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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Gebäudes vorbeiführte. Karren wurden über das Pflaster gezogen und am Portal des Handelshauses von Aufsichtsbeamten des Rates kontrolliert, bevor sie rumpelnd unter dem Torbogen hindurch im Innenhof des Gebäudes verschwanden. Männer, die Säcke und Körbe auf den Schultern schleppten oder Lastesel hinter sich herführten, strebten ebenfalls zum Tor. Laura zog vorsorglich ihre Röcke zusammen, damit sie keinen unschicklichen Anblick bot, obwohl die Bretter des Gerüsts sie den Blicken von unten weitgehend entzogen.
    Mit einer Hand ihr Kleid raffend und sich zur Sicherheit mit der anderen am Fenstersturz festhaltend, verlor sie im nächsten Moment dennoch um ein Haar vor Überraschung das Gleichgewicht. Nicht etwa, weil die Fresken des jungen Tiziano Vecellio sie zu solcher Begeisterung hinrissen – unter anderen Umständen hätten sie das sicherlich vermocht –, sondern weil sie eine Stimme hörte, die sie unter hundert anderen sofort wiedererkannt hätte. Zwei Männer hatten den Raum betreten, den sie soeben durch das Fenster verlassen hatte, und einer davon war Antonio Bragadin.
    »Und Ihr garantiert mir, dass es echt ist?«, fragte Heinrich von Wessel. Mit skeptischer Miene beugte sich der Deutsche über das mit Samt ausgeschlagene Kästchen, das Antonio ihm zur Begutachtung vorhielt.
    »Natürlich nicht. Da verschiedene davon an mehreren Orten angebetet werden, sollte klar sein, dass allerhöchstens eine einzige davon echt sein kann. Ich weiß, dass viel gemunkelt wurde, sie könne ihm nachgewachsen sein, aber ... nun ja, hierüber sind wir uns wohl einig, oder? Unser Erlöser hat viele Wunder gewirkt, aber er war zu seinen Lebzeiten ein Mann, mit einem normalen menschlichen Körper. Er hatte folglich auch nur einen ...«
    »Ihr müsst es nicht aussprechen«, fiel von Wessel ihm ins Wort. »Mir ist klar, dass nur eine Vorhaut die richtige sein kann. Aber wer bestimmt es?«
    »Der Papst könnte ein Machtwort sprechen. Aber das Thema ist im Vatikan nicht sonderlich beliebt, so wie der ganze Reliquienhandel als solcher nicht gerne gesehen wird, es sei denn, er erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung und Billigung der Heiligen Kirche.«
    »Deren Preise kann nur kein Mensch bezahlen«, erwiderte der Deutsche trocken. »Dagegen ist jemand wie Ihr, der Ihr Euch schon in so jungen Jahren einen exzellenten Ruf in diesem Gewerbe erarbeitet habt – und sei es auch nur in eingeweihten Kreisen –, ein Geschäftsmann, mit dem Seine Durchlaucht jederzeit gern zusammenarbeitet.«
    Antonio nahm das Kompliment achselzuckend zur Kenntnis. »Um auf die Frage der Echtheit zurückzukommen: Für dieses Sanctum Praeputium hat sich zumindest die heilige Brigitta verbürgt.«
    Der Deutsche hielt die Luft an. »Heißt das, es ist aus Rom? Aus der Sancta Sanctorum ? Von dort, wo auch die Sandalen Christi aufbewahrt werden?«
    »So ist es. Und bevor Ihr fragt: Nein, die Sandalen habe ich nicht.«
    Von Wessel seufzte. »Ich weiß nicht, was ich von alledem halten soll; das ist das Einzige, was hierbei sicher ist. Wenn Seine Durchlaucht nicht so erpicht darauf wäre, dieses Stück zu besitzen – nun ja, ich würde ihm raten, lieber in andere Reliquien zu investieren. Obwohl es so gut wie ausgeschlossen ist, auf legalem Wege welche zu erstehen, es sei denn, zu Preisen, die einen in den Ruin treiben.« Er hielt inne, bevor er zögernd fortfuhr: »Ähm, hättet Ihr zufällig eine diskrete Verbindung zu San Geremia Profeta?«
    »Ihr meint wohl eher, zum dort aufbewahrten Knochen des heiligen Thomas?« Antonio schüttelte den Kopf. »Da ist nichts zu machen, leider.«
    »Schade.« Der Deutsche zupfte nachdenklich an seinem Ohrläppchen. »Neulich hörte ich von einem Schenkel des heiligen Christopherus. Einem Reisebericht zufolge soll er sich ebenfalls hier in der Stadt befinden.«
    »Gerüchte«, sagte Antonio entschieden. »Mir ist das auch schon zu Ohren gekommen, und ich habe es geprüft. Da ist nichts, nicht mal eine Fälschung. Messèr Brasca, der seinerzeit den Bericht verfasst hat, muss einem Aufschneider aufgesessen sein. Im Übrigen ist der ganze Christopherus sehr mit Vorsicht zu genießen. Es gibt sogar schon beim Klerus Stimmen, die davon sprechen, dass es diesen Heiligen nie gegeben hat.«
    »Wirklich?«
    »Ganz sicher.«
    Der Deutsche seufzte erneut. »Dass Ihr sogar den Bericht kennt, überzeugt mich von Eurem Fachwissen – an dem ohnehin kein Zweifel besteht. Ach, wäre Seine Durchlaucht doch auch so nüchtern im

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