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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Augen aus dem Kopf«, sagte Raffaele. »Was starrst du die Häuser so an? Du wirst doch nie einen Fuß hineinsetzen.«
    »Eines Tages besitze ich selbst so ein Haus, alter Mann.«
    Raffaele lachte nur, doch gleich darauf wiegte er nachdenklich den Kopf. »Bei den Heiligen, du sagst das, als wäre es dir bitterernst damit.«
    »Das ist es auch.« Antonio merkte zu seinem eigenen Erstaunen, dass es wirklich seinem tiefsten Empfinden entsprach.
    »Womöglich willst du dir einen solchen Palazzo auch noch neu erbauen lassen, von berühmten Architekten wie den Lombardi.«
    Antonio reckte das Kinn. »Wieso nicht?«
    »Dann wirst du aber noch viele Katzen kämpfen lassen müssen«, meinte Raffaele nachsichtig grinsend.
    »Es gibt auch andere Geschäfte, mit denen sich Geld verdienen lässt.«
    »Ach ja? Welche denn?«
    »Große Geschäfte.« Antonio dachte an Mosè, den jüdischen Kaufmann. »Zum Beispiel, indem man Handel treibt.«
    »Etwa mit griechischen Antiquitäten?« Raffaele lachte, es klang wie das Meckern einer Ziege. Antonio hätte ihn am liebsten aus der Gondel gestoßen. »Ich bin vielleicht einmal reingefallen, aber das passiert mir kein zweites Mal.« Entschlossen hob er den Kopf. »Ich wette mit dir, dass ich in ...« Er stellte im Kopf einige Berechnungen an, revidierte sie, rechnete erneut, verwarf und verbannte alles ins Reich der Utopie und nannte schließlich kühn eine Zeitspanne, die ihm unendlich lang vorkam. » ... fünf Jahren ein eigenes Haus haben werde. Und zwar so eins wie das da.« Er deutete auf den nächstbesten Palazzo, ein besonders prunkvoll ausgestaltetes Gebäude mit einem Wassertor, einem hohen Piano Nobile über einem Mezzanin und einem weiteren Untergeschoss, einer darüberliegenden Wohnetage mit Säulengängen zum Kanal hin und einem Dachgeschoss, über dem eine ausladende hölzerne Altana zu sehen war.
    »So so, fünf Jahre.« Raffaele lachte schallend.
    »Um was wetten wir?«
    »Du willst nur wetten, weil du sicher bist, dass ich bis dahin längst tot bin«, meinte Raffaele augenzwinkernd. »Aber lass dir sagen, so früh sterbe ich nicht. Meine Zähne sind dahin, und meine Augen sind auch nicht mehr die besten, aber mein Kopf und meine Knochen sind hervorragend in Schuss.«
    »Um was also?«
    »Sag mir doch lieber, um was du wetten willst! Schließlich ist es äußerst unwahrscheinlich, dass du gewinnst. Für den Fall solltest du schon einiges bieten, damit ich bei dieser Wette einschlage.«
    Antonio musste nicht lange überlegen. »Ich werde im Theater für dich spielen, solange du lebst.« Einschränkend fügte er hinzu: »Einmal die Woche.«
    »Das tust du ja jetzt schon. Das ist nicht genug. Es könnten Krieg und Hungersnot kommen, dann geht niemand mehr ins Theater.« Raffaele dachte nach. »Ich weiß etwas. Du könntest dein Essen mit mir teilen, wenn die Zeiten schlimm für mich werden. So wie ich dir Lohn und Brot gegeben habe, könntest du dasselbe umgekehrt für mich tun.«
    »Gut, ich sorge dafür, dass du nicht verhungerst.« Nichts schien Antonio leichter als das. Allein mit dem Geld, das er bei einem einzigen Katzenspiel einnahm, konnte er den Alten ein ganzes Jahr lang beköstigen.
    »Was setzt du bei der Wette?«, wollte er von Raffaele wissen.
    »Was soll ich denn einsetzen? Wenn du erst Herr in einem Palazzo bist, kannst du sicher nichts von dem brauchen, was ein alter Intendant mit fauligen Zähnen und einem gemieteten Theater dir bieten könnte.« Raffaele besann sich. »Ich könnte höchstens um meinen wertvollsten Besitz wetten.« Er ergriff den silbernen Anhänger, den er an einer Kette um den Hals trug. Nachdenklich befingerte er das kleine Medaillon, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, lieber nicht. Das kann ich nicht hergeben. Es bedeutet mir mehr als mein Herzblut.«
    »Es ist nur eine Kette aus minderwertigem Silber, die ist kaum einen Mocenigo wert.«
    Raffaele musterte ihn ernst. »Da täuschst du dich gewaltig. Es ist eine heilige Reliquie, die ich Tag und Nacht am Herzen trage.«
    »Du meinst, so wie die Gebeine des heiligen Markus in der Basilika?«, fragte Antonio skeptisch.
    Raffaele schüttelte den Kopf. »Nein, wo denkst du hin.«
    »Im Kloster von San Antonio ist ein Bein des heiligen Apostels Simon«, warf der Gondoliere ein. Er hielt das Ruder mit einer Hand und bekreuzigte sich mit der anderen. »Mein Bruder ist dort Mönch, sie beten regelmäßig vor dem Bein. Und eine Dorne aus der Krone des Heilands haben sie auch dort.« Neidisch

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