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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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ausrichten, dass es einen davon anstieß und damit ein bisschen Wasser hierherbrachte. Sobald es hier mehr Wasser gab, war man sozusagen in trockenen Tüchern … Aber das waren alles Fantastereien. Die Menschheit hatte allem, was ehrgeiziger war als die elektronische Erforschung des Weltraums, den Rücken gekehrt, und zwar schon lange, bevor die Lange Erde entdeckt worden war und eine Unzahl bewohnbarer Welten in Fußnähe zur Auswahl stellte.
    Der Tagtraum fand ein Ende, als Lobsang sagte: »Trolle im Anmarsch. Hat ja nicht lange gedauert. Sie sind natürlich in ganzen Rudeln unterwegs, deshalb sollten wir eine größere Anzahl erwarten. Ich warne dich aber schon vorher: Ich will ihnen etwas vorsingen. Wenn ihr wollt, könnt ihr ja mitsingen.« Er räusperte sich theatralisch.
    Nicht nur die mobile Einheit fing an zu singen. Lobsangs Stimme ergoss sich wie eine Welle über sie, dröhnte aus allen Lautsprechern des Luftschiffs. » Morgenrot, Morgenrot, leuchtest mir zum frühen Tod … « Echos hallten, höchstwahrscheinlich die ersten Echos einer menschlichen Stimme, die es hier je gegeben hatte – oder zumindest einer annähernd menschlichen Stimme, wie Joshua dachte. » Bald wird die Trompete blasen, dann muss ich mein Leben lassen, ich und mancher Kamerad!«
    Sally machte ein erschrockenes Gesicht. »Joshua! Bitte sag mir, dass seine Schaltkreise jetzt nicht völlig durchgeschmort sind. Was zum Teufel singt er da?«
    In kurzen Worten erzählte Joshua ihr die Geschichte des Schützen Percy Blakeney und seiner russischen Gefährten in einem ungewöhnlichen Frankreich, worauf sie noch viel erschrockener aussah.
    Aber die Trolle kamen. Als Lobsang sein trauriges Soldatenlied beendet hatte, war er von Trollen umgeben, die mit mehrstimmigem Jaulen in seinen Gesang eingefallen waren. »Sie sind wirklich gut, was? So was nenne ich kollektive Erinnerung! So, und jetzt habt ein wenig Nachsicht mit mir, während ich herausfinde, was diese Burschen bedrückt.«
    Während sich die Trolle um Lobsang drängten wie große, haarige Kinder um den Weihnachtsmann im Kaufhaus, wichen Joshua und Sally ein Stück zurück, allein schon um ihrer Nasen willen. Die Trolle würden zwar nie auf einen Menschen treten, aber ihr Gestank konnte den Geruchssinn doch auf unangenehme Weise in Beschlag nehmen.
    Andererseits lud diese Welt nicht unbedingt dazu ein, während der Wartezeit einen kleinen Spaziergang zu machen. Hier gab es einfach nichts. Joshua kniete sich hin und hob ein kleines Stück des grünen Flaums auf. Darunter krabbelten ein paar kleine Käfer herum, die nicht einmal irgendwie schillernd gefärbt, sondern einfach nur schlammbraun waren. Er ließ das fusselige Geflecht wieder fallen.
    »Wenn du jetzt da draufpinkeln würdest«, sagte Sally, »würdest du diesen Käfern damit vermutlich einen Gefallen tun. Ehrlich! Ich guck auch weg. Damit würde dieses Fleckchen Erde mehr Nährstoffe bekommen als jemals zuvor. Oh, entschuldige, ist dir das peinlich?«
    Joshua schüttelte geistesabwesend den Kopf. »Nein. Es ist nur ein bisschen unpassend.«
    Sally lachte. »Unpassend! Lobsang singt, umgeben von einer Horde Trolle, auf einem verlassenen Planeten traurige Lieder. Da kommt einem das Wörtchen ›unpassend‹ doch irgendwie unpassend vor, findest du nicht? Aber meine Plomben klingeln jetzt nicht mehr so heftig. Die Trolle ziehen weiter, siehst du?«
    Joshua sah es. Als nähme eine unsichtbare Hand die Figuren von einem Schachbrett, wobei sie die Königinnen und Bauern zuerst holte, gefolgt von den Läufern und Türmen, und zuletzt kamen die Springer und Könige.
    »Die Mütter gehen zuerst«, sagte Sally, »weil sie allem und jedem, was ihre Jungen bedrohen könnte, sofort das Fell über die Ohren ziehen würden. Die älteren Trolle kommen in der Mitte und die Männchen ganz am Schluss, als Nachhut der Marschkolonne … Elfen greifen meistens von hinten an, deshalb muss man sich den Rücken freihalten.«
    Dann waren sie alle weg und hinterließen nichts als eine geringfügig verbesserte Luftqualität.
    Lobsang kam zu ihnen herübergeschlendert.
    »Wie macht er das nur?«, fragte Sally. »Jetzt geht er wie John Travolta.«
    »Hörst du nicht, wie das Fertigungsdeck Tag und Nacht arbeitet? Er verbessert sich pausenlos, ergänzt und erneuert sich unablässig. Vielleicht so, wie unsereins in ein Sportstudio geht.«
    »Ich bin in meinem ganzen Leben noch in keinem Sportstudio gewesen, mein Freund. Wenn man sich alleine in der Langen

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