Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman
Mansuetta lakonisch. »Und da deine monatliche Unpässlichkeit nun schon zweimal wie durch ein Wunder keine befleckten Leinenstücke hinterlassen hat, machte sie mich freundlich darauf aufmerksam, dass du aller Voraussicht nach schwanger sein dürftest.«
Laura schluckte. Sie verbarg das Gesicht hinter ihrer Schürze und tat so, als wolle sie sich die Tränen abwischen. »Vielleicht verliere ich es ja noch. Viele Frauen haben einen Abort in den ersten Monaten.«
Mansuetta blickte sie scharf an. »Hast du schon einen Versuch in dieser Richtung unternommen?«
»Du lieber Himmel, nein!« Laura legte alle Empörung, die sie aufbringen konnte, in diese Erwiderung, doch vor sich selbst musste sie zugeben, dass sie zumindest daran gedacht hatte. Sie hatte ja hier alles in Reichweite, und sie wusste, wie man es anwendete. Es gab diverse Mittel, mit denen sich spontane Wehen auslösen ließen. Sie verkauften sie im Laden nur in hoher Verdünnung, meist zur Linderung des Wochenflusses und nach starkem Blutverlust infolge schwerer Geburten, aber niemals zum Zwecke einer Abtreibung. Doch Laura wusste genau, dass sie auch dafür taugten, erst recht, wenn man sie in konzentrierter Form einnahm.
Sie hatte den Gedanken erwogen und ihn augenblicklich wieder verworfen. Sie würde lernen müssen, mit der schrecklichen Schande zu leben und der Welt deswegen die Stirn zu bieten. Es war Antonios Kind, vielleicht ein Sohn, den sie in sich trug, und wenn das alles wäre, was ihr von ihm bleiben würde, wollte sie niederknien und dem Allmächtigen für diese Gnade danken. Wenn Gott ihr das Kind vorher nahm, würde sie es als gerechte Strafe für ihre Sünden akzeptieren, doch wenn es ihr geschenkt wurde, konnte keine Macht der Welt verhindern, dass sie ihm eine gute Mutter wäre.
Außerdem war noch Mansuetta da. Wie sehr sie in ihrer Liebe zu einem kleinen Kind aufgehen konnte, hatte sie bereits bei Matteo bewiesen. Erleichterung durchströmte Laura, denn sie erkannte, dass sie tatsächlich nicht allein war. Mansuetta würde ihr beistehen.
Sonnenlicht fiel durch die offene Tür ins Innere der Offizin, gefiltert durch die von der Decke hängenden Kräuter. Mansuettas Haar leuchtete in dem diffusen Licht wie rötliches Feuer, und in ihren Augen tanzten goldene Funken. Auf ihrer Nase tummelten sich Sommersprossen, ebenso wie auf ihren Wangen, die an den Seitenpartien von einem feinen, pfirsichartigen Flaum bedeckt waren. Überrascht gewahrte Laura, wie schön Mansuetta war. Keine Kurzsichtigkeit und keine körperliche Behinderung vermochten diese Ausstrahlung zu mindern, weder das tiefer sitzende Auge noch die herabgezogene Schulter. Kein Mensch, der sie näher kannte, konnte auf den Gedanken verfallen, sie hässlich zu finden.
»Es gibt Linsensuppe, Brot, Käse, Schinken und gedünsteten Kürbis«, sagte Mansuetta. »Du hast bestimmt Hunger nach all der Arbeit.«
»Und wie«, gab Laura, ohne zu zögern, zurück.
Schwer lag der Geruch von Jasminblüten in der Luft, als sie gemeinsam durch den Garten zurück ins Haus gingen.
»Verschwinde für eine Weile. Ich werde schon auf sie Acht geben.« Zuane warf Oratio eine Silbermünze zu, die der Junge mit zielsicherem Griff aus der Luft schnappte, sie kurz anschaute und dann so schnell einsteckte, dass das Auge der Bewegung kaum zu folgen vermochte.
Oratio wechselte einen Blick mit Laura, und man merkte ihm deutlich an, wie ungern er bereit gewesen wäre, den unverhofften Verdienst wieder herausrücken zu müssen.
»Tu, was er sagt, aber bleib in der Nähe«, meinte Laura.
Oratio machte auf dem Absatz kehrt und huschte zwischen die Säulen eines Sottoportegos.
»Wo immer du hinmusst, ich begleite dich«, erbot sich Zuane.
»Es war ein Fehler, dass du noch einmal gekommen bist.« Laura machte keine Anstalten, stehen zu bleiben, sondern setzte ihren Weg zur Schneiderin fort.
Zuane folgte ihr auf dem Fuße und blieb dabei dicht an ihrer Seite. »Dachtest du etwa, ich gebe mich mit einem kurzen Brief zufrieden?« Er zitierte die Zeilen aus dem Gedächtnis. »Lieber Zuane, unsere gemeinsame Zeit war sehr schön, aber wir können uns nicht wiedersehen? Hab Dank für das Angebot, mir Räume für die Farmacia zur Verfügung zu stellen, aber ich kann es nicht annehmen?«
»Es ist genauso, wie ich es dir schrieb«, sagte sie abweisend, jedoch mit einem Unterton von Verzweiflung in der Stimme. »Ich will die Farmacia nicht, und wir können uns auch nicht mehr sehen.«
»Aber warum
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