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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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»Jetzt, da ich wieder gesund bin, erst recht. Ich habe täglich satt zu essen, schlafe in einem sauberen Bett, trage Kleider ohne Löcher und feste Schuhe. Und ich sehe hübsch aus. Jedenfalls hat Monna Josefa das gesagt, und ich merke an den Blicken der Männer, dass es stimmt. Ich hätte gern Tiziano hier, aber ich liebe ihn nicht so sehr, dass mich seine Abwesenheit unglücklich macht. Für ihn wird ohnehin immer das Malen an erster Stelle stehen. Hier gibt es genug andere junge Männer. Und auch sonst kann ich nicht klagen. Niemand schlägt mich oder schubst mich herum.« Sie schaute zum Himmel, den keine Wolke trübte. »Das Leben ist schön, und so wie es ist, könnte es für immer bleiben. Wenn alles so ist wie jetzt, wäre ich gern unsterblich. Ich würde nichts ändern wollen. Es ist Sommer, die Luft riecht nach Blumen ...«
    »Das kommt von der Phiole, die ich vorhin geöffnet habe«, versetzte Laura belustigt.
    »Du weißt schon, was ich meine.«
    Laura nickte nachdenklich. »Wenn man sich den Augenblick aussuchen könnte, den man für alle Ewigkeit festhalten würde, wäre es vielleicht eine gute Idee, dafür einen Stein der Weisen zu haben.«
    »Für dich wäre der Augenblick nicht gut genug dafür, oder?« Veronica blickte Laura forschend von der Seite an, während sie beide die belebte Piazza dei Signori überquerten.
    Laura wich einem Tross Soldaten aus, von denen einer ihnen im Vorübergehen eine anzügliche Bemerkung auf Französisch zuwarf. Einer seiner Kameraden streckte die Hand aus, um Veronica einen Klaps aufs Gesäß zu geben. Sie wich ihm lachend aus und eilte gemeinsam mit Laura weiter. Für sie war das Leben zurzeit wirklich so, wie sie es sich wünschte.
    »Nein«, sagte Laura. »Dies wäre nicht der Augenblick, den ich mir für die Unsterblichkeit wünschen würde.«
    »Gab es denn je einen Augenblick, den du gern bis in alle Ewigkeit festgehalten hättest?«
    Laura dachte an Antonio und wollte bereits zustimmen, doch dann zögerte sie. Es hatte Momente gegeben, in denen sie geglaubt hatte, vollkommen glücklich zu sein. Dennoch hatte immer etwas gefehlt. Es war stets nur ein Glück auf Zeit gewesen, gestohlene Stunden verbotener Zweisamkeit. Lauernde Ungewissheit und die Bedrohung durch andere hatten ihre Zusammenkünfte überschattet. Nein, es war kein Augenblick dabei gewesen, den sie bis zur Ewigkeit hätte ausdehnen wollen.
    »Vielleicht kommt ein solcher Augenblick noch.« In ihrer Stimme lag eine Zuversicht, die sie nicht fühlte.
    Die Sonne stand hoch, als sie zu ihrer Behausung zurückkehrten. Mit der Unterkunft bei Monna Josefa hatten sie Glück gehabt, darin waren sie sich einig.
    Sie hatten das gesamte Obergeschoss eines schmucken Häuschens unweit von Santa Maria del Carmine gemietet, mit Blick auf einen der Wasserläufe, die durch die Stadt führten. Es schien ganz so, als steuere ihre Vermieterin mangels ausreichender Einkünfte auf eine ähnliche Situation zu wie der Apotheker, nur dass sie früher angefangen hatte, die finanzielle Lücke zu schließen. Die Miete, die ihr die venezianischen Besucher bescherten, kam ihr zupass, ebenso wie der Umstand, dass sie wegen der Belegung ihrer Räume keine Soldaten einquartieren musste. Zwei geräumige Kammern standen Laura und den ihren zur Verfügung; in der einen nächtigten Matteo und Isacco, in der anderen Mansuetta, Veronica und Laura. Das Haus hatte sogar einen von Mauern umfriedeten Garten, in dem inmitten von allerlei wild wuchernden Kräutern auch Oleander, Rosen und Geißblatt wuchsen, ebenso wie einige alte Kirschbäume, die sich bereits unter den reifen Früchten bogen.
    Sie durften auch Monna Josefas Küche benutzen, unter der Bedingung, dass die Vermieterin mit verköstigt wurde. Eingenommen wurden die gemeinsamen Mahlzeiten in dem großen Salon im Erdgeschoss. Die Umgebung war für Laura von fremdartiger Vornehmheit, doch sie gewöhnte sich rasch daran und stellte fest, dass das Essen in solcher Umgebung tatsächlich besser zu munden schien. Sie saßen rund um einen gewaltigen Tisch mit hochlehnigen Stühlen, speisten von Tellern, die aus Steinzeug statt aus Holz waren, und sie benutzten dazu zierliche silberne Essmesser, ja sogar kleine, zinkenbewehrte Gabeln, mit denen sie erst üben mussten, weil niemand von ihnen zuvor eine in der Hand gehabt hatte. Die Trinkgefäße waren keine tönernen Becher, sondern richtige Glaspokale aus Murano, mit farbigen Verzierungen an den Rändern. Es gab Mundtücher und

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