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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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öffentlichen Lebens. Aber bei fast allen waren die Verurteilten schon tot. Geköpft, gehängt oder ertränkt. Hier würde das Opfer noch leben, wenn die Flammen anfingen, hochzuschlagen.
    »Er schreit, als würde das Feuer schon brennen«, sagte der eine.
    »Das sind die Schmerzen vom Strappado«, erwiderte der andere.
    »Er muss schreckliche Dinge getan haben, um so bestraft zu werden!«
    »Kinderschändung ist ein schreckliches Verbrechen, oder nicht?«
    »Ich weiß nicht. Denk nur an die vielen Kinderhuren, die überall in der Stadt herumlungern, Jungen wie Mädchen.« Der Mann sah sich vorsichtig um. »Zeig mir einen hier von all den Kerlen in der Menge, der es noch nicht mit einem dieser herzigen Unschuldsengel getrieben hat!«
    »Unschuldig nennst du diese Bälger?« Der Gesprächspartner des Mannes lachte. »Du machst Witze, mein Freund.«
    »Eben. Deswegen ist es eine Schande, dafür brennen zu müssen.«
    »Er brennt nicht dafür. Er hat sich an einem richtigen Kind vergangen.«
    Ein richtiges Kind!, durchfuhr es Carlo. Was der Mann da sagte, schmerzte ihn so sehr, als hätte sich ein glühendes Schüreisen in seine Haut gegraben. Was war ein richtiges Kind? Eines, das in einem vornehmen Haus lebte statt in irgendeinem Elendsloch? Oder eines, das vorher noch nie die Berührung eines Mannes hatte ertragen müssen? Wann und wodurch wurde aus einem richtigen Kind ein falsches, eines, das zu missbrauchen nicht strafwürdig war?
    »Ah, ich verstehe«, sagte der eine der beiden Männer. »Trotzdem, eines wundert mich: Viele tun es, aber nur wenige werden bestraft.«
    »Weil man es den meisten nicht nachweisen kann.«
    »Also hat dieser sich erwischen lassen?«
    »Er wurde angezeigt, von einem Patrizier, der um seine üblen Vorlieben wusste und Zeugen dafür aufbieten konnte.«
    »Ging es um sein eigenes Kind?«
    »Nein, es war das Kind eines völlig Fremden. Aber es heißt, der Verurteilte hat sich den Patrizier zum Feind gemacht.«
    »Auf welche Weise denn?«
    »Das weiß niemand so genau.«
    »Ich habe es für dich getan«, sagte Cattaneo, der ebenso wie Carlo jedes Wort der Unterhaltung gehört haben musste. Seine Stimme war leise, aber verzweifelt. »Ich weiß, dass es mein Fehler war, ich hätte nicht so viel trinken sollen an dem Abend! Hätte nicht mit dir prahlen dürfen, mit meinem jungen, klugen Sklaven! Wäre ich nicht so früh zu Bett gegangen, wäre das nicht passiert! Niemals hätte ich zugelassen, dass sie in deine Kammer eindringen! Aber ich mache es wieder gut! Du wirst ihn brennen sehen, und dann kannst du sein hässliches Gesicht für immer vergessen!«
    Kann ich denn auch deines vergessen?, fragte sich Carlo. War nicht Giacomos Gesicht die Quelle allen Übels? War nicht er es gewesen, der diesen falschen Freund zu einer seiner privaten Feiern eingeladen hatte?
    Giacomo erging sich unterdessen in Selbstvorwürfen, als würde es Carlo helfen, jene Nacht zu vergessen. Oder eine der vielen anderen, in denen sich Giacomo selbst wie ein Tier benommen hatte.
    »Ich sehe, was du denkst«, sagte Giacomo. »Du gibst mir die Schuld. Du meinst, ich sei nicht viel besser als er. Aber ich habe mich geändert. Ich bin nicht mehr der Mann, der ich früher war. Für dich und Valeria habe ich alles Böse in mir überwunden.«
    Er schien auf eine Erwiderung zu warten, doch Carlo dachte nicht daran, auch nur ein einziges Wort der Bestätigung von sich zu geben.
    »Bist du anderer Ansicht? Wirfst du mich mit diesem Tier in einen Topf? Habe ich dich je brutal zusammengeschlagen? Dich stundenlang gemeinsam mit meinen Dienern vergewaltigt, mit Messern geschnitten und mit Fackeln verbrannt? Ja?« Cattaneos Stimme wurde scharf. »Gib mir Antwort!«
    Carlo reagierte nicht.
    »Das war schon immer dein Problem.« Cattaneo betrachtete den Delinquenten auf dem Scheiterhaufen. »Deine Schweigsamkeit. Du bist so stumm wie ein Fisch, vor allem dann, wenn du vor Schmerzen schreien solltest. Hättest du nur geschrien, als sie dir das antaten – Silvio oder ich wären dir sofort zu Hilfe geeilt!«
    »Weißt du, was ich in jener Nacht dachte?«, fragte Carlo kalt.
    »Was denn?«
    »Dass du in einer dunklen Ecke stehst und zuschaust. Warum hätte ich da schreien sollen? Um dir zusätzliche Freude zu verschaffen?«
    Cattaneo fuhr zu ihm herum. »Wie kannst du das sagen? Wie kannst du glauben, dass ich mich daran ergötze, wenn dich jemand quält! Dich, den ich liebe! Dessen herrlichen Körper ich verehre!«
    Er wirkte schockiert

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