Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman
Schlafen für sich allein zu haben. In einer der beiden anderen nächtigte seine Mutter, und in der dritten hatte er sich eine Art Kontor eingerichtet, in dem er die geschäftlichen Aufzeichnungen für den Kramladen führte und seine privaten Studien tätigte.
Mansuetta war vor ein paar Monaten einmal oben gewesen, zusammen mit ihrer Mutter, zu einer Zeit, als die gesamte Nachbarschaft davon ausgegangen war, dass Monna Elsa sterben müsse. Doch der pfeifende Husten und das hohe Fieber waren wieder vergangen; nach der Letzten Ölung hatte die alte Frau sich zur Überraschung aller wieder halbwegs erholt, obwohl sie immer noch von einem hartnäckigen Husten geplagt wurde, der sie schwächte und daran hinderte, ihrem gewohnten Tagwerk nachzugehen.
Damals hatte Mansuetta voller Aufregung ihre Blicke umherschweifen lassen, und als sie durch die offene Tür von Isaccos Studierzimmer die Bücher und Pergamentstapel erspäht hatte, war sie sich erneut ihrer eigenen Unzulänglichkeit bewusst geworden. Seither erschien er ihr erst recht in leuchtendem Licht. Er konnte lesen und schreiben und ein Geschäft führen, allein, ohne jede Hilfe.
»Ruf mich, wenn du etwas brauchst«, rief er über die Schulter zurück, bevor er in Richtung Treppe verschwand.
Mansuetta wusste nicht, ob er sie oder seine Mutter meinte, aber schon bei der Aussicht, dass er auf ihr Rufen herbeieilen würde, fühlte sie sich zufrieden, ja beinahe beschwingt.
Sie gab einen Teil der Kräutermischung in einen Becher und goss kochendes Wasser dazu.
»Soll ich wieder von dem Honig hineintun?«, fragte sie, die Hand schon nach dem irdenen Topf auf dem Wandbord ausstreckend.
»Natürlich«, antwortete Monna Elsa. Es klang ungnädig. »Sonst kann man dieses Zeug ja nicht trinken.«
Mansuetta verkniff sich eine sarkastische Bemerkung, etwa in der Art, dass andere Patienten ihren Kräutersud durchaus zu schätzen wussten, ob nun Honig darin war oder nicht. Ja, mehr noch: dass sie sogar mit Freuden dafür bezahlten, während Monna Elsa als langjährige Nachbarin in den Genuss einer kostenlosen Hustenbehandlung kam.
»Nicht diesen Löffel«, befahl Monna Elsa. »Er gehört Isacco. Nimm den anderen, der dort neben dem Herd liegt. Und stell den Honigtopf genauso hin, wie er vorher stand.«
Mansuetta gehorchte verärgert. Die Eigenheiten der alten Frau gingen ihr auf die Nerven.
Sie brachte der Kranken den Becher. »Ihr müsst es langsam trinken, in kleinen Schlucken, aber bevor es kalt wird. Nur so kann es seine heilende Wirkung am besten entfalten. Aber gebt Acht, es ist sehr heiß.«
»Gib schon her, mir ist kalt, ich kann etwas Heißes vertragen.« Monna Elsa verbrannte sich prompt beim ersten Schluck die Zunge und gab ein paar wütende Bemerkungen auf Hebräisch von sich.
Mansuetta setzte sich mit gesenktem Kopf an den Küchentisch und fragte sich, ob sie Isacco wohl heute noch einmal sehen würde. Vielleicht, wenn sie ein wenig länger bleiben könnte ...
»Soll ich Euch eine Kleinigkeit zu essen herrichten?«, fragte sie eifrig. Sie hatte bereits gesehen, dass die Zutaten für das Vespermahl bereitstanden.
»Nein«, sagte Monna Elsa. »Lass die Finger davon. Nichts anfassen. Das macht Isacco. Er mag es nicht, wenn man sein Essen und sein Besteck anfasst.«
»Wie Ihr meint«, erwiderte Mansuetta förmlich.
»Du kannst gehen«, sagte Monna Elsa, und diesmal klang ihre Stimme ein wenig freundlicher. »Vielen Dank, du bist ein gutes Kind.«
Mansuetta schluckte ihren Ärger und ihre Enttäuschung herunter und nickte höflich. Die späte Nachmittagsstunde, auf die sie sich so gefreut und die so verheißungsvoll angefangen hatte, endete in einer Niederlage, einer von vielen, die sie täglich erlebte.
»Bringst du mir morgen wieder deine Kräuter und kochst mir einen Sud?«, fragte Monna Elsa, diesmal deutlich entgegenkommender als bei der Begrüßung. »Ich werde Isacco sagen, dass er Kuchen besorgen soll. Vielleicht magst du auch ein Stück davon.«
Mansuetta merkte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte, und sie wusste jetzt schon, dass sie bis zum morgigen Nachmittag keine ruhige Minute haben würde. »Sicher«, sagte sie leise. »Ich komme gern.«
Laura verlagerte Matteos Körper von der rechten auf die linke Hüfte und fragte sich dabei, wie lange sie ihn noch würde halten können, ohne ihn abzusetzen und auszuruhen. Arme und Schultern taten ihr weh, nachdem sie ihn schon über zwei Stunden geschleppt hatte. Carlo und Antonio hatten ihn stets
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