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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Wirksamkeit Simon nicht hoch genug hatte loben können: Essig.
    Sie hatte einen Händler gefunden, der ihr ganze Fässer davon lieferte, natürlich zu einem Vorzugspreis, weil sie ihn im Gegenzug mit ungewöhnlichen Verfeinerungen seines Produkts versorgte, die wiederum er gewinnbringend veräußern konnte: Kräuter- und Apfelessig. Sie fabrizierte von beidem mehr, als sie selbst verkaufen konnte, folglich ging eine feste Menge davon an den Händler zurück, und den Rest verbrauchte sie zum Putzen.
    Zurzeit jedoch stand die Zubereitung des Jasminöls im Vordergrund. Dreimal jede Woche kam frisch geerntete Ware von der Terraferma, und mindestens einmal holte sie selbst welche ab. Zum Teil noch in der Nacht gepflückt, wurden die Blüten körbeweise von den Bauern, auf deren Ländereien sich die Jasminhaine befanden, bei Morgengrauen auf Traghetti geladen und vor Einbruch der Tageshitze nach Venedig geschafft, wo sie bis zum Mittag verarbeitet wurden. Laura war es gelungen, sich einen Großteil der im näheren Küstengebiet anfallenden Ernte zu sichern. Sie zahlte gut und pünktlich, im Gegensatz zu vielen anderen Kräuter- und Duftstoffhändlern, die sich in diesen unsicheren Zeiten nicht mehr auf Lieferungen vom Festland verlassen mochten und ihre Herstellung lieber auf andere Produkte umstellten.
    Mit gleichmäßigen Bewegungen streute Laura die Blüten auf die dick mit frischem Schmalz bestrichenen Glasplatten, wobei sie darauf achtete, dass die feinen Blätter sich überall an das Fett heften konnten.
    Die Hitze beschleunigte einerseits den Prozess, konnte aber auf der anderen Seite auch verderbenbringend sein. Wurden die zarten Blüten nicht rasch genug aufgebracht, waren sie von Wärme und Lagerung bald so zerdrückt, dass sie unbrauchbar wurden. Auch nach dem Aufstreuen galt es, die richtige Zeit abzupassen. Wartete man zu lange damit, die Blüten wieder von den Platten zu zupfen und neue nachzulegen, konnte die Fäulnis einsetzen. Streute man zu viele auf, konnten sie ebenfalls faulen; nahm man zu wenige, reicherte sich nicht genug von dem Duft an. Und schließlich musste man genau den Punkt treffen, an dem das Fett gesättigt war, was in aller Regel, je nach den herrschenden Temperaturen und der Qualität und Frische der Blüten, etliche Wochen dauern konnte. Laura wechselte den Blütenbelag einen um den anderen Tag aus, und dieser Vorgang musste beständig wiederholt werden, angefangen von der ersten Ernte bis zum Ende des Sommers. Anschließend wurde das angereicherte Fett in Schalen mit Weingeist ausgewaschen, um das Duftöl vom Fett zu trennen; ein mühseliger Prozess, bei dem am Ende jeweils höchstens ein paar Tropfen herauskamen, die nur für eine Handvoll Phiolen reichten.
    Um dieser kleinen Mengen reiner Blütenessenz willen musste sie monatelang schuften, egal, wie müde sie war, egal, ob es regnete oder ob die Sonne schien. Und vor allem ungeachtet dessen, dass die Gedanken an Antonio sie quälten, so sehr, dass sie am liebsten vor Schmerz laut aufgeschrien und die ganze Duftherstellung zum Teufel gewünscht hätte, um sich stattdessen auf den Weg zu machen und nach seinem Grab zu suchen. Irgendwo musste er schließlich begraben liegen, auch wenn es hieß, dass keiner der Gefallenen von Agnadello nach christlichem Ritus bestattet worden sei.
    Raffaele, der verwundet aus der Schlacht zurückgekehrt war, hatte allerdings gemeint, dass es sich hierbei um Gerüchte handle. Viele Soldaten, so hatte er erzählt, seien zwar wegen der einsetzenden Sommerhitze tatsächlich eilig in Massengräbern verscharrt worden, aber mancher mitleidige Geistliche aus einer der benachbarten Contrade habe trotz des päpstlichen Interdikts seinen Segen über diesen Stätten gesprochen, und für den einen oder anderen unbekannten Soldaten habe es sogar ein ordentliches christliches Begräbnis auf einem der Dorffriedhöfe gegeben – meist für diejenigen, bei denen sich noch Wertsachen fanden. Auch Ippolito sei auf diese Weise bestattet worden, dafür habe er selbst gesorgt, nachdem die Franzosen weitergezogen waren. Antonios Leichnam hatte er hingegen nicht gefunden, obwohl er das gesamte Schlachtfeld abgesucht hatte.
    Laura hatte verschiedentlich gehört, dass die Franzosen sämtliche Leichen gefleddert hatten. Sie hatten sich sogar über Raffaele hergemacht, den sie für tot gehalten hatten. Von daher war die Hoffnung, dass Antonio eine Einzelbestattung erhalten hatte, verschwindend klein. Doch nicht nach seinem Grab zu

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