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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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erkundigte sich Lobsang.
    »Ja.«
    »Warum hast du mir das nicht längst gesagt?«, fragte Sally wütend. »Mich hast du von den weichen Stellen und von unseren Familiengeheimnissen quasseln lassen. Ich habe mich euch gegenüber geöffnet«, sagte sie fast knurrend. »Und die ganze Zeit über hast du es mir gegenüber verheimlicht?«
    Er sah sie an. Er hatte es ihr nicht gesagt, weil man seine Schwächen für sich behielt, im Heim und an den meisten anderen Orten, an denen er seither hatte überleben müssen. »Ich habe es dir jetzt gesagt.«
    Sie zwang sich dazu, nicht länger darauf herumzuhacken. »Na schön«, sagte sie. »Ich glaube dir. Dann ist das also alles wahr. Ich muss zugeben, dass ich offiziell Schiss habe.«
    Lobsang klang eher begeistert: »Versteht ihr jetzt, warum ich so versessen auf diese Begegnung war? Wir sind einem großen Mysterium auf der Spur, Joshua und Sally! Dem Mysterium vom Ende der Langen Erde!«
    Joshua ging nicht auf ihn ein, sondern richtete seine Aufmerksamkeit weiterhin auf Sally. »Wie haben beide Angst. Aber wir machen uns nichts daraus, stimmt’s? Du läufst nicht davon. Tiere ergreifen die Flucht. Die Trolle müssen fliehen. Wir machen weiter, wir versuchen herauszufinden, was uns solche Angst einjagt und was wir dagegen tun können. Genau so handeln Menschen.«
    »Genau. Bis es uns umbringt.«
    »Ganz genau.« Er erhob sich. »Auch einen Kaffee?«
    Später wurde Joshua klar, dass er besser hätte aufpassen sollen, besonders in den letzten paar Minuten davor. Bei den letzten paar hundert Welten, bei denen das stille Grün unter ihnen von Kratern unterbrochen wurde, die wie Fußspuren von Riesen in den Boden gestampft waren. Er hätte wachsam bleiben müssen, obwohl der Druck in seinem Schädel zunahm. Er hätte Alarm schlagen müssen.
    Er hätte die Fahrt anhalten sollen, bevor das Luftschiff in die Lücke fiel.

45
    P lötzlich fiel Joshua. Dabei stieg er nach oben, entfernte sich vom Boden. Das Aussichtsdeck befand sich immer noch rings um ihn herum, die Wände und die großen Fenster, aber die leuchtenden Anzeigefelder an den Wänden gaben eines nach dem anderen den Geist auf. Durch die Fenster sah er den Schiffskörper, seine beschädigte Hülle, zerrissene silberne Stofffetzen, die vom Skelett des Rahmens weggeweht wurden.
    Dahinter war nur noch die Sonne zu sehen, blendend grell inmitten tiefschwarzer Dunkelheit. Die Sonne war genau dort, wo sie auch vorher gewesen war, aber vom Rest der Welt draußen war nichts mehr zu sehen, als wäre alles – der blaue Himmel, die grüne Welt – wie eine billige Bühnendekoration weggerissen worden. Jetzt rückte sogar die Sonne langsam nach rechts. Vielleicht drehte sich auch nur die Gondel zur Seite?
    Lobsang schwieg, seine mobile Einheit stand fest, aber starr wie eine Statue auf dem Boden. Allem Anschein nach funktionierte sie nicht mehr. Die Katze schwebte, mit einem eindeutig ängstlichen Ausdruck im künstlichen Gesicht, in der Luft und ruderte mit den Vorder- und Hinterläufen. Auf Joshuas Schulter lag eine Hand: Sally schwebte neben ihm, die Haare standen ihr vom Kopf ab wie bei einer Astronautin in einer Weltraumstation.
    Das Deck knarrte. Joshua glaubte, das Zischen entweichender Luft zu hören. Er schien nicht mehr denken zu können. Wenn er zu atmen versuchte, tat ihm die Brust weh.
    Dann setzte die Schwerkraft wieder ein, blauer Himmel erstreckte sich von Horizont zu Horizont.
    Alle fielen auf den Boden, der einen Moment lang die Wand war. Ein Wasserkessel wirbelte quer über das Deck, sehr zum Entsetzen von Shi-mi, die sich mühsam aufrappelte und in eine Ecke verzog. Ringsumher und über und unter ihnen erklang eine Sinfonie sich voneinander lösender Hightechgeräte.
    »Wir haben den Joker aller Joker gefunden, was?«, fragte Joshua. Dann zog sich sein Magen zusammen, und er erbrach sich. Verlegen richtete er sich auf. »Mir ist vom Wechseln noch nie schlecht geworden.«
    »Ich glaube nicht, dass es am Wechseln lag.« Sally rieb sich den eigenen Magen. »Es war die Schwerelosigkeit. Und das plötzliche Wiedereinsetzen der Schwerkraft. Als würde man fallen.«
    »Stimmt. Es ist wirklich passiert, oder?«
    »Ich glaube schon«, antwortete Sally. »Wir haben eine Lücke gefunden. Eine Lücke in der Langen Erde.«
    Die Gondel richtete sich langsam wieder auf, aber jetzt erlosch das Licht an Deck. Nur noch das von draußen einfallende Tageslicht erhellte das Geschehen. Joshua hörte das Kreiseln metallischer

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