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Die Lagune Der Flamingos

Die Lagune Der Flamingos

Titel: Die Lagune Der Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofia Caspari
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ausgesetzt. Sie wollte glauben, dass nun alles gut war, aber das war es nicht.
    Plötzlich nahm Viktoria eine Bewegung an der Tür wahr, die aus ihrem Zimmer über die Veranda direkt in den Garten führte. Schon einen Moment später schob sich Pedro geschmeidig durch den schmalen Türspalt. Offenbar hatte er frisch gebadet, denn sein dunkles Haar, das ihm bis auf die Schultern fiel, war noch feucht. Das Hemd hing über den Hosenbund, seine Füße steckten nicht mehr in Reitstiefeln, sondern in einfachen indianischen Sandalen.
    Viktoria sprang auf und fiel ihm um den Hals. Auch wenn sie jeweils nur für einige Stunden getrennt waren, erleichterte es sie ungemein, ihn lebend wiederzusehen. Als fürchtete ich die ganze Zeit, er könnte mir genommen werden, fuhr es ihr durch den Kopf. Sie reckte ihm ihr Gesicht entgegen, um einen Kuss einzufordern, und Pedro ließ sich nicht lange bitten.
    »Ich habe kein gutes Gefühl damit, dass dein Schlafzimmer immer noch hier unten liegt«, sagte er dann, aber Viktoria ignorierte seine Worte.
    Pedros Kuss hatte ein Feuerwerk der Gefühle in ihrem Körper entfacht, das sie für einen Augenblick alles andere vergessen ließ. Ein warmer Schauer lief ihr vom Nacken das Rückgrat hinunter bis zu ihrer Scham. Viktoria unterdrückte ein Stöhnen, und sie bemerkte, wie auch Pedro zu reagieren begann. Worte, die er noch hatte sagen wollen, wurden von ihren Küssen erstickt. Er begann, ihren Hals und ihr Dekolleté zu liebkosen, zerrte endlich genauso ungeduldig an ihrem Hauskleid wie sie an seinem Hemd.
    Sie nahmen sich nicht die Zeit, zum Bett zu gelangen, sondern ließen sich auf den Boden nieder, gerade dort, wo sie standen, wie zwei, die viel zu lange hatten warten müssen. Viktoria glaubte, die wohlige Begierde nicht mehr aushalten zu können, als Pedros Hände von ihren Brüsten weiter hinunterwanderten zu ihrer Lust. Sie griff nach der seidenweichen Haut seines Geschlechts und streichelte ihn. Und endlich, endlich drang er in sie ein, fand sich tief und warm in ihr wieder. Gemeinsam lockten sie einander zum Höhepunkt, sanken dann erschöpft zusammen.
    Ich liebe ihn, dachte Viktoria, ich liebe ihn so sehr, und ich werde sterben, wenn ich ihn jemals verlieren sollte. Dann gab sie sich erneut seinen Liebkosungen hin.
    Bald erreichte der Sommer mit seinen heftigen Regenfällen seinen Höhepunkt. Die Hitze war bisweilen kaum auszuhalten. Und der Ring der Bedrohung und Feindseligkeit zog sich immer enger um Santa Celia zusammen. Im hinteren Obstgarten wurden einige Pfirsichbäume umgeschlagen, eine Dienstbotenunterkunft, in der sich zu dieser Zeit Gott sei Dank keiner befunden hatte, ging in Flammen auf. Immer wieder gingen Scheiben zu Bruch. Das Dienstmädchen Marisol wurde von einem Fremden in den Ställen bedrängt, doch Jonás Vasquez verhinderte Schlimmeres. Jonás war immer da, wenn man ihn brauchte. Er war einer der ehrlichsten und verlässlichsten Menschen, die Viktoria kannte. Sie war dankbar, dass er ihrer Familie zur Seite stand.
    Immerhin macht der Glaser ein gutes Geschäft, scherzte Viktoria stumm bei sich. Doch sie fühlte inzwischen auch zunehmend Bitterkeit in sich aufsteigen – Bitterkeit darüber, dass man sie ihr Leben nicht einfach leben ließ. Nur gut, dass bisher niemand zu Schaden gekommen war. Außerdem habe ich meine Kinder bei mir, mahnte sie sich, wenn die Grübeleien zu düster wurden. Und Pedro ist da … Ich sollte zufriedener sein.
    An diesem frühen Abend, kurz nach der Siesta, saßen Estella, Paco und Viktoria im großen Salon zusammen. Konzentriert lösten die Geschwister eine Rechenaufgabe, die ihre Mutter ihnen gestellt hatte. Viktoria hatte sich heute recht spontan dazu entschlossen, ihren Kindern Unterricht zu geben. Sie war damals nach ihrer Ankunft in Argentinien entsetzt gewesen über das Unwissen der Menschen in dieser Gegend, insbesondere über die Ignoranz und Dummheit der Frauen, deren Leben sich zwischen Kirche, der Organisation des Haushalts und träger Langeweile abspielte. Viktoria selbst war zwar nie eine besonders gute Schülerin gewesen und hatte viele andere Interessen gehabt, aber Estella sollte gewiss kein Püppchen werden, das sich nur für Klatsch und Kleidung interessierte.
    Vielleicht sollte ich sie auf ein Internat in Buenos Aires schicken, überlegte Viktoria. Hatte Anna nicht kürzlich von der Schule ihrer Tochter geschrieben? Ein Fräulein … Ach Gott, wie hieß sie noch? Fräulein Pfister? Ja, genau, jetzt erinnerte sie

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