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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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gesehen, die bekleidet war? Was sonst kann diese Göttin sein, außer ein Wahrzeichen prachtvoller Natürlichkeit?« An Laura gerichtet fügte er leutselig hinzu: »Wenn Euch die Venus nicht liegt, könnte ich Euch auch noch eine andere Göttin anbieten. Was macht Ihr so, wenn Ihr nicht gerade auf Gerüsten herumklettert?«
    »Ihr meint, zu Hause? Ich arbeite in einer Kräuterhandlung.«
    »Kräuter? Gibt es dort auch Blumen?«
    »Blumen gehören ebenfalls dazu, das stimmt.«
    »Ah, ich verstehe, Ihr entzieht den Blumen ihren kostbarsten Saft, den Duft, und hüllt Euch darin ein wie in ein Gewand aus Seide!«
    Laura lachte über diese drollige Beschreibung. »So, wie Ihr es sagt, klingt es poetisch, trifft aber nur zum Teil zu. Ja, wir pressen Blumen aus und gewinnen wertvolle Öle daraus, die wir für Duftwasser und Seifen brauchen.«
    »Eine Rosen pflückende Nymphe! Nein, viel besser: eine blütengekrönte Göttin! Natürlich, eine Flora! Ihr seid die personifizierte Flora! Wie war gleich Euer Name, Madonna?«
    »Laura«, sagte Matteo. »Aber das sagte ich schon. Ihr habt nicht aufgepasst.« Sein Gesicht, schmal und aufgeweckt unter dem zerzaust nach allen Seiten abstehenden Blondhaar, zeigte einen drollig vorwurfsvollen Ausdruck.
    »Tiziano passt selten richtig auf«, meinte Zorzo grinsend. Er hatte sich auf eines der auf Böcken ruhenden Bretter neben einige Farbgefäße gesetzt und ließ ein Bein baumeln. »Außer, wenn es ums Malen geht. Dann ist er ganz Ohr und Auge.« Sein Ton wurde fast liebevoll. »Und drauf und dran, ein wahrer Meister unserer Zunft zu werden.«
    »Das aus dem Mund meines viel bewunderten Giorgione«, gab Tiziano munter zurück. »Der schon ein eigenes Haus am Campo San Silvestro hat – herrlich bemalt natürlich – und die Laute schlägt wie ein Seraphim der himmlischen Heerscharen. Der sich der Freundschaft des legendären Leonardo da Vinci erfreut ...«
    »Leonardo?«, fiel Matteo ihm ins Wort, die Augen weit aufgerissen. Unwillkürlich fing er an, auf und ab zu hopsen, so wie er es immer tat, wenn er aufgeregt war. »Ihr kennt wirklich diesen großen Konstrukteur?«
    »Seine Konstruktionen mögen interessant sein«, räumte Zorzo ein. »Aber aus seiner Kunst strahlt ein göttlicher Funke. Ich habe in Mailand sein Abendmahl gesehen. Nichts wird dem je gleichkommen können!«
    »Nein!«, rief Matteo aus. »Was ist ein Bild, und sei es noch so schön gemalt, gegen eine Maschine, mit der man fliegen kann! Solche Dinge zu ersinnen ist Leonardos eigentliche Kunst!«
    »Matteo, mäßige deinen Ton und hör auf, Erwachsenen zu widersprechen!«, befahl Laura ihm, doch der groß gewachsene Künstler lachte nur. »Lasst ihn, Madonna. Ein wacher Geist und kühner Argumentationssinn hat sich noch nie gut hinter kriecherischer Höflichkeit verstecken können. Kleiner Mann, mir scheint, du bist ein heller Kopf. Sag mir, wann hast du von den wundersamen Konstruktionen des Florentiners erfahren?«
    »Isacco hat mir davon erzählt. Er ist mein Lehrer.«
    »Das muss ein kluger und gebildeter Mann sein.«
    »Ja, er ist klug! Er hat viele Bücher, und er ist Übersetzer und Korrektor bei Messèr Manuzio. Dort kann er alles lesen, was er will, Bücher aus der ganzen Welt!« Matteos kleines Gesicht leuchtete förmlich vor Eifer. »Er hat mir auch die Schriften Leonardos gezeigt und mir die Berechnungen erklärt. Ich stelle selbst auch Berechnungen an, allerdings nicht über das Fliegen. Eher so wie Euklid. Isacco hat mich die Formeln gelehrt. Ich liebe Euklid!«
    »Wirklich? Das ist ungewöhnlich für einen kleinen Knaben.«
    Matteo wirkte irritiert. »Ich bin bereits sechs.«
    »Tatsächlich? Und du rechnest schon nach Euklid?« Zorzo legte dem Knirps die Hand auf die Schulter. Seine nachsichtige Gelassenheit war echtem Interesse gewichen. »Erzähl mir mehr darüber!«
    Tiziano meldete sich belustigt zu Wort. »Daraus schließe ich, dass wir jetzt eine wohlverdiente Pause machen. Du siehst aus, als würdest du in der nächsten halben Stunde das tun, was du außer dem Malen und dem Lautespielen am liebsten machst – fachsimpeln.« Er packte die Kartons zusammen und wandte sich eifrig an Laura. »Mögt Ihr mit mir zusammen auf die andere Seite gehen und Euch anschauen, worin mein bescheidener Beitrag zum bunten Außenkleid dieses neuen Handelshauses besteht?«
    Laura blickte zögernd zum Kanal hinunter, wo Isacco im Boot saß und anklagend zu ihr hochschaute. Achselzuckend wandte sie sich ab und

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