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Die Lagune Der Flamingos

Die Lagune Der Flamingos

Titel: Die Lagune Der Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofia Caspari
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stets Haltung bewahrte. Am liebsten hätte sie diesem Menschen hier und jetzt einen Eimer Wasser über den Kopf geschüttet und ihn von ihrem Hof gejagt. Kurz erfasste Anna jähe Wut, dann hatte sie sich wieder in der Gewalt.
    »Nehmt einen Karren mit ausreichender Ladefläche, legt Decken darauf und spannt Pferde an«, wies Anna ihre Männer an.
    »Wollen Sie den etwa mit nach Hause nehmen?«, fragte der erste Stallknecht.
    »Ich fürchte, ja«, antwortete Anna. »Das ist der Vater meiner Enkelkinder.«
    John konnte sich beim besten Willen nicht erklären, wie er in dieses Zimmer gekommen war. Er lag in einem breiten Bett, einem schweren Möbelstück aus dunklem geschnitztem Holz. Die Kissen und die Decke waren weich – offenbar handelte es sich um Daunenfedern –, und vor den Fenstern waren schwere Vorhänge vorgezogen, durch die ein schmaler Streifen gleißenden Lichts fiel. Neben seinem Bett stand ein Tischchen, darauf ein Tablett mit einer Teekanne nebst einer Tasse und einem Teller mit weichen Brötchen und dulce de leche . Sofort knurrte sein Magen, doch als er den ersten Bissen zu sich nahm, wurde ihm übel. Er würgte das Essen hinunter, musste sich dann zwingen, wenigstens einen Schluck Tee zu trinken. Erschöpft ließ er sich zurück in die Kissen fallen.
    Noch bevor er ihn richtig ausgeführt hatte, verwarf John den Gedanken, aufzustehen. Er war einfach zu schwach. Angestrengt dachte er nach, und dann fiel ihm ein, wo er sich wohl befinden musste. Er hatte Zuflucht gesucht im Fuhrunternehmen von Marlenas Mutter.
    Man muss mich dann nach Belgrano gebracht haben, ins Haus der Meyer-Weinbrenners.
    John hob den gesunden linken Arm und betastete seine Stirn. Sie glühte und war schweißnass. Jede Bewegung strengte ihn über Gebühr an. Der verletzte Arm schmerzte höllisch. Er hatte ihn behandeln lassen, nachdem er ein paar Tage zuvor angeschossen worden war, war aber offenbar an einen Quacksalber geraten. Die Wunde hatte entgegen aller Versprechen nicht zu heilen begonnen, der Arm war geschwollen und gerötet.
    John erwog erneut aufzustehen, beschloss dann jedoch, zu warten. Ohnehin war es fraglich, wie weit er in seinem Zustand kommen würde. Er wollte nicht noch einmal in Ohnmacht fallen und auf die Hilfe von wer weiß wem angewiesen sein. Es hatte ihn einige Überwindung gekostet, zu Anna Meyer zu gehen.
    Einen Moment lauschte er auf die Geräusche, die von draußen zu ihm hereindrangen. Zwei Frauen redeten miteinander, dann waren klappernde Schritte zu hören. Jemand sang eine halbe Liedzeile, brach ab und fing noch einmal von vorn an. John döste weg.
    Als er das nächste Mal erwachte, waren die Vorhänge aufgezogen. Wieder stand das Tablett da. Aus der Kanne heraus dampfte es frisch. John bewegte sich vorsichtig, um eine Belastung seines verletzten Armes zu vermeiden. Als er sich umblickte, bemerkte er eine Frau, die auf einem Sessel in der Nähe des Bettes Platz genommen hatte und ihn nachdenklich ansah.
    John hob den Kopf. »Frau Meyer?« Seine Stimme klang schwächer, als er erwartet hatte.
    »Herr Hofer.«
    Sie hatte ihn also erkannt. John wusste einen Moment lang weder was er sagen, noch was er denken sollte. Er hatte Marlenas Mutter nie persönlich kennengelernt. Er hatte sie nur mehrmals gesehen. Sie gehörte zu den anderen, zu einer Welt, die er bekämpfte.
    Er ließ sich zurück in die Kissen sinken. Obwohl sie ihn bisher nur begrüßt hatte, spürte er gleich, dass sie anders war, als er erwartet hatte. Sie sah nicht aus wie eine Puppe, nicht wie eine Dame der höheren Gesellschaft, sondern wie eine zupackende Frau. Ihre Kleidung war nicht übertrieben elegant, sondern eher schlicht.
    »Wir haben Sie im Hof unseres Unternehmens in der Stadt gefunden, Herr Hofer.«
    »Äh …«, antwortete John.
    Zu seinem Entsetzen musste er feststellen, dass ihm sogar die Konzentration für dieses einfache Gespräch schwerfiel. Immer wieder schien er für Sekunden wegzudämmern. Der Arm schmerzte entsetzlich. Er hörte, dass jemand etwas sagte, verstand jedoch nicht den Sinn der Worte.
    Erst als jemand direkt neben dem Bett stehend lauter seinen Namen rief, riss er mühsam noch einmal die Augen auf. Doch er sah nichts. Alles blieb verschwommen und grau.
    »Er hat eine schwere Blutvergiftung, sagt der Doktor.« Mit diesen Worten setzte sich Julius an Annas Seite, sie hatte im Salon unruhig auf ihn gewartet.
    Ein wenig später gesellte sich auch der Arzt zu ihnen – ein älterer Mann mit einer Halbglatze,

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