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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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verzog sich Oratio nach nebenan zu seinem Bruder. Antonio schlug die Tür hinter ihm zu und starrte Laura drohend an. Mit stockendem Atem erwiderte sie seinen Blick. »Du bist wieder da!«, meinte sie, während sie gleichzeitig bemüht war, ausreichend Luft zu holen, um nicht zu schnaufen wie eine kranke Kuh.
    »Allerdings.« Er kam auf sie zu. »Und was finde ich vor? Eine neue Apotheke, die du mit Hilfe dieses blondlockigen Milchgesichts angemietet hast! Genauer gesagt, er hat sie für dich angemietet, für eine Summe, die du hier im Leben nicht erwirtschaften kannst!«
    »Den Betrag, den er mir genannt hat, kann ich leicht zusammenbringen!«, widersprach sie.
    Antonio lachte höhnisch. »Womit wohl erwiesen ist, dass er immer noch keine Gelegenheit auslässt, um dich herumzuscharwenzeln.«
    Verunsichert blickte sie sich in der Offizin um. Der Raum war bestimmt dreimal so groß wie ihre alte Werkstatt, und dasselbe galt für den benachbarten Verkaufsraum. Die Lage war ausgezeichnet, in einem Bezirk, in dem viele wohlhabende Leute wohnten, an einer breiten Salizada und nur wenige Schritte von einem der größeren Kanäle entfernt. Kein mühseliges Schleppen von Säcken oder Ziehen von Karren mehr, keine verzweifelten Überlegungen, wo sie all ihre Erzeugnisse lagern sollte. Es gab sogar einen kleinen Ziehbrunnen im Hof. Die neuen Geschäftsräume waren ideal.
    Und vermutlich hatte Antonio recht mit seinem Verdacht. Es ärgerte sie über alle Maßen, dass sie es nicht sofort selbst erkannt hatte. Die Räumlichkeiten waren ihr außergewöhnlich günstig erschienen, sie hatte es zuerst kaum glauben wollen, als Zuane, den sie um eine Empfehlung gebeten hatte, ihr davon erzählte. Er hatte gemeint, dass das Haus dem Freund eines Freundes gehörte, welcher wiederum ihm einen Gefallen schuldete, von daher wäre es die reine Dummheit, hier nicht zuzugreifen. Er hatte alle Formalitäten für sie erledigt, sie sollte ihm nur künftig quartalsweise die Mietkosten erstatten. Das Ganze war von so himmelschreiender Eindeutigkeit, dass sie sich am liebsten für ihre Naivität geohrfeigt hätte.
    »Ich sehe, dass dir soeben die Erleuchtung gekommen ist«, stellte Antonio befriedigt fest.
    »Ach ja? Was du nicht alles siehst!« Wütend trat sie gegen ein Fass mit frischem, erst halb erstarrtem Schweineschmalz. Etwas davon spritzte heraus und traf ihr Kleid. Das fachte ihren Zorn noch mehr an, und der nächste Tritt fiel fester aus. Das Fass kippte um, und der Inhalt rutschte in matschigen Brocken über den Saum ihrer Gamurra, ihre Sandalen und die Bodendielen.
    Sie gab einen ebenso lauten wie gotteslästerlichen Fluch von sich, nur um sich gleich darauf zu bekreuzigen und die heilige Muttergottes stumm um Vergebung anzuflehen. Mit gesenkten Augen bückte sie sich, um die Bescherung zu beseitigen. Ihr Kleid und ihre Schuhe trieften vor Fett, wahrscheinlich würde sie die Sachen nie mehr richtig sauber bekommen. Auch der Boden würde noch lange ölig glänzen. Mit beiden Händen klaubte sie die Schmalzmasse zurück in das Fass. Dabei wurde sie gewahr, dass Antonio sie beobachtete. Sie schaute zu ihm auf und bemerkte den Ausdruck selbstgefälliger Belustigung in seiner Miene, was sie augenblicklich rasend machte. Ohne nachzudenken, griff sie sich eine Handvoll Schmalz und warf damit nach ihm. Er wich aus, aber er war nicht schnell genug. Der Klumpen traf ihn am Kinn. Verblüfft hob er die Hand und wischte das Fett weg. Ölige Tropfen rannen ihm auf die Brust und befleckten sein makelloses schwarzes Samtwams. Der Anblick entlockte Laura ein Kichern, und gleich darauf brach sie in Lachen aus. In der Hocke auf dem Boden kauernd, äugte sie zu ihm hoch. Mit all dem Schmalz an den Fingern und auf ihren Sachen sah sie vermutlich wie das Schwein aus, dem der ganze Segen entstammte.
    Er tat einen Schritt auf sie zu. »Komm nicht näher«, warnte sie kichernd, die Hand mit weiterem Schmalz erhoben. »Ich kann mich wehren!«
    Er grinste sie an. »Das wagst du nicht.«
    »Wetten?«
    Er rückte vor, und prompt warf sie erneut nach ihm. Diesmal wurde er mitten auf der Brust getroffen. Er brüllte in gespieltem Zorn auf, und mit dem nächsten Schritt hatte er sie erreicht und packte sie. Mit beiden Händen zog er sie vom Boden hoch.
    Die Begierde traf sie wie ein Schlag. Es gab kein Halten mehr und kein Zögern. Er war hier, bei ihr, und sie waren allein. Dies konnte der letzte Tag in ihrem Leben sein, und wer wusste schon, ob es ihr an einem der

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