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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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Begriffe für gut/schlecht, Zustimmung/Ablehnung, Freude/Schmerz, Tag/Nacht, heiß/kalt, richtig/falsch und ›Ich will jetzt nuckeln‹ gelernt habe, obwohl mir Letzteres wahrscheinlich nicht viel nützen wird. Ich werde noch mehr lernen, sobald wir unsere Reise fortsetzen, was wir übrigens schon morgen, gleich beim ersten Tageslicht und mit der gebotenen Eile tun werden. Ich habe vor, diese Trolle mitzunehmen. Hoffentlich haben meine neuen Freunde nichts dagegen, durch die Luft zu reisen. Ich glaube, sie haben mich richtig gern!«
    Sallys Gesicht war eine sorgfältig kontrollierte Maske. »Also, das ist ja wirklich toll, Lobsang. Aber sag mal, arbeitest du wirklich da drin?«
    »Ich gelange zu vorläufigen Erkenntnissen. Bei unseren Freunden handelt es sich offensichtlich um sehr flexible Allesfresser. Kein Wunder, dass man sie überall in der Langen Erde antrifft. Sie sind die idealen Nomaden. Und wahrscheinlich das Ergebnis vieler Millionen Jahre Evolution, seit der Ursprungsbestand des Habilis zu wechseln gelernt hat.«
    »Habilis?«, fragte Joshua.
    » Homo habilis. Der Handwerker. Der Alleskönner. Die ersten Werkzeugmacher in der Entwicklungsgeschichte des Menschen. Wie du siehst, spekuliere ich darüber, ob die Fähigkeit zu wechseln sich womöglich parallel zu der Fähigkeit, Werkzeuge herzustellen, entwickelt hat. Der Fähigkeit, sich vorzustellen, wie aus einem Stein eine Axt werden könnte; sich vorzustellen, dass sich eine Welt von der anderen unterscheiden könnte, und dann in sie hineinzuwechseln. Vielleicht hängt es auch mit der Fähigkeit zusammen, sich je nach den vorhandenen Wahlmöglichkeiten unterschiedliche Zukunften vorstellen zu können: Soll ich heute jagen gehen, oder lieber noch einmal zu diesem üppigen Haselnussstrauch … Wie auch immer, sobald sich eine solche Fähigkeit entwickelt, teilen sich die Spezies auf, und zwar in immer versiertere Wechsler, die sich in alle Winde verteilen, und diejenigen, die weniger versiert oder völlig unfähig dazu sind, zu Hause bleiben und sich den Wechslern gegenüber, die schließlich einen Wettbewerbsvorteil für sich beanspruchen können, womöglich schon bald aktiv feindselig verhalten.«
    »Ein zu Hause zurückgebliebener Zweig der Familie, der auf der Datum die Menschheit erst hat entstehen lassen«, spekulierte Joshua drauflos.
    »Gut möglich. Die archäologischen Untersuchungen meines Kollegen Nelson auf der Erde scheinen darauf hinzudeuten. Aber das ist bloß eine Vermutung meinerseits. Es kann gut sein, dass sich die Fähigkeit zu wechseln schon viel früher entwickelt hat, im Zeitalter der vormenschlichen Affen. Man muss diese Wesen als humanoid bezeichnen, weniger als hominid, jedenfalls, bis eine ordentliche Studie vorliegt und entwicklungsgeschichtliche Verwandtschaften nachgewiesen sind.«
    Joshua war sich des Sturmes, der sich in seinem Kopf zusammenbraute, sehr wohl bewusst; des Drucks, der immer größer wurde, je weiter sie nach Westen kamen, als befände sich die Datum selbst mit ihren Milliarden von Seelen irgendwo vor ihm. Ja, dachte er, schlechtes Wetter für die Psyche, und es nähert sich rasch. Aber was trieb dieses Wetter vor sich her?
    Lobsang sagte nichts mehr, sondern verschwand plötzlich, begleitet vom zufriedenen Grunzen und Maunzen der Trolljungen, wieder in einem Fellhaufen. »Ah, taktile Oberflächen …«
    Und auf einmal gab es keinen Lobsang mehr. Die mobile Einheit war zwar noch körperlich anwesend, aber irgendein untergründiges Element des Schiffes hatte sich aufgelöst.
    Joshua blickte Sally an.
    »Spürst du das auch?«, fragte sie. »Können wir da etwas nicht mehr hören oder sehen? Wo ist er hin? Er kann doch nicht sterben, oder? Oder … zerbrechen?«
    Joshua wusste nicht, was er sagen sollte. Das Schiff blieb in Betrieb, seine Milliarden von Mechanismen surrten und klickten weiter vor sich hin, als wäre nichts geschehen. Aber Joshua konnte inmitten dieser hell erleuchteten Anlage das Kontrollelement nicht mehr spüren, er hatte Lobsang verloren. Etwas Wesentliches fehlte. So war es damals gewesen, als die betagte Schwester Regina gestorben war. Schon seit Jahren ans Bett gefesselt hatte sie die Kinder immer wieder gerne gesehen und kannte trotz allem ein jedes bei seinem Namen. Sie waren stets nacheinander in ihr Zimmer gegangen, ganz aufgeregt von dem Geruch und ihrer papiernen Haut. Und dann war es so, dass etwas, das sie gar nicht so recht wahrgenommen hatten, plötzlich nicht mehr da war. Es war

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