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Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Titel: Die Lady von Milkweed Manor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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das Mädchen für alles, fuhren bereits eine Woche früher als der Rest der Familie nach Shoreham, um dort die nötigen Vorbereitungen zu treffen.
    Charlotte genoss diese Tage in London, in denen sie die meiste Zeit mit Anne und John Taylor allein im Haus war. Tante Tilney hätte es zwar nicht gebilligt, aber Charlotte fühlte sich in der Gesellschaft des gütigen Mannes keinen einzigen Moment unwohl. Er behandelte sie mehr wie eine Tochter als eine Dienerin. Seine Freundlichkeit und Zuneigung waren Balsam für die Wunden und Risse in ihrem Herzen, die die Gleichgültigkeit ihres eigenen Vaters geschlagen hatte.
    Zu seiner – und Charlottes – Freude fühlte Anne sich in dieser Zeit mehr und mehr zu ihrem Großvater hingezogen. Sein Sohn blieb jedoch kühl.
    »Es tut mir leid, Mr Taylor«, sagte sie eines Nachmittags zu Daniels Vater. Anne machte ihr Mittagsschläfchen und sie saßen zusammen im Wohnzimmer. »Ich glaube, ich habe das Verhältnis zwischen Ihnen und Ihrem Sohn nur noch verschlimmert.«
    »Machen Sie sich keine Vorwürfe, meine Liebe. Ich war sehr gerührt von Ihren Versuchen, mir zu helfen. Ich weiß, dass Sie in bester Absicht gehandelt haben. Daniel weiß es eigentlich auch, er kann es nur nicht zugeben. Wissen Sie, er hat mein Versagen sehr persönlich genommen. Seiner Ansicht nach hat meine Schande seinem Ruf geschadet. Ich fürchte, mein Sohn ist schon immer sehr empfindlich gewesen, was Kritik von anderen betrifft, sei sie nun echt oder eingebildet. Ich bin sicher, er glaubt, dass man ihm nach meinem Fehler misstrauischer begegnet, als es tatsächlich der Fall ist. Sein Selbstvertrauen ist nicht besonders groß. Ich weiß gar nicht, warum. Vielleicht liegt es daran, dass seine Mutter so jung starb. Die Entdeckung, dass der Elternteil, der ihm geblieben ist, fehlbar war, muss wie ein Schlag für ihn gewesen sein. Ich nehme an, es ist immer schwierig für ein Kind, die Fehler seines Vaters nicht auf sich selbst zu beziehen. Aber man muss das Beste aus dem Leben machen, das Gott einem geschenkt hat.«
    Charlotte spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen, als sie John Taylor anlächelte. Sie war sich bewusst, dass er keine Ahnung hatte, warum seine Worte sie so bewegten.
    »Sie kommen doch mit uns an die Küste, oder?«, fragte sie.
    »Ich glaube nicht. Daniel muss auch mal mit seiner Frau allein sein, ohne dass sein Vater die ganze Zeit irgendwo herumlungert. Und ich glaube, ich kann mich auf der Findelkindstation ganz gut nützlich machen. Mrs Krebs wird mich Windeln waschen lassen oder dergleichen. Dagegen kann Daniel nichts einzuwenden haben.« Er lächelte sie warm an. »Vor allem jetzt nicht, nach dem, was Sie für uns herausgefunden haben.«

    Als die Woche vorbei war, standen sie alle in der Eingangshalle. Charlotte hielt Anne auf der Hüfte.
    »Und ich kann dich wirklich nicht umstimmen, Vater?«, fragte Daniel und nahm das letzte Gepäckstück auf, um es zu dem wartenden Hansom zu tragen.
    »Wer würde denn den Garten versorgen, wenn ich mitkäme?« John Taylor beugte sich zu Anne hinunter und strich ihr über die weiche Wange. »Einer muss ja hierbleiben und die Arbeit tun.« Er winkte Charlotte zu.
    »Nun gut. Ich sehe dich am Montag. Schreib oder schick einen Boten, wenn du vorher irgendetwas brauchst. Die Anweisungen, was wo ist und so weiter, hast du?«
    »Ja, ich habe alles, was ich brauche. Mach dir keine Sorgen um mich, mein Junge. Ich wünsche dir einen schönen Urlaub – mit viel Ruhe und Erholung für alle, das ist mein Rezept. Ich werde für euch alle beten.«
    »Danke, Vater.« Daniel ging zur Tür.
    Charlotte trat vor und bot dem ihr lieb gewordenen Mann die Hand.
    »Wir werden Sie vermissen, Anne und ich.«
    Er nahm ihre Hand in seine beiden. »Und ich werde euch vermissen. Aber der Sommer wird schnell vorbeigehen, wie immer im regnerischen alten England, und bald sind wir alle wieder vereint.«
    Wenn er nur Recht behalten hätte.

22
    Ammen verdienten zwölf Dollar im Monat. Davon bezahlten sie fünf Dollar
für die Versorgung ihrer Kinder. Es blieben ihnen also ganze sieben Dollar.
Das war ein Spitzenverdienst für Dienstboten in New York.
    Harper's Weekly , 1857
    Das Cottage am Meer, das Dr. Taylor gemietet hatte, war ein würfelförmiges georgianisches Gebäude aus Sandstein. Im Dorf waren sie aus der Kutsche gestiegen und hatten einen von einem Jungen kutschierten Ponykarren gemietet. Nun fuhren sie über die Adur Bridge und dann an der Küste entlang nach Westen.

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