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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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bestanden.«
    »Vielen Dank, Sally, das freut mich sehr.«
    »Du hast in dieser kurzen Zeit einen Ochsenziemer hergestellt?«, fragte Joshua erstaunt. »Leder zu flechten braucht seine Zeit. Wie machst du das?«
    »So gerne ich dir den Eindruck meiner Allmacht vermitteln würde, muss ich an dieser Stelle leider zugeben, dass ich so eine Peitsche bereits an Bord hatte. Ein einfacher und vielseitiger Gegenstand, der nur wenig Wartung erfordert. Können wir jetzt kundschaften gehen?«
    Sie stiegen in eine wüstenähnliche Landschaft hinab. Joshua fand sich in einem breiten Tal wieder, auf dessen Boden wenige zerzauste Bäume ums Überleben kämpften. Die Steilhänge zu beiden Seiten waren von Höhlen durchzogen. Er fand keinen Hinweis auf tierisches Leben, nicht einmal eine Wüstenmaus. Er sah die Reste der eingestürzten Brücke und die rechteckigen Überbleibsel auf dem Boden.
    Das alles vergaß er aber sofort wieder, denn ein Stück weiter im Tal stand ein Gebäude: ein verflixt riesiges Rechteck, das aus der Luft wahrscheinlich nicht viel hermachte, aber von hier unten aussah wie das Hauptquartier eines internationalen Mischkonzerns, der eine Aversion gegen Fenster hatte.
    Angeführt von Lobsang mit seinem Hut gingen sie darauf zu.
    »Im Allgemeinen«, verkündete Lobsang, »verfügt die Wirklichkeit nicht über ein nennenswertes Gespür für Dramatik, deshalb sind solche uralten Fundorte meistens nicht mit wirbelnden Klingen ausgestattet, die einem den Kopf abschlagen, oder mit Felswänden, die plötzlich aufgehen und Pfeile auf einen abschießen. Eigentlich schade! Aber egal, ich habe eine Lehrbuchsammlung mit rätselhaften Symbolen ausfindig gemacht. Die Talhänge scheinen aus hellgrauem Kalkstein zu sein und sind ausgiebig von uns unbekannten Wesen bearbeitet worden. Die Symbole scheinen keinerlei Beziehung zu irgendeiner bekannten, von Menschen entwickelten Schrift zu haben. Im Gegensatz dazu ist das große Gebäude vor uns aus schwarzen Quadern, wahrscheinlich Basalt, errichtet worden, und was das Mauerwerk angeht, nicht besonders sorgfältig verarbeitet. Auf dieser Seite kann ich nichts erkennen, das wie ein Eingang aussieht, aber ich glaube, dass ich noch aus der Luft auf der anderen Seite des Gebäudes so etwas wie eine Schräge gesehen habe, einen Schatten – vielleicht einen Weg nach drinnen.« Dann fügte er todernst hinzu: »Ist das nicht toll? Irgendwelche Kommentare?«
    »Nur den, dass wir fast eine Meile von dem Ding entfernt sind und nicht über dein scharfes Auge verfügen, Lobsang«, sagte Sally. »Hab Mitleid mit uns armen Sterblichen! Warum hast du uns so weit entfernt abgesetzt?«
    »Ich bitte um Entschuldigung. Ich dachte mir, es wäre vielleicht vernünftiger, sich vorsichtig zu nähern.«
    »So macht er es immer, Sally«, sagte Joshua.
    Sie gingen weiter, und das Schiff trieb hinter ihnen her. Am Fuß der Steilwände waren Geröllhalden zu sehen, und hier und da gab es zwischen den verstreuten Bäumen kleine Flecken, auf denen Flechten, Moos und sogar struppiges Gras ein karges Dasein fristeten. Aber immer noch keine Tiere; nicht einmal ein Bussard am Himmel. Es war ein ungastlicher Ort, an dem sich schon sehr lange nichts mehr ereignet hatte, und so würde es wohl auch noch geraume Zeit bleiben. Außerdem war es heiß. Das Sonnenlicht, das durch die Wolken drang, wurde von den Hängen zurückgeworfen, weshalb ihnen die trockene Schlucht schon jetzt wie ein Solarschmelzofen vorkam. Lobsang machte das alles nichts aus. Er schritt so munter aus, als trainierte er für die Olympischen Spiele. Joshua hingegen machten Hitze und Staub zu schaffen, und er fühlte sich immer unbehaglicher.
    Als sie endlich vor dem hoch aufragenden Gebäude standen, sagte Sally: »Meine Güte, seht euch dieses Ding an! Erst aus der Nähe sieht man, wie groß es ist!«
    Joshua ließ den Blick an der senkrechten Mauer emporgleiten. Das Ding war nicht gerade ein architektonisches Wunder, sondern bis auf seine schieren Ausmaße eigentlich eher unspektakulär. Die schwarzen, basaltartigen Steinquader, aus denen es bestand, waren nur grob zurechtgehauen und hatten auch nicht alle die gleiche Größe. Überall sah man Lücken und andere Unzulänglichkeiten, von denen einige von etwas, was wie Vogelmist und kleine Nester aussah, auf natürliche Weise verspachtelt waren, aber selbst das musste bereits vor sehr langer Zeit geschehen sein.
    »Hübsche Architektur«, meinte Sally. »Da hat jemand ›groß, klobig und haltbar

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