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Die Lagune Der Flamingos

Die Lagune Der Flamingos

Titel: Die Lagune Der Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofia Caspari
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fünfmal nach, dann mussten neue Triebe gesetzt werden. Teils wurde schon Anfang Mai, wenn die ersten Nachtfröste einsetzten, mit der Ernte begonnen. Spätestens im Winter wurde das Zuckerrohr dann aber ganz sicher eingebracht. In dieser Zeit erhöhte sich die Anzahl der Arbeiter auf den Estancias deutlich durch Wanderarbeiter aus den benachbarten Provinzen Santiago del Estero, Salta und Jujuy.
    Inzwischen dehnte sich die Zuckerindustrie mit jedem Jahr stärker aus. Zu einem Klima, das dem Anbau von Zuckerrohr dienlich war, vergrößerte sich die Landfläche, die man der Pflanze zur Verfügung stellte, stetig. Auch in Tucumán waren es privilegierte Familien, die das zur Verfügung stehende Land kontrollierten. Und diese Familien nutzten ihre politische und ökonomische Macht natürlich, um die Industrie zu dominieren. Es waren Familien, die – wie auch die Sanchez aus Salta – keinen Spaß verstanden, wenn es um ihre Besitzstände ging.
    Das hatten Viktoria und Pedro schon in den ersten Monaten ihres Aufenthalts erfahren. Während sie sich beide mit dem Anbau von Zuckerrohr und den Abläufen auf der Estancia Tres Lomas vertraut machten, hatte man sie sehr bald darüber in Kenntnis gesetzt, welchen Gepflogenheiten man in Tucumán huldigte. Die erste Beschwerde hatte den Umstand betroffen, dass die Neuen auf Tres Lomas ihre Arbeiter zu gut behandelten. Im Laufe der Monate sorgte dieser Umstand immer wieder aufs Neue für Unmut.
    Hört das denn nie auf, überlegte Viktoria nicht zum ersten Mal, was mache ich jetzt nur? Ziehe ich den Ärger irgendwie an? Ich wollte doch nur ein ruhiges Leben für uns.
    Sollten Pedro und sie sich also doch in die Art und Weise hineinreden lassen, wie sie die Estancia führten? Nun, vielleicht würde der Abend etwas Neues bringen. Sie waren bei Don Laurentio eingeladen, dem Besitzer von Los Aboreros und einem der einflussreichsten Estancieros der Gegend.
    »Doña Viktoria! Wie schön, Sie doch einmal in meinen bescheidenen vier Wänden hier begrüßen zu dürfen.« Laurentio Zuñiga kam Viktoria mit ausgebreiteten Armen entgegen und küsste sie auf beide Wangen. »Es tut mir sehr leid, dass wir einander erst jetzt persönlich kennenlernen. Sie haben sich weiterhin gut eingelebt, ja? Keine Probleme mit den Dienstboten? Meine liebe Frau beschwert sich immer, dass sie hier in Tucumán ausgesprochen unsauber und uneinsichtig sind. Sie war vollkommen entsetzt, als sie bemerkte, dass die Mädchen mit dem Wasser spülten, mit dem sie sich vorher gewaschen hatten.«
    »Nein, es ist alles zu meiner Zufriedenheit.«
    »Ach, da ist ja auch der berühmte Señor Cabezas.« Don Laurentio sah an Viktoria vorbei auf Pedro, der einen halben Schritt hinter ihr wartete. »Ich habe gehört, er ist ein guter Mann … Passen Sie auf, sonst werbe ich ihn noch ab.«
    »Ich hoffe, das ist in Ordnung«, sagte Viktoria mit einem Lächeln. »Man sagte mir, es treiben sich Diebe in der Gegend herum. Ich wollte einfach nicht allein unterwegs sein«, log sie, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Vollkommen in Ordnung, vollkommen in Ordnung. Guten Tag, Señor Cabezas. Ich freue mich, Sie wieder einmal zu sehen.«
    »Don Laurentio.«
    Don Laurentio wandte sich wieder an Viktoria. »Dürfte ich Ihnen Ihren Landsmann Señor Merkwitz vorstellen, der die Schwester des hiesigen Gouverneurs geheiratet hat? Er besitzt übrigens große Zuckerrohrpflanzungen in Famaillá …«
    Don Laurentio machte eine Handbewegung, und Viktoria folgte ihm. Pedro schloss sich ihnen mit einem kaum merklichen sardonischen Lächeln auf den Lippen an. Während der nächsten halben Stunde sprach man über das salzhaltige, höchst ungesunde Wasser von Tucumán und über die unzähligen Latrinen, die jahrelang gegraben und später einfach wieder zugeworfen worden waren. Stolz berichtete Don Laurentio von seiner neuen Zisterne.
    »Im kommenden Jahr«, sagte er dann, »wenn es im Sommer wieder so heiß ist, Doña Viktoria, dann begleiten Sie meine Frau und mich einfach einmal zu unserem Sommerhaus in die Berge. Man kann dort übrigens herrliche Ausritte durch die Lorbeerwälder machen. Das dürfen Sie sich nicht entgehen lassen.«
    »Ja, die Einladung nehme ich gern an.«
    »Wie verläuft denn Ihre Zuckerrohrernte?«, wandte sich jetzt Merkwitz an sie.
    Viktoria lächelte. »Insoweit ganz gut. Wir müssen eben noch einiges lernen.«
    »In der Tat«, ließ sich wieder Don Laurentio hören. »Leider habe ich wohl zu spät daran gedacht, Ihnen anzubieten,

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