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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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der Degen aus der Scheide glitt, fiel fast zusammen mit dem schneidenden Schmerz, den Antonio an seiner Hand fühlte, die den Dolch hielt. Seine Waffe fiel nutzlos zu Boden, und einen Lidschlag später zitterte die Degenspitze vor seiner Kehle.
    Laura stieß einen schrillen Schrei aus. »Nein!«
    Eine Schar Mönche kam um die Ecke; es waren Dominikaner, mit Kutten, die schwarz über den weißen Unterkleidern wehten und sie wie große, flüchtende Vögel aussehen ließen. Ihre Holzschuhe hallten auf dem Pflaster, und einer von ihnen stieß im Vorbeilaufen ein Fass um, das polternd über die Ziegel rollte. Dann waren sie verschwunden, und mit ihnen der Maskierte, aufgesogen von der Dunkelheit am Ende der von Flammenlicht erfüllten Salizada.
    Antonio bückte sich zitternd, um seinen Dolch aufzuheben. Er schob ihn mit unsicheren Fingern zurück in die Scheide an seinem Gürtel, wobei er sich innerlich für seine Langsamkeit verfluchte. Was war er für ein Tölpel!
    Seine Verletzung war nicht allzu ernsthaft, wie er sofort merkte; es war nur ein glatter Schnitt, der rasch heilen würde. Doch er hatte ihn mehr als verdient, weil er wieder nicht schnell genug gewesen war.
    Laura sprang auf die Füße, und er sah, dass sie sich mit derselben mühelosen Geschmeidigkeit bewegte wie früher. Die Niederlage brannte noch in ihm, aber für den Moment war er mehr als abgelenkt. Er musterte das Mädchen sprachlos. Ihr rotes Haar hatte immer noch die Farbe von Kupfer, das sich im Feuer auflöste, doch erst jetzt sah er, wie lang es geworden war. Aufgelöst hing es um ihr Gesicht und über ihre Schultern, eine Flut wilder Locken, bewegt vom Wind und von dem unwilligen Schwung, mit dem sie es zur Seite warf, um besser sehen zu können. Und nun erkannte er auch, wie sehr sich ihr übriger Körper verändert hatte, die füllige Festigkeit ihrer Figur, die aufblühenden Formen der Weiblichkeit, die durch das verschmutzte, über der Brust zerrissene Kleid eher betont als verhüllt wurden. Ihre Augen funkelten dunkelblau, durchsetzt mit goldenen Funken, wo sich das Licht der Fackel und der Flammen vom anderen Ufer darin spiegelte. Überrascht wurde er gewahr, wie hübsch sie geworden war, eine Erkenntnis, die ihn aus für ihn unerklärlichen Gründen bewog, verlegen wegzuschauen und unbehaglich von einem Fuß auf den anderen zu treten. Mit einem Mal war sie wie eine Fremde für ihn.
    »Deine Hand blutet«, sagte sie.
    »Das ist nichts.«
    »Du bist ganz nass«, sagte sie überflüssigerweise.
    »Ich bin durch den Kanal geschwommen.«
    »Um mich zu retten?«
    Er nickte und kam sich dabei mächtig dämlich vor. Die erste Anspannung hatte sich gelegt, und er merkte, wie er anfing, von Kopf bis Fuß zu schlottern. Er hatte schon kältere Januartage als diesen erlebt, aber an keinem davon war er durch den Canalezzo geschwommen. Er sollte nicht allzu lange hier herumstehen, sonst wäre ihm eine Erkältung sicher.
    »Du frierst«, sagte Laura.
    »Ich hab schon schlimmer gefroren«, log er mit klappernden Zähnen.
    »Wo ist Monna Crestina?«
    »Noch drüben, auf der anderen Seite.«
    »Geht es ihr gut?«
    Er nickte achselzuckend.
    Sie starrten einander schweigend an, und Antonio machte sich mit einem Mal klar, welchen Anblick er bieten musste, mit nacktem Oberkörper, so wie zu Beginn der Komödie, und mit Beinkleidern, die sich so voll Wasser gesogen hatten, dass sie ihm unweigerlich von den Hüften rutschen würden, sobald er die nächsten paar Schritte tat.
    »Wer war der Mann?«, wollte er wissen.
    »Das weiß ich nicht. Er hat schon einmal versucht, mich zu verschleppen, damals, als meine Eltern starben.«
    »Was kann er von dir wollen? Ob er ein Sklavenhändler ist?«
    Er musste an den Portugiesen denken, mit dessen Sklaventransport damals Carlo nach Venedig gekommen war. Nein, der Mann mit der Maske hatte nicht wie ein Sklavenhändler ausgesehen, er hatte nichts mit dem Portugiesen gemein. Dennoch, man konnte nicht sicher sein. Es gab, wie Antonio wusste, im Orient steinreiche Sultane, die ein Vermögen für Frauen mit echtem blondem oder rotem Haar bezahlten, und es trieben sich eine Menge zwielichtiger Mädchenhändler in allen geeigneten Jagdgründen herum. Warum nicht auch in Venedig, dort, wo beinahe täglich Schiffe in die gewünschte Richtung ausliefen?
    Laura schlang die Arme um sich und zitterte, vor Schreck oder Kälte oder wegen beidem, und in ihrem Gesicht stand das Entsetzen über das Erlebte. Antonio sah ihre riesenhaft

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