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Die Lagune der Zombies

Die Lagune der Zombies

Titel: Die Lagune der Zombies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Xander Morus
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vielleicht Doktorandin. Ich tippte auf Biochemie mit Schwerpunkt Ökosysteme. Vermutlich hatte sie für diesen Dr. Cocteau gearbeitet. Eine dieser Studentinnen, die ich oft an den Unis gesehen hatte. Hübsch, aber unauffällig. Eine Raupe, die erst ein Schmetterling in einer echten Aufgabe wurde. Ich musste zugeben, dass sie mir gefiel. Sie hatte wirklich schöne hellgrüne Augen, die energisch funkelten.
    Livia sah an mir vorbei aus dem Fenster.
    „Sie stellen die Flasche Frage, Peter!“, sagte sie plötzlich und unvermittelt.
    „Die Frage ist nicht, was hat das Ökosystem wiederhergestellt, sondern wer? Und zu welchem Preis?“
    Wir beiden sagten lange nichts. Ich trank meinen Kaffe und dachte nach. Gut, das Ganze ging vielleicht etwas über meine Kompetenzen hinaus. Veränderte Ökosysteme, toxische Prozesse und Doktoren von der Meeresbiologie waren schon dran. Den ganzen Kram würde ich nie durchschauen. Mit allem, was ich über die Sache schrieb, konnte ich mich wahrscheinlich nur lächerlich machen.
    Ich war kurz davor, mein Frühstück zu beenden. Immer noch konnte ich mir keinen Reim auf die Sache machen. Was konnte ich schon für ein paar Doktoren tun? Oder besser, was wollten ein paar Doktoren von mir?
    „Warum erzählen Sie mir das alles?“, fragte ich.
    Livia sah mich wieder nur an.
    „Ich brauche Ihre Hilfe.“
    Ich lachte.
    „Tsss. Sie sind gut. Alles, was ich habe, sind ein paar Fotos. Ich habe in den letzten vier Wochen so gut wie nichts erreicht. Seit ein paar Tagen verarschen mich die Vanuatuer sogar und verkaufen mir ihre Zombiegeschichten für ein paar Euro. Tut mir leid, aber ich denke, Sie wissen weit mehr über die Sache als ich. Aber Ihren Doktor, den würde ich doch ganz gerne mal sprechen. Vielleicht kann ich in meinem Blog über die Sache schreiben. Ein bisschen für Aufmerksamkeit sorgen. Das könnte Ihnen vielleicht helfen.“
    Livia sog die Luft scharf ein.
    „Ich würde Sie gerne mit Dr. Cocteau bekannt machen, leider geht das aber nicht. Dr. Cocteau ist von seinem letzten Aufenthalt nicht wiedergekommen. Er galt bis vor zwei Wochen als vermisst.“
    „Ohhh!“, sagte ich, „und was ist jetzt mit ihm?“
    Livia hatte offensichtlich genug davon, auf das Meer zu starren. Sie setzte ihre Sonnenbrille auf und drehte mir ihren Kopf zu. Ich sah, wie sich mein blasses Gesicht in den dunklen Gläsern spiegelte.
    „Er wurde für tot erklärt“, sagte sie völlig tonlos.
     
     
    4 DER GEHEIMNISVOLLE PILZ
     
    Wir zahlten und gingen zum Strand. Wingman trabte fröhlich neben uns her. Livia war relativ still geworden. Mein Auftritt tat mir inzwischen leid. Ich versuchte, etwas netter zu sein. Dennoch ließ sie sich nichts anmerken. Sie blieb kühl und distanziert.
    Am Strand setzten wir uns auf ein Korallenriff. Der Ozean erstreckte sich tiefblau schimmernd bis zum Horizont. Es gab nur wenige Touristen. Die Saison war fast  vorbei. Eine kühle Brise zog vom Meer herauf. Der Monsun kam. Man konnte ihn förmlich riechen. Ich griff in den Sand und ließ ihn durch meine Finger rieseln.
    „Ich weiß immer noch nicht, wie ich Ihnen helfen kann. Biochemie, Ökosysteme … das ist nicht mein Gebiet. Ich kenne mich mit der EU und transnationalen Richtlinien aus. Allerdings vermute ich, dass der Fall etwas tiefer geht. Vielleicht sollten Sie wirklich der Presse Bescheid geben.“
    Livia hatte ihre Brille nicht abgesetzt. Dennoch spürte ich, wie sie mich musterte.
    „Ich bin wie Sie seit einigen Wochen auf der Insel. Allerdings habe ich andere Recherchemethoden. Ich untersuchte die Bodenkonzentration in Vanuatu auf toxische Spuren und verglich die Ergebnisse mit Dr. Cocteaus Arbeiten.“
    „Und haben Sie etwas erreicht?“
    „Die Insel weist eine erhöhte Konzentration auf, ja. Wir sind hier schon richtig. Und die Fälle von Kannibalismus und Katatonie kommen immer noch vor. Ich hatte Zugang zu einigen Krankenberichten. Es gibt pro Woche mindestens einen Verdachtsfall. Allerdings schaffen sie es nicht in die Presse.“
    „Das dachte ich mir schon“, sagte ich. „Aber die Einheimischen scheinen keine Ahnung davon zu haben. Alles, was man zu hören bekommt, sind irgendwelche Spukgeschichten. Seemannsgarn, dummes Zeug. Ich bin dabei nicht weitergekommen. Wenn die Vanuatuer etwas wissen, halten sie dicht.“
    Livia schwieg. Ich spürte, dass sie mehr wusste, wollte sie jedoch nicht drängen. Stattdessen fand endlich Zeit, mir eine Zigarette anzuzünden. Genussvoll blies ich den Rauch in

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