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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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hinunterschubsen, was Matteo ein erschrockenes Keuchen und den beiden Männern dröhnendes Gelächter entlockte.
    Laura brach in Kichern aus; sie konnte nicht anders bei dieser unvermuteten Zurschaustellung offener, unverfälschter Herzlichkeit und Heiterkeit, und sie fragte sich, wann sie das letzte Mal ein derart unbeschwertes Lachen gehört hatte. Zu Hause hatte es in der letzten Zeit kaum Anlass dazu gegeben. Crestina hatte zu häufig Schmerzen, um noch lachen zu können. Gerade, dass sie sich noch bei besonders komischen Bemerkungen von Matteo ein Lächeln abringen konnte. Ihre Gicht war seit dem letzten Winter so schlimm geworden, dass sie kaum noch arbeiten konnte. Und Mansuetta war ohnehin die meiste Zeit verstimmt. Der Grund dafür war wie immer derselbe: Sie haderte mit ihrem Aussehen und damit, dass Isacco sie behandelte wie einen zwar guten, aber unwichtigen Freund. Beides konnte Laura nicht ändern, und so hatte sie sich auf das Einzige verlegt, das halbwegs dabei half, die Klippen von Enttäuschung und Niedergeschlagenheit in Mansuettas Wesen zu umschiffen: Diplomatie. Sie war freundlich und höflich und ging Mansuetta ansonsten tunlichst aus dem Weg.
    Die Aufmerksamkeit der Männer vermittelte ihr mit einem Mal das Gefühl, nach längerer Zeit der Bedrückung aus einem engen Raum herauszutreten.
    »Eure Fresken sind wundervoll!«, sagte sie mit ehrlich empfundener Begeisterung, während sie mit ausholender Gebärde auf die Fassade deutete.
    »Dann solltet Ihr Euch erst mal die von der Landseite anschauen«, warf Tiziano Vecellio ein. Er lächelte vielsagend. »Die habe nämlich ich gemalt.« Augenzwinkernd fügte er hinzu: »Natürlich sind die hier vorn zum Kanal hin auch nicht schlecht. Zorzo versteht sich auf die Mythenmalerei wie kein Zweiter. Das sagt sogar unser großer Meister Bellini, der ihn für diesen Auftrag bestimmt hat – und mich als seinen unwürdigen Assistenten. Seht nur, wie perfekt die Kartons in der Ausführung gelungen sind! Wollt Ihr es einmal vergleichen?«
    Er bückte sich und breitete auf einem Brett mehrere Papptafeln aus, die Vorlagen, nach denen Freskenmaler ihre Bilder anfertigten und die maßstabsgetreue Entwürfe darstellten, auf deren Basis zügig das eigentliche Werk geschaffen werden musste. Laura wusste, wie schwierig es war, Linienführung und Farbwahl auf Anhieb so zu treffen, dass es den Skizzen entsprach. Gearbeitet wurde aus der freien Hand, zuerst mit dem Mörtel, dann mit dem Spachtel und den Farben, die exakt so abgemischt sein mussten, wie sie später im Bild erscheinen sollten. Sie verbanden sich rasch mit dem feuchten Kalk und konnten auf diese Weise für die Dauer mehrerer Menschenleben halten, vorausgesetzt, sie wurden in fehlerfreier Technik aufgebracht. Jedenfalls galt das für die Fresken in Innenräumen. Bemalte Außenfassaden waren meist zu stark den Einflüssen der Witterung ausgesetzt. Sie litten unter der Sonneneinstrahlung, dem Regen, den scharfen, salzigen Winden, die im Winter vom Meer her durch die Kanäle peitschten. Gerade Venedig, eine Stadt, die im Wasser und zum Meer hin erbaut war, musste diese Auswirkungen auf ihre Bauten und deren Verzierungen hinnehmen, und so kam es nicht selten vor, dass die kunstvoll bemalten Hauswände schon nach kurzer Zeit ausgebessert und aufgefrischt werden mussten – wie auch der Fondaco dei Tedeschi.
    Laura hatte vorhin bereits beim Näherkommen bemerkt, dass ein Großteil der Arbeiten, die von den beiden Malern noch auszuführen waren, in der Ausbesserung und Nachbehandlung abplatzender Putzflächen bestand. Die meisten beschädigten Stellen waren recht klein, aber so kurz nach der Fertigstellung eines neuen Gebäudes in den Augen der Auftraggeber vermutlich ein Ärgernis. Nur hier und da gab es noch einzelne leere Flächen im Mauerwerk, die gemörtelt und bemalt werden mussten, und im Zuge dessen wurden von den Künstlern auch gleich die nötigen Korrekturen im fertigen Teil vorgenommen.
    Tiziano legte die Kartons zur Seite und richtete sich auf, um Laura eingehend zu betrachten. »Ich würde Euch zu gern malen!«, meinte er. »Wollt Ihr mir nicht einmal Modell sitzen?« Er breitete begeistert die Arme aus. »Euer Anblick ruft etwas in mir wach! Mir schwebt schon die ganze Zeit das Bild einer liegenden Venus vor. Das feurige Haar wallt über ihren herrlichen Körper ...«
    »Ihren herrlichen nackten Körper, nehme ich an«, warf Zorzo trocken ein.
    Tiziano grinste. »Hast du schon eine einzige Venus

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