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Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Titel: Die Lady von Milkweed Manor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Ihre Hände waren feucht, ihr Magen revoltierte. Mit niedergeschlagenen Augen ging sie ins Wohnzimmer.
    »Darf ich dir Miss Charlotte Lamb vorstellen? Miss Lamb, meine Frau Lizette.«
    Charlotte warf einen raschen Blick auf Daniels Frau. Seine wunderschöne Frau.
    »Madame Taylor«, korrigierte die Frau freundlich und schaute dabei ihren Mann an.
    Charlotte senkte den Blick wieder und knickste wohlerzogen.
    » Enchantée «, murmelte sie, unsicher, ob es ihrer Arbeitgeberin recht war, dass sie französisch sprach.
    Als Charlotte einen zweiten Blick wagte, lächelte Mrs Taylor sie liebenswürdig an. Das Lächeln machte sie noch schöner. Charlotte konnte diese gelassene, bildschöne Frau kaum mit dem heulenden, erbärmlichen Geschöpf in Verbindung bringen, das sie im Manor House gesehen hatte.
    Lizettes Augen verengten sich plötzlich. »Sind wir uns vielleicht schon einmal begegnet?«, fragte sie.
    Charlotte schluckte, hatte aber sofort die passende Antwort parat. »Nein, Madame. Wir wurden einander noch nicht vorgestellt.«
    Mrs Taylor sah sie noch einen Augenblick lang forschend an, dann wandte sie den Kopf.
    »Marie!«, rief sie.
    Eine Magd mit roten, rissigen Wangen erschien. Unter ihrer Haube quoll graues Haar hervor. » Oui, Madame? «
    »Bitte zeig der Amme ihr Zimmer.«
    » Bien sûr , Madame.«
    »Willkommen, Miss Lamb«, sagte Dr. Taylor. »Ich hoffe, Sie werden glücklich sein bei uns.«
    Das hoffe ich auch , dachte Charlotte.

    Mr John Taylor, Daniels Vater, begegnete Charlotte an jenem ersten Abend nicht. Doch am nächsten Morgen, als sie allein frühstückte, kam er zu ihr ins Esszimmer und begrüßte sie mit einem warmen Lächeln.
    »Miss Smith! Wie schön, Sie wiederzusehen! Oh, verzeihen Sie mir … Miss Lamb, wenn ich richtig verstanden habe.«
    »Ja. Auch mir ist es ein Vergnügen, Sie zu sehen, Mr Taylor.«
    Er goss sich eine Tasse von dem Tee ein, der auf der Anrichte stand, und setzte sich ihr gegenüber an den Tisch.
    »Es tat mir so leid, von Ihrem Verlust zu hören.«
    »Danke, Sir.«
    Den Blick auf die Tasse gerichtet, fragte er ängstlich: »Es lag doch nicht an etwas, das ich tat oder versäumte zu tun, oder …?«
    »Oh nein, natürlich nicht, Mr Taylor. Ich hätte mir keinen gütigeren, erfahreneren Arzt wünschen können.«
    »Danke, Miss Lamb. Das ist sehr freundlich von Ihnen. Welch ein Segen für Anne, dass Sie für sie sorgen. Wo ist der kleine Käfer denn heute Morgen?«
    »Sie schläft noch. Ich glaube, sie ist müde von der Reise.«
    »Ja, und welch ein Segen für uns, Sie hier zu haben. Mit drei so schönen Damen im Haus – ich wüsste nicht, wie Daniel und ich noch glücklicher sein könnten.«
    Sie lächelte ihm zu. »Und Sie, Sir, wie geht es Ihnen?«
    »Ich vermisse die Arbeit. Es bedeutet mir viel, mich nützlich zu fühlen, den Menschen zu helfen, wissen Sie. Ich vermisse es sehr.«
    »Das kann ich mir gut vorstellen. Besteht denn keine Hoffnung, in den Beruf zurückzukehren?«
    »Daniel sagt Nein.« Er schaute sich im Raum um, wie um sich zu versichern, dass sie allein waren. »Diese Miss Marsden hat mich im Griff, fürchte ich. Sie sagt, wenn ich je wieder praktiziere, bringt sie mich vor Gericht.«
    »Aber sicher würde doch Ihr Wort, Sir, gegen das einer solchen Frau …«
    »Stimmt ja, Daniel sagte mir, dass Sie ihr begegnet sind.« Er seufzte. »Es ist nicht sie allein, die solche Macht über mich hat. Ihr Gönner, der Vater des Kindes, weiß auch davon, sagt sie jedenfalls. Er soll irgendein reicher, rachsüchtiger Lord sein.«
    »Darf ich fragen, wer der Mann ist?«
    »Ein Lord Phillip Elton.«
    »Lord Elton …«
    »Sie kennen ihn?«
    »Der Name ist mir bekannt. Ich glaube, mein Onkel kennt ihn.«
    John Taylor schüttelte traurig den Kopf. »Prominent und mit den besten Beziehungen, fürchte ich. Ich kann jedenfalls nichts tun. Wenn es nur um mich ginge, würde ich es riskieren, aber ich darf Daniels Karriere nicht noch mehr aufs Spiel setzen, als ich es bereits getan habe.«
    »Hätten Sie etwas dagegen, Sir, wenn ich ein paar Nachforschungen für Sie anstellen würde?«
    »Ganz und gar nicht, aber machen Sie sich bitte keine Mühe, meine Liebe. Ich bin glücklich, nun, da ich meine Enkelin im Haus habe.«

    Charlotte und Anne teilten das Kinderzimmer im dritten Stock. Es war nicht groß, aber absolut ausreichend. John Taylor schleppte noch einen alten Paravent aus den Praxisräumen herauf und stellte ihn mit Charlottes Erlaubnis zwischen der Tür und ihrem

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