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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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schwarzem Haar. Er war ein in sich ruhendes Rätsel.
    Laut sagte sie: »Weißt du was, Joshua, nach allem, was so erzählt wird, würde ich vermuten, dass einige der Jugendlichen mit Drogen experimentiert haben. Nur dass sie voller Blätter und völlig zerkratzt waren. Als hätten sie hier mitten in der Stadt einen Waldspaziergang gemacht.«
    Sie machte noch einen Schritt auf ihn zu, und er wich noch einen Schritt zurück.
    Sie blieb stehen und ließ die Hände sinken. »Hör mal, Joshua, ich weiß, dass du die Wahrheit sagst. Weil ich selbst dort gewesen bin. Keine Spielchen mehr. Rede mit mir. Das Kästchen, das du in der Hand hast, sieht sehr akkurat aus, verglichen mit den anderen. Darf ich es mir mal ansehen? Von mir aus stell es einfach hin, und ich nehme es mir, ich will dich nicht reinlegen. Ich will nur herausfinden, wieso Kids aus der gesamten Stadt plötzlich in irgendeinem geheimnisvollen Wald festhängen und schreckliche Angst haben, von Orks gefressen zu werden!«
    Seltsamerweise war Joshua davon beeindruckt. Er stellte das Kästchen auf den Boden und machte einen Schritt zurück. »Das hätte ich gerne wieder. Ich habe nicht genug Geld, um noch mal zum Elektronikladen zu gehen.« Er zögerte kurz. »Glauben Sie wirklich, dass Orks …«
    »Nein. Ich glaube nicht an Orks. Aber ich weiß nicht, was ich denken soll. Du hast mir dein Kästchen hingestellt, und ich lege meine Karte hin, die kannst du nachher aufheben, einverstanden? Meine Durchwahl. Ich glaube, wir sollten miteinander in Kontakt bleiben, du und ich.« Sie ging mit dem Kästchen ein paar Schritte weg. »Sehr gute Verarbeitung!«
    Aber jetzt näherte sich ein weiterer Wagen mit grellen Blinklichtern. Monica Jansson drehte sich um. »Das sind nur ein paar andere Polizisten, die nach dem Rechten sehen«, sagte sie. »Mach dir wegen denen keine Gedan…«
    Ein leises Plopp war zu hören.
    Sie schaute auf das Kästchen in ihre Hand und dann auf den leeren Gehsteig. »Joshua?«
    Joshua merkte sofort, dass er seine Box zurückgelassen hatte.
    Er war ohne die Box gewechselt! Schlimmer noch, diese Polizistin hatte gesehen, dass er ohne die Box gewechselt war. Jetzt steckte er in der Klemme.
    Er war aber entkommen. Also wechselte er immer weiter weg von dort, wo er gewesen war, was dieses weiter weg auch bedeuten mochte. Er hörte nicht auf damit, und er wurde auch nicht langsamer. Er machte einfach immer weiter, einen Schritt nach dem anderen, und jeder Schritt machte sich mit einem sanften Ruck im Magen bemerkbar. Eine Welt nach der anderen, als wären es einfach nur hintereinanderliegende Zimmer. Ein Schritt nach dem anderen weg von Officer Jansson. Immer tiefer hinein in diesen Waldkorridor.
    Nirgendwo war eine Stadt zu sehen, weder Gebäude noch Lichter noch andere Leute. Nur dieser Wald, aber ein Wald, der sich mit jedem weiteren Schritt veränderte. Bäume und Sträucher tauchten bei einem Schritt aus dem Nichts auf und verschwanden beim nächsten, wie die Landschaftskulissen, die die Kinder sich bei den Theateraufführungen im Heim immer umhängen mussten. Nur dass diese Bäume hier echt zu sein schienen, alle hart und fest und tief in der Erde verwurzelt. Manchmal war es wärmer, manchmal ein bisschen kälter. Aber immer umgab ihn der Wald. Und überall herrschte Morgendämmerung. Manche Dinge änderten sich nicht: der feste Boden unter den Füßen, der dämmrige Morgenhimmel. Er freute sich, eine gewisse Ordnung in seiner neuen Welt zu entdecken.
    Die Anweisungen im Internet hatten nicht erwähnt, dass man auch ohne Kästchen wechseln konnte, aber er machte es trotzdem. Bei dem Gedanken daran überkam ihn ein schwankendes Gefühl, als stünde er am Rand einer steilen Klippe. Zugleich war es aufregend, ein Nervenkitzel, wie man ihn nur erlebte, wenn man die Regeln brach. Wie damals, als er und Billy Chambers sich von den Bauarbeitern, die das kaputte Fenster reparierten, eine Flasche Bier geborgt und in einer Ecke des Heizungsraums ausgetrunken hatten. Anschließend hatten sie die Flasche kaputt geschlagen und die Scherben in die Recycling-Tonne geworfen. Bei der Erinnerung daran musste er grinsen.
    Er sprang einfach weiter und machte dabei, falls nötig, den Bäumen Platz. Aber auch die Bäume veränderten sich nach und nach. Die Rinden um ihn herum waren jetzt gröber, die Äste niedriger, mit schmalen, stachligen Blättern. Ein Kiefernwald. Es war auch kälter geworden. Aber es war immer noch ein Wald, und Joshua wechselte immer

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