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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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in Anspruch nehme, aber gleichzeitig hast du nicht die geringsten Skrupel, seinen Vater für denselben Zweck einzuspannen. Du misst offenbar mit zweierlei Maß. Wenn es um meine Belange geht, haben die Querinis gefälligst außen vor zu bleiben. Geht es um deine, kommen sie gerade recht.«
    »Das ist etwas völlig anderes«, gab er kühl zurück. »Wenn Querini mir ein Haus beschafft, werde ich jeden Soldo des Kaufpreises aus meiner eigenen Tasche entrichten, dessen kannst du gewiss sein.«
    Sie wandte sich ab, immer noch wütend, aber einsichtig genug, um ihm nicht länger zu widersprechen. Er hatte recht, und dennoch war es ein Jammer. Die neue Apotheke wäre einfach perfekt gewesen; bessere Räume hätten sie nicht finden können. Nun mussten sie alles, was sie in den letzten Tagen hingeschleppt hatten, wieder zurückbringen. Zum Glück hatte sie die laufende Nelkenöl-Produktion bisher nicht unterbrochen. Alle dafür nötigen Gerätschaften befanden sich noch in der alten Offizin. Sie würde die Mazeration noch heute Abend fortsetzen.
    »Ich werde dir eine mindestens ebenso gute Räumlichkeit verschaffen«, versprach Antonio.
    »Die Frage ist, ob ich es mir dann leisten kann«, meinte sie spitz.
    »Das wird etwas völlig anderes sein, denn dann bist du meine Frau.«
    »Und in dem Fall ist es in Ordnung, wenn ich für die Geschäftsräume, die ich für die Kräuterhandlung brauche, nicht selbst aufkommen kann?«, fragte sie ironisch.
    »Natürlich«, gab er gelassen zurück. »Du wirst sowieso mit diesem ganzen Hexenkram aufhören, wenn wir erst Kinder haben.«
    Am liebsten hätte sie ihn mit einer Handvoll Kies beworfen, um ihrem Ärger Luft zu machen. »Dazu müssten wir erst verheiratet sein!«, fauchte sie.
    »Ich sagte doch, dass ich dich heirate!«
    »Und wann genau wird das sein?«
    Sie hatte den vagen Eindruck, dass er sich unter ihrer Frage duckte, doch dann straffte er sich und blickte sie offen an. »Zur Sensa werde ich dich heiraten, darauf gebe ich mein Wort. Ich werde heute noch zum Priester meiner Contrada gehen und ihm mitteilen, dass wir am Himmelfahrtstag Hochzeit feiern wollen. Die Frau, die ich liebe, soll mir endlich ganz angehören, vor Gott und aller Welt.«
    »Oh«, hauchte sie überwältigt. Alle Vorwürfe, die ihr eben noch auf der Zunge gelegen hatten, waren mit einem Mal wie durch ein Wunder gegenstandslos. Sie strahlte ihn an, und als er sich vorbeugte, um sie zu küssen, war ihr Glück vollkommen. Außer Atem lehnte sie sich an ihn, schmiegte die Wange gegen seine Brust und genoss seine Nähe und Wärme. Sie erhob auch keine Einwände, als sich seine Hand unter ihren Rock stahl und ihre Wade liebkoste. Obwohl sie vorhin reichlich von der neuen Fliederseife zum Einsatz gebracht hatten, fühlte sich ihrer beider Haut immer noch fettig an, doch dafür roch es um sie herum, als säßen sie unter einem blühenden Busch. Über den benachbarten Klostermauern kreiste eine Möwe auf der Suche nach einem schnellen Happen, bevor sie in einem lang gezogenen Bogen wieder über das Brackwasser der Lagune glitt. Auf Höhe von San Michele sah man Schiffe vorbeiziehen, und Laura stellte sich vor, dass sie zu unbekannten Ufern der Neuen Welt aufbrachen.
    »Ich werde mir ein weißes Kleid machen lassen«, sagte sie verträumt. »Und das Haar werde ich offen tragen und weiße Blüten hineinflechten!« Entschieden fügte sie hinzu: »Vorher werde ich natürlich zur Beichte gehen. Und du auch. Ich will ganz unbelastet vor den Traualtar treten.«
    Er räusperte sich. »Selbstverständlich. Der Priester führt immer vor der Zeremonie mit den Brautleuten ein Gespräch und vergewissert sich, ob sie die nötige sittliche Reife mitbringen.«
    Laura biss sich auf die Lippen. Nach der Beichte würde der Geistliche vermutlich erhebliche Zweifel an ihrer sittlichen Reife hegen.
    »Hast du ... ähm, hast du noch gute Beziehungen zu deinem Beichtvater?«, wollte sie wissen.
    Antonio zuckte die Achseln. »Wie man’s nimmt. Ich weiß gar nicht, ob er mich überhaupt noch kennt. Er hat mich getauft, und früher gingen wir immer zu ihm.«
    »Was meinst du mit früher ?«
    »Als meine Mutter noch lebte.«
    »Aha«, meinte sie betreten. Demnach hatte er noch länger nicht gebeichtet als sie!
    Sie strich mit den Fingerspitzen über seine Brust und ertastete das Medaillon, das er um den Hals trug. »Was ist da eigentlich drin?«, wollte sie wissen. »Ein Marienbildnis?«
    »Äh ... ja.«
    Misstrauisch hob sie den Kopf.

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