Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
Vom Netzwerk:
lächelte den freundlichen jungen Maler an, dessen liebenswürdige Aufmerksamkeiten so ganz anders waren als Isaccos fortwährend vorwurfsvolle und bevormundende Art. Bereitwillig stieg sie hinter Tiziano durch eines der offenen Fenster ins Innere des Gebäudes, um mit ihm hinüber zur Landseite zu gehen. Die Fenster im ersten Stockwerk waren, ebenso wie bei den beiden darüber befindlichen Geschossen, paarweise angeordnet und ließen ausreichend helles Sonnenlicht herein. Durch die offen stehenden Türen sah Laura, dass nicht nur der Innenausbau bereits abgeschlossen war, sondern dass auch ein Teil der Räumlichkeiten schon in Betrieb genommen worden war. In dem Gebäude, das sich um einen großen Innenhof herum schloss, herrschte reges Kommen und Gehen. Sie war überrascht von der Vielzahl der Männer, die geschäftig hin und her eilten. Einige von ihnen schleppten Möbel, andere wiederum überwachten deren Aufstellung. Hier und da standen auch Händler beisammen, zu erkennen an ihren schwarzen Umhängen. Der eine oder andere Patrizier mochte auch dabei sein, denn wenn die venezianischen Adligen Handel trieben, zogen auch sie eine weniger aufwändige Bekleidung vor. Statt federgeschmückter Barette, seidener Strumpfhosen und golddurchwirkter Samtwämser trugen sie die schlichte schwarze Toga mit der über die linke Schulter geschlungenen gleichfarbigen Schärpe, Einheitsgewand für die Männer des Adels ebenso wie für die Bürger. Das Geckentum innerhalb des Standes der Nobili überließen sie in aller Regel den jungen, unverheirateten Männern und jenen Bravi di Calze , die ihre Fähigkeiten hauptsächlich in wüsten Trinkgelagen, Raufereien oder beim Fischen und der Jagd auf Wasservögel erprobten. Dagegen zogen es die aktiven Kaufleute unter den Patriziern vor, bescheiden aufzutreten. Einziges Zeichen ihrer Würde war die Wappenkette, die quer über der Brust getragen wurde.
    Der eine oder andere neugierige – und missfällige – Blick streifte Laura, während sie in Tizianos Begleitung das Stockwerk durchquerte. Dies war eine Männerwelt, in der Frauen nichts verloren hatten. Das deutsche Handelshaus war organisiert wie eine Bruderschaft, mit strengen Regeln sowohl zur geschäftlichen Tätigkeit als auch zur Beherbergung der Kaufleute und Reisenden.
    Laura focht es nicht weiter an; sie hatte in den letzten Jahren gelernt, männliche Blicke, egal welcher Art diese waren, nach Kräften zu ignorieren. Sie schaute sich neugierig um, während sie Tiziano zuerst durch einen der leer stehenden Räume, dann über einen langen Flur und zuletzt in einen weiteren, mit Schreibpulten ausgestatteten Raum folgte, dessen Fenster zur Landseite des Gebäudes wiesen. Auf dieser Etage entstanden Versammlungsräume und Kontore, jedenfalls schloss sie das aus der Größe und Einrichtung der Räumlichkeiten, während sich vermutlich in den beiden Geschossen darüber die Schlafräume befanden und im Erdgeschoss die Vorrats- und Lagerhallen für die Waren, die hier umgeschlagen wurden.
    Kaum eine Nationalität war unter der Schar der ausländischen Kaufleute, die laufend nach Venedig reisten, so stark vertreten wie die Deutschen. Ihr Handelsstützpunkt war der größte in der Stadt, und die geschäftlichen Verbindungen, die sie zur Serenissima unterhielten, weitreichender und gewinnbringender als alle anderen innerhalb Europas. Daher hatte auch der Große Rat nach dem Brand, der vor über drei Jahren das Gebäude völlig zerstört hatte, den Neubau in Auftrag gegeben und bezahlt. Eine Inkrustation mit Marmor war nicht bewilligt worden, doch Laura fand, dass keine Fassade edler und leuchtender erscheinen konnte als eine, die von Künstlern wie ihrem Vater oder von Zorzo und Tiziano bemalt worden war. Ihre Fresken stellten jeden noch so kostbaren Marmor in den Schatten.
    Tiziano hatte einen Bekannten erspäht. »Madonna, verzeiht, dort ist jemand, den ich dringend geschäftlich sprechen muss, ein reicher Kaufmann, der mir eine Malerei für eine Madonna mit Jesuskind angetragen hat; er will das Bild in Deutschland seiner Kirche stiften. Gestattet, dass ich mich für ein kurzes Gespräch entferne. Vielleicht mögt Ihr einstweilen auf das Gerüst hinaus und meine Fresken anschauen.« Er deutete auf das offen stehende Fenster, während er bereits auf den Gang eilte.
    Laura war schon mit einem Bein draußen. Sie brannte darauf, sich die Wandmalereien Tizianos genauer anzusehen.
    Unter ihr lag die Salizada, die an der Rückseite des

Weitere Kostenlose Bücher