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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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nicht?«
    »Es geht nun einmal nicht.« Es tat ihr weh, ihn zu sehen, und sie merkte, wie sehr sie ihn vermisst hatte. Er war binnen kürzester Zeit zu einem wichtigen Teil ihres Lebens geworden, nicht nur, weil er von angenehmem Wesen war und ein glänzender Unterhalter, sondern weil etwas an ihm war, das sie tief in der Seele berührte.
    »Was habe ich falsch gemacht?«, fragte er drängend.
    »Nicht du. Ich. Es war mein Fehler, dich zu sehr für mich vereinnahmen zu wollen. Es wäre ... nicht recht.«
    »Warum denn nicht? Ich ... Du fehlst mir so, Laura.« Er stockte, und sein hübsches junges Gesicht war erfüllt von Kummer. »Wenn du nicht da bist, kommt es mir so vor, als würde die Sonne nicht mehr aufgehen!«
    Du fehlst mir auch!, wollte sie schreien, doch sie brachte es nicht über die Lippen, obwohl es nichts weiter als die Wahrheit gewesen wäre. Doch wie konnte sie ihm sagen, was geschehen war? Ledige Mütter galten kaum mehr als die zahllosen Huren, von denen die Stadt förmlich überquoll, eine so verachtet wie die andere, nichts wert in den Augen der Rechtschaffenen und Frommen. Ihre in Schande geborenen Kinder mochten es mit ein wenig Glück und einem reichen Vater zu einem geschützten Leben bringen, so wie es auch Zuane zuteilgeworden war, aber die Mütter waren geächtet und ehrlos.
    »Zuane«, sagte sie unvermittelt. »Wer war eigentlich deine Mutter?«
    Er wurde rot. »Warum willst du das wissen? Gelte ich dir weniger, weil ich ein Bastard bin?«
    »Nein!«, rief sie vehement aus. »Wie kannst du das sagen!« Ruhiger fügte sie hinzu: »Ich möchte es einfach nur wissen. Wir sprachen nie darüber, weil ich weiß, wie wenig du das Thema schätzt, aber ... wer war sie?«
    »Irgendeine Frau, der das schnelle Vergnügen mehr bedeutete als ihre Tugend.« Seine Stimme klang abfällig.
    Laura holte Luft und versuchte, den Stich zu ignorieren, den sie bei seinen Worten fühlte. »Kanntest du sie?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe manchmal nach ihr gefragt, als ich noch ein Kind war, aber Vater sagte, dass ich keine Mutter bräuchte, da ich ja ihn hätte. Eines Tages, es ist noch gar nicht so lange her, hörte ich heimlich, wie Vater und Tante Eugenia sich gemeinsam darüber mokierten. Ihrer Unterhaltung entnahm ich, dass meine Mutter eine leichtfertige Person war und ich das Ergebnis einer kurzen Affäre mit meinem Vater. Eugenia sagte zu ihm: Denkst du noch manchmal an das verdorbene junge Mädchen, das dir in Sünde deinen kostbaren Sohn geboren hat? Woraufhin Vater ganz kühl erwiderte: Zum Glück nicht, denn heute habe ich meinen Verstand wieder . Nach meiner Geburt lud meine Mutter mich anscheinend bei ihm ab und verschwand aus seinem Leben. Ich weiß nicht einmal, wie sie heißt oder ob sie noch lebt.«
    »Oh, Zuane, das tut mir leid!«
    »Warum denn? Ich entbehre sie nicht. Sie ist mir herzlich egal. Was könnte mir eine Frau von so loser Moral bedeuten?«
    Sie hatte das Haus der Näherin erreicht. »Danke für deine Begleitung«, sagte Laura förmlich.
    »Aber ...«
    »Bitte respektiere meinen Wunsch. Es ist besser, wenn wir uns nicht mehr sehen.«
    »Laura, meine Absichten sind ehrbar!«
    »Meine aber nicht«, versetzte sie mit wohlberechneter Grausamkeit. Die Verletzung in seinen Augen zu sehen zerriss ihr fast das Herz, doch wenn sie es ihm jetzt nicht sagte, wann dann?
    »Begreife es besser jetzt«, fügte sie hinzu, die Hand schon am Türklopfer. »Auf keinen Fall erst dann, wenn ich in ein paar Wochen aufquelle wie ein Kürbis.«
    Entgeistert starrte er sie an. »Was ...?«
    »Was ich damit sagen will? Ganz einfach. Ich trage das Kind eines Mannes, dessen Frau ich niemals sein werde. Ich bin ebenso verdorben und ohne Moral, wie es deine Mutter war. Zuane, ich bin nichts für dich, nicht einmal als Begleiterin zum Karneval. Am besten, du vergisst mich ganz schnell.«
    Die Schneiderin öffnete ihr, und bevor Laura in den Laden eilte und rasch die Tür von innen zudrückte, sah sie noch, welche Wirkung ihre Worte auf Zuane hatten. Er stand da, als hätte sie ihn geschlagen, das Gesicht erstarrt in Fassungslosigkeit und Entsetzen.
    In ihr selbst mischten sich Trauer und Bedauern zu einem schmerzhaften Gefühlschaos.
    Leb wohl, mein Freund, dachte sie. Leb wohl, und verachte mich nicht gar so sehr, damit dir wenigstens ein Teil von mir in guter Erinnerung bleibt.
    Mosè saß in einem Lehnstuhl am Fenster, als Laura zu ihm in die Kammer trat. Ein alter Rabbi war bei ihm; er hatte nach

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