Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)
schlimmer als das letzte Mal. Ich nehme an, das bedeutet, dass es ein Mädchen ist. Wie war eigentlich deine Schwangerschaft mit Anne?«
»Eigentlich ist Anne gar nicht …«
»Schade, dass du nicht an der Feier teilgenommen hast, Charlotte«, unterbrach Katherine sie. »Das war vielleicht ein Wirbel! Edmund war völlig überdreht. Zu viele Geschenke und zu viel Kuchen, nehme ich an. Abends hatte er Bauchschmerzen. Wenn wir wieder nach Fawnwell zurückgehen, wird er übrigens ein Pony bekommen.«
»Wie aufregend.«
»Mrs Harris kam auch, aber sie sah sehr krank aus. Sie trug einen absolut scheußlichen Hut. Ach, und William war hier, mit seiner Frau – Amanda oder Althea oder so. Ich habe es vergessen. Wusstest du, dass er geheiratet hat? Ich dachte immer, er würde dich oder deine Schwester heiraten, und jetzt seid ihr beide noch ledig. Ich muss sagen, Bea hat ziemlich grimmig dreingeschaut, als sie die beiden hier zusammen sah.«
»Bea war hier?«
»Ja. Ich hatte gehofft, dass ihr beiden euch hier begegnet und gezwungen seid, euch auszusöhnen. Bist du deshalb nicht gekommen – weil du wusstest, dass Bea kommen würde? Wahrscheinlich hat deine Tante Tilney es ausgeplaudert …«
»Ich habe es nicht gewusst.«
Katherine läutete eine kleine Glocke, die neben ihr stand. »Celia!«, rief sie. »Bring mir bitte ein bisschen Eis!« Zu Charlotte sagte sie: »Ich glaube, das hilft gegen meine Kopfschmerzen.«
»Ist … Edmund hier?«, fragte Charlotte. Sie hatte feuchte Hände. »Ich habe ein Geschenk für ihn, das ich ihm gerne geben würde.«
»Oh …«, Katherine machte eine vage Handbewegung, legte ihre Hand aber schnell wieder auf die Stirn. »Er muss hier irgendwo sein. Sei so lieb und such ihn, ja? Mein Arzt sagt, ich soll meine Beine so oft wie möglich hochlegen.«
»Natürlich. Ich hoffe, dass es dir bald wieder besser geht.«
Charlotte verließ den Salon. In der Tür traf sie mit einem Mädchen zusammen, das das Eis brachte.
»Haben Sie Edmund gesehen?«, fragte sie das Mädchen.
»Nein, Ma'am. Aber er ist wahrscheinlich oben im Kinderzimmer.«
»Danke.«
Charlotte stieg die Treppen in den dritten Stock hoch. Oben schaute sie in beide Richtungen und versuchte zu entscheiden, welche sie zuerst einschlagen sollte. Plötzlich rollte ein roter Ball aus einer Tür heraus auf sie zu.
Der Ball blieb neben einer griechischen Statue liegen und Charlotte bückte sich, um ihn aufzuheben.
Ein kleiner Junge trat auf den Flur hinaus und blieb zögernd stehen, sichtlich überrascht über ihren Anblick.
»Hallo«, sagte sie, plötzlich atemlos. »Suchst du vielleicht den?« Lächelnd hielt sie den Ball hoch.
»Ja, danke.« Er nahm den Ball und sah dann mit den braunen Augen seines Vaters zu ihr auf. Das Gesichtchen war eingerahmt von braunen Locken, die so sehr ihren eigenen glichen.
»Alles Gute, Edmund.«
Er legte den Kopf schräg. »Wer sind Sie?«
»Ich bin deine … die Cousine deiner Mutter, Charlotte.«
»Cousine Charlotte?«
»Ja. Und du bist das Geburtstagskind.« Sie zog ein kleines rechteckiges Päckchen aus ihrer Tasche. »Ich habe ein Geschenk für dich.«
»Ich weiß, was das ist … ein Buch!«
»Ja, und wahrscheinlich besitzt du es schon.«
Sie beugte sich herab und hockte sich auf die Fersen, sodass sie auf Augenhöhe mit ihm war, während er das Papier aufriss und sich den Einband ansah.
»Ja.« Er zuckte die Achseln. »Ich habe es schon.«
»Nun, das ist so ein gutes Buch, dass es nichts schadet, es zweimal zu besitzen.«
Er sah zu ihr auf, die zarten Brauen kritisch ein wenig hochgezogen, ganz der Vater.
»Warum sind Sie traurig?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht, weil ich kaum glauben kann, dass du schon drei Jahre alt bist. Aber es ist wirklich dumm von mir. Geburtstage sollten glückliche Ereignisse sein und du bist doch ein glücklicher Junge, nicht?«
Wieder zuckte er die Achseln. »Ja.«
»Darüber bin ich sehr froh.«
Er hob das Buch hoch. »Lesen Sie mir daraus vor?«, fragte er.
Ihr Herz hämmerte in der Brust und sie biss sich auf die Lippen, um die bittersüßen Tränen zurückzuhalten. Sie wollte ihm gerade antworten, als die Stimme einer Frau ertönte: »Komm, Master Edmund, dein Vater wird jeden Augenblick zu Hause sein.« Eine junge Frau mit pedantischem Gesicht, in einem strengen grauen Kleid, erschien in der Tür und hielt ihm einen winzigen Gehrock hin. »Zeit, dich umzukleiden.«
Charlotte stand auf und die Frau hielt inne.
»Oh Verzeihung, ich
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