daniel Taylor hereinkam, in zerknitterter Kleidung und mit geröteten Augen nach einer langen, anstrengenden Nacht im Manor House.
    »Guten Morgen, Dr. Taylor«, sagte Charlotte. »Hatten Sie eine gute Nacht?«
    »Ganz und gar nicht.«
    »Das tut mir leid zu hören.«
    »Geht es dem Manor House finanziell wieder besser?«, fragte sein Vater.
    »Der Druck hat etwas nachgelassen, ja.«
    »Kapital!«
    »So weit würde ich nicht gehen.«
    »Setzen Sie sich. Hier!« Charlotte stellte eine Schale Porridge vor ihn hin. »Essen Sie erst einmal etwas.«
    Dr. Taylor nahm mit einem dankbaren Lächeln Platz.
    »Arbeitest du heute auf der Findelkindstation, Vater?«
    »Ja. Und Mrs Moorling hat mich gebeten, eine der neuen Patientinnen anzuschauen. Das arme Ding hat Todesangst vor Dr. Preston!«
    Daniel Taylor schüttelte den Kopf und wechselte einen vielsagenden Blick mit Charlotte. Dann wandte er sich an seine Tochter. »Und was werdet ihr beiden heute unternehmen?«, fragte er und tat ein paar Löffel Zuckersirup an seinen Porridge.
    »Wir gehen ins Muh-seum.«
    Er lachte. »Großartig!«
    »Ich weiß, dass sie eigentlich noch zu klein dafür ist«, erklärte Charlotte. »Aber ich möchte so gerne die Ägypten-Ausstellung sehen.«
    »Ich habe gehört, sie soll sehr gut sein.«
    »Und danach essen wir ein Kirscheis. Komm doch mit, Papa!«
    Er lächelte über die Begeisterung seiner Tochter. »Diesmal leider nicht. Ich habe letzte Nacht kaum geschlafen und muss unbedingt ein Nickerchen machen, bevor meine Patienten kommen.«
    »Missy sagt, Schläfchen sind gut für dich.«
    Er lächelte Charlotte über Annes Kopf hinweg an. »Da hat sie absolut recht.«

    Eines Nachmittags Ende September, Anne hielt gerade ihr Mittagsschläfchen und Charlotte spielte mit John Taylor eine Partie Backgammon, als die Tür aufging und Marie ihr einen Brief hereinbrachte. Er war von ihrer Cousine Katherine. Sie öffnete ihn und las ihn langsam. Dann blickte sie auf und sah, dass John Taylor sie besorgt beobachtete.
    »Doch hoffentlich keine schlechten Nachrichten?«
    »Nein. Nur eine Einladung.«
    »Zu einer Hinrichtung?«
    »Nein.« Sie seufzte. »Zu einem Geburtstag.«
    »Nun, das wäre doch eigentlich ein Grund zum Lächeln, meine Liebe. Wo soll das Fest denn stattfinden?«
    »Am Manchester Square.« Was hatte Katherine wohl bewogen, sie einzuladen? Warum hatte Charles sie nicht davon abgehalten? Glaubte er, damit ihr Misstrauen zu wecken, nach so langer Zeit? Er konnte sich doch nicht wirklich wünschen, dass sie kam.
    »Machen Sie sich Sorgen wegen Anne?«, fragte John Taylor. »Das brauchen Sie nicht. Ich kann doch auf sie aufpassen.«
    »Sie sind sehr freundlich.«
    Wie würde es wohl sein, Edmund nach dieser langen Zeit wiederzusehen? Konnte sie hingehen und sich mit einem kurzen Blick zufriedengeben oder würde dieses Wiedersehen den Wunsch nach größerer Nähe zu ihm erneut entfachen? Wahrscheinlich war es besser, nicht hinzugehen.
    »Sie haben so lange nichts mehr für sich getan, Miss Charlotte. Gehen Sie und genießen Sie es. Ich bezahle die Droschke. Keine Widerrede.« Er strahlte sie an und freute sich so für sie, dass ihr keine andere Wahl blieb, als zuzustimmen.
    »Wann soll das Fest denn stattfinden?«, fragte er.
    Sie schaute nach. Am Freitag, dem 7 .
    »Am Samstag«, antwortete sie.

    Als Charlotte eintraf, lag Katherine auf dem Sofa, eine Hand auf der Stirn, die andere auf ihrem gerundeten Leib. Sie warf einen kurzen Blick auf ihren Gast und schloss gleich wieder die Augen.
    »Das Fest war gestern, Charlotte«, sagte sie matt.
    »Ja, ich weiß.«
    »Verzeih mir, dass ich nicht aufstehe, um dich zu begrüßen. Ich bin völlig erschöpft. Ich habe mich gestern einfach übernommen – Charles hat vorhin schon mit mir geschimpft deswegen. Diesmal ist es noch

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