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Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Titel: Die Lady von Milkweed Manor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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ist er.« Er horchte noch einen Augenblick länger. »Stark und regelmäßig.«
    Charlotte lächelte. »Sprechen Sie von allen ungeborenen Kindern als von ›ihm‹?«
    »Ich weiß nicht. Eigentlich nicht.«
    »Ich glaube nämlich tatsächlich, dass es ein Junge ist. Es ist so ein Gefühl. Aber ich nehme an, alle Schwangeren kennen das?«
    »Ja, und oft haben sie recht.«
    »Tatsächlich?«
    Er lächelte. »In etwa der Hälfte der Fälle.« Das Lächeln erstarb.
    »Als Nächstes würde ich normalerweise den …«, er deutete mit der Hand auf ihren Bauch, »… äh … Bereich … abtasten. Und … äh … auch andere Bereiche untersuchen.« Er schluckte. »Ich glaube jedoch, angesichts Ihres allgemeinen Gesundheitszustands und der Lebhaftigkeit des Kindes genügt das für heute.« Er trat zurück und Charlotte entspannte sich ein wenig. Sie war sehr erleichtert.
    Man hörte ein leises Klopfen an der Tür. Dr. Taylor ging eilig hin, um zu öffnen. Charlotte konnte nicht sehen, mit wem er durch die nur einen Spaltbreit geöffnete Tür sprach, aber sie verstand einen Großteil des leise geführten Gesprächs.
    »Sie werden oben gebraucht.«
    »Gibt es ein Problem?«
    »Ich fürchte … recht aufgeregt.«
    »Ich verstehe. Ich komme gleich hoch.«
    Er schloss die Tür, drehte sich um und sah Charlotte an. »Ich muss gehen, Miss Lamb … Entschuldigung, Miss Smith.«
    Charlotte rutschte vom Tisch.
    »Gibbs wird Sie informieren, wenn der nächste Termin fällig ist.«
    Sie nickte.
    »Guten Tag«, sagte er und wandte sich ab.
    »Guten Tag«, antwortete sie, aber er war schon fort.

4
    Die Armen sammeln Seidenblumen und stopfen ihre Betten damit,
vor allem die Kinderbetten; sie benutzen sie statt Federn.
    Peter Kalm, 1772
    Charlotte las den Brief im Garten, der ihr, so ungepflegt er auch war, doch eine gewisse Rückzugsmöglichkeit bot, die sie im Haus selbst schmerzlich vermisste. Gibbs hatte ihn ihr mit den Worten »bitte sehr, ein Brief für Sie« gegeben. Und während Charlotte sich eigentlich hätte darüber freuen müssen, vor allem, weil sie wusste, dass die feine weibliche Handschrift die ihrer Tante war, zitterte sie doch, als sie das Schreiben öffnete. Sie ahnte, dass es schlechte Nachrichten enthielt. Was hatte sie in ihrer gegenwärtigen Situation auch anderes zu erwarten? Ganz bestimmt nicht, dass ihr Vater ihr vergeben hatte und sie nun durch Tante Tilney bat, nach Hause zu kommen. Obwohl sie das wusste, zitterten ihre Hände, während sie las.
    Meine liebe Nichte,
    heute schreibe ich dir voll tiefen Kummers. Dein Vater hat von mir verlangt, jeglichen Kontakt zu dir abzubrechen, was ich nur mit äußerstem Widerstreben tue. Du weißt, wie sehr ich dich schätze und liebe, ungeachtet des in jüngster Zeit Geschehenen. Ich hoffe, dass du deinem Vater irgendwann vergeben kannst. Er hat schon immer viel zu viel auf die öffentliche Meinung gegeben, wie du weißt, und ich fürchte, dies hat ihn an seinem empfindlichsten Punkt getroffen.
    Es besteht eine gewisse Hoffnung, so glaube ich jedenfalls, dass es deiner Schwester gelingen wird, die Zuneigung jenes Gentleman, den du gut kennst, zu gewinnen, bevor er die Neuigkeit erfährt, die ihn zwingen würde, die Beziehungen zu deiner Familie abzubrechen. Vor allem deiner Schwester liegt sehr daran, die unglückliche Wahrheit so lange wie möglich geheim zu halten.
    Es schmerzt mich, dir das so ungeschminkt schreiben zu müssen, aber so ist es nun einmal. Dein Vater hat mich gebeten, dir nahezulegen, dass du dich keinesfalls in der Öffentlichkeit zeigst und deine Identität verschweigst, bis die Verlobung ausgesprochen ist. Leider ist wohl kaum zu hoffen, dass wir die Angelegenheit bis nach dem ersehnten Eheversprechen geheim halten können, doch alle sind zuversichtlich, dass die lange dauernde Verbindung des Herrn zu deiner Schwester anderen, weniger glücklichen Ereignissen standhalten, ja sie vielleicht sogar in den Hintergrund treten lassen kann.
    Verliere nicht die Hoffnung, meine Liebe. Dein Vater ist letztlich ein guter Mensch und ich bete, dass er sich zu gegebener Zeit erweichen lassen wird. Im Augenblick habe ich leider keine andere Wahl, als seine Anordnung zu befolgen. Es wäre vielleicht anders, wenn dein lieber Onkel auf meiner Seite stünde, aber er ist der Ansicht, dass wir uns nicht zwischen Vater und Tochter stellen dürfen. Du weißt, dass er tun würde, was in seiner Macht steht, wenn man ihm nur gestatten würde, dir zu helfen.
    Dennoch kann ich

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