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Die Lagune Der Flamingos

Die Lagune Der Flamingos

Titel: Die Lagune Der Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofia Caspari
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Estancia für sie arbeiteten. Aber vielleicht würde man ihre Familie und sie leben lassen, wenn sie vorerst von Santa Celia fortgingen?
    Bei allem Schmerz musste sie jetzt gut nachdenken, das war sie ihrer Familie schuldig. In keinem Fall wollte Viktoria den Santos-Besitz ganz aufgeben. Estella hatte Anspruch auf einen Teil des Erbes, und Viktoria würde gewiss nicht zulassen, dass man ihn ihrer Tochter nahm.
    Trotzdem beschloss sie, gleich nachher die Unterlagen noch einmal durchzusehen, die sie vor Tagen schon herausgesucht hatte. Sie würde eine andere Estancia finden, die im Besitz der Santos war und erst einmal dorthin gehen. Wenn wir weit genug wegziehen, suchte Viktoria sich Mut zuzusprechen, wird uns sicherlich niemand folgen.
    Santa Celia war immer der Hauptsitz der Santos gewesen. Humberto hatte stets betont, wie viel ihm gerade an dieser Estancia lag. Er würde ihr nicht folgen, wenn Santa Celia wieder sein war, dazu war er zu träge. Außerdem konnte er nicht wissen, ob sie an einem anderen Ort als Salta ihr Wissen über das, was er getan hatte, nicht besser nutzen konnte. Sie hatte Freunde in Buenos Aires, das wusste er. Seine Freunde und Verwandten waren in Salta … Viktoria seufzte. In Tucumán hatte es ihr gefallen. Man spezialisierte sich dort unter anderem auf den Anbau von Zuckerrohr. Wenn sie sich recht erinnerte, hieß die Estancia dort Tres Lomas – die drei Hügel …
    Aber warum kann ich jetzt nur daran denken?, schalt sie sich im nächsten Augenblick mit schlechtem Gewissen. Sie löste sich aus ihrer Starre und begann, ihren Sohn, dessen Schluchzer leiser geworden waren, zum Trost zu streicheln.
    Es sind Menschen gestorben. Menschen, die mir etwas bedeutet haben. Aber ich muss auch an meine Familie denken, ich muss …
    Wieder sah sie die Szene vor sich, die sich vor ihren Augen abgespielt hatte, bevor ihr die Sinne geschwunden waren. Sie hörte den Schuss knallen, sah Paco stürzen. Doch es war Jonás Vasquez gewesen, den die Angreifer getroffen hatten. Eine Kugel hatte ihm den Schädel durchbohrt. Er war sofort tot.
    Ach, Jonás …
    Ein leises Klopfen war jetzt an der Tür zu hören, dann trat Pedro mit einem Tablett ein.
    »Rosalia hat uns einen Tee gemacht.«
    Viktoria richtet sich auf. »Danke.«
    Sie sah zu, wie Pedro vier Tassen vollschenkte und selbst einen kräftigen Schluck nahm. Für einen Moment hielt sie ihre Tasse nur mit beiden Händen umklammert, ohne zu trinken.
    »Hat man Juanita gefunden?«
    »Sie hat ihrem Angreifer in die Hand gebissen, sie konnte sich retten.«
    Unter anderen Umständen hätte Viktoria jetzt gelacht, doch sie sah Pedro nur ernst an. »Und der Knecht?«
    »José geht es gut. Ein glatter Armdurchschuss. Ansonsten …«, sie wusste, warum er zögerte, »… gibt es keine Verletzten.«
    O Gott, wir haben Jonás verloren.
    Viktoria spürte, wie sie ein Schauder überlief. »Pedro«, setzte sie dann an, »wir müssen fort von hier. Es geht nicht mehr. Das war erst der Anfang, du weißt das. Jetzt haben sie jede Zurückhaltung verloren. Wirst du …«, Viktoria hielt einen Moment inne, »… wirst du mit uns kommen, wo immer wir hingehen?«
    Es war nicht das erste Mal, dass Viktoria und die ihren Santa Celia verlassen mussten.
    Viktoria seufzte. Damals, bei ihrer Flucht vor Ofelia, hatte sie ein junger Mann mit dem Namen Miguel begleitet, der noch eine Rechnung mit den Sanchez offen hatte. Heute war Pedro an ihrer Seite. Doch dieses Mal würden sie zumindest nicht fortlaufen wie geprügelte Hunde, das verbot ihnen der Stolz. Sie würden Santa Celia hoch erhobenen Hauptes verlassen – mit dem festen Wissen, dass sie irgendwann wieder zurückkehren würden.
    Hoffentlich kommen wir gut durch.
    Viktoria runzelte die Stirn. Schließlich war Sommer, da konnte es starke Regenfälle und heftige Gewitter geben. Manchmal schwollen die Flüsse an, wurden unpassierbar, und man war gezwungen, längere Umwege zu machen.
    Du grübelst zu viel, das tut dir nicht gut.
    Um sich auf andere Gedanken zu bringen, lief Viktoria noch einmal um die beiden Wagen herum, auf die sie ihre Habseligkeiten hatte laden lassen. Paco und Estella warteten schon ungeduldig im zweiten Wagen. Pedro stand an ihrer Seite und ließ die beiden nicht aus den Augen, als könne man sie ihm jetzt noch nehmen.
    »Damals mussten wir uns fortschleichen wie Diebe …«, sagte Paco plötzlich mit nachdenklicher Stimme.
    Viktoria schaute ihren Sohn an. Sie hatte gehofft, dass er nicht daran dachte. Es tat

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